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Im Gespräch mit Satoshi Kon (Perfect Blue)

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Autor: Ron Carow
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 3, Seite 10, April 1998

Short Line

Zuschauer: Was ist das Besondere an Perfect Blue?
Kon: Nicht nur in Japan herrscht die Meinung vor, Zeichentrick sei nur für Kinder. Meinen Film versteht kein Kind. Für Erwachsene ist er sicherlich auch schwer verständlich. Alle sagten, laß die Finger davon.

Z: Wieso?
K: Es waren alle dagegen, weil es keine Zuschauer für solch einen Film gäbe.

Z: Warum sind Sie mit diesem Film von traditionellen Sci-fi-Elementen wie Robotern und ähnlichem weggegangen, veränderten den Malstil radikal und blieben trotzdem bei markanten Elementen des japanischen Animationsfilms wie Sex'n Crime?
K: Ich glaube, ich wollte die bisherigen Animationsströmungen herausfordern.

Z: Bei Perfect Blue merkt man einen deutlichen Unterschied zu üblichen Anime. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
K: Die meisten Anime sind Science-fiction. Das ist eine Hauptströmung. Man muß es ja nicht immer so machen.

Z: Zu diesem Film wird gesagt, Sie hätten gegen jede Konvention verstoßen und hätten insgesamt einen neuen Stil geprägt...
K: Das ist richtig. Im Rahmen der Unterhaltung werde ich immer versuchen, etwas Neues zu entwickeln.

Z: Wie ist denn die bisherige Reaktion in Japan?
K: Perfect Blue ist noch nicht normal angelaufen. Bei internen Vorführungen vor Journalisten wurde er jedoch sehr positiv aufgenommen.

Z: War der Film von Anfang an als Kinofilm geplant?
K: Es sollte immer ein Kinofilm werden.

Z: Wie hoch waren die Kosten?
K: Ca. 3 Millionen Dollar. (etwa 5 Mio DM)

Z: Wieviele Zeichner waren beteiligt?
K: Ungefähr 15 Hauptzeichner und ca. 100 für einfache Bilder.

Z: Sie schickten einen Teil der Arbeiten also auch nach außerhalb, nach Korea?
K: Ja.

Z: Wie lange dauerte es bis zur Realisierung?
K: Der Vorgang ist etwas anders: Es kam jemand mit der Idee zur Realisierung zu mir. Seit dem Lesen des Drehbuches vergingen dann ca. zwei Jahre.

Z: Gab es Überlegungen, den Film als Realfilm zu machen?
K: Ich bin Japaner. Ich spreche weder Deutsch noch Englisch. Meine Sprache ist Japanisch. Ich kann nur zeichnen. Das ist meine Sprache.

Z: Worin sehen Sie die Vorteile des Animationsfilms?
K: Ich kann zeichnen. Und ich bin der Meinung, wenn ich etwas darstellen will, kann ich es genauer und prägnanter machen.

Z: Wie nähern Sie sich einem Charakter an?
K: In mehreren Phasen. Es gibt Charakterstudien. Und die Figuren werden gezeichnet, immer und immer wieder. Dadurch werden die Charaktere immer realistischer.

Z: Am Ende sagt die Hauptperson, sie sei jetzt sie selber. Was denken Sie als Regisseur? Ist sie ein Popstar oder Schauspielerin?
K: Ich denke, sie wählt Schauspielerin.

Z: Im gesamten Anime ist nicht ein einziger Polizist zu sehen. Ist das Sozialkritik?
K: Nein. Nicht unbedingt. Wenn die Polizei noch mitgespielt hätte, würde der Film nie zu einem Ende gekommen sein.

Z: Warum heißt der Film Perfect Blue?
K: Die Romanvorlage hieß so. Während der Arbeit sind wir etwas davon weggekommen. Der Titel bedeutet nicht so viel... Wenn sie gute Ideen haben, warum der Film Perfect Blue heißen sollte, sagen Sie es mir bitte.

Z: Vielleicht in Analogie zu Blue Prints? (Blaupausen, den identischen Abbildungen realer Objekte)
K: Interessant. Darf ich diese Idee benutzen?

Z: Sind die Verleihrechte in Europa und Amerika vergeben?
K: Bis auf Skandinavien sind sie schon vergeben.

Z: Wie gehen Sie als Regisseur mit Zensur um? In Deutschland müßte einiges herausgeschnitten werden, was zu enormen Inkonsistenzen im Ablauf führen würde.
K: In Japan ist Perfect Blue ab 15 Jahren freigegeben. Während ich zeichnete, habe ich nicht daran gedacht, daß der Film ins Ausland verkauft werden könnte.

Z: Gibt es schon neue Projekte?
K: Ich arbeite eng mit Otomo zusammen. Ich habe Ideen. Es ist aber schwer, ein leistungsfähiges Studio zu finden.

Z: Eine Frage an die Produzentin: Wieso gingen Sie als Produzentin solch ein Risiko ein? Perfect Blue markiert ja immerhin ein neues Genre?
Produzentin: Es war riskant. Aber wir haben uns zur Aufgabe gesetzt, neue Ideen zu fördern und zu verkaufen. Deshalb unterstützen wir solche Projekte.
K: Eigentlich sind Sie noch recht neu auf diesem Gebiet. Das haben wir ausgenutzt.

 

Satoshi Kon, der Regisseur von Perfect Blue, stellte sich nach der Premiere auf der Berlinale '98 den Fragen aus dem Publikum. Diese Niederschrift erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Korrektheit. Durch Übersetzung der Fragen und Antworten können Ungenauigkeiten und Fehlinterpretationen auftreten.

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