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Das Anime-Internetradio Kibo.fm – Ein Interview

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Autor: Jan
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 57, Seite 46, Juli 2009

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Nachdem wir in FUNime 56 das Anime-Webradio NSW-Anime vorgestellt haben, ist es an der Zeit, auch die „Konkurrenz“ zu Wort kommen zu lassen. Sascha Schr�der und Claudia K�hne von kibo.fm (www.kibofm.de) gaben uns ein Interview:

FUNime: Zun�chst das wichtigste: Wie kann man �berhaupt das Programm von Kibo.fm anh�ren?

Kari (Claudia): Das Programm ist �bers Internet zu empfangen. Die Adresse lautet http://listen.kibofm.de. Auf unserer Webseite gibt es auch eine Anleitung f�r die, die sowas zum ersten Mal machen.

FUNime: Wann macht ihr Programm? Rund um die Uhr 24/7? Was spielt ihr?

Kari: Unser Sendetag ist von 17 bis ca. 22 Uhr, wobei wir ab und an auch mal l�nger senden, kommt auf die H�rer an. Im Sendeplan sieht man genau, wann was l�uft. Wir haben auch eine Wochenvorschau f�r die Themen.

Zero (Sascha): Wir senden haupts�chlich japanische Musik, also Anime, J-Rock und J-Pop, wobei wir aber auch das eine oder andere koreanische oder chinesische Lied im System haben.

Kari: Wir planen auch, indische Songs mit rein zunehmen... aber soweit sind wir noch nicht.

Zero: Unser Claim m�sste dann eigentlich lauten „More THAN Japanese Music“, darauf sind wir aber erst sp�ter gekommen.

FUNime: Also ist Kibo.fm kein reines Anime-Radio, sondern eigentlich mehr ein Alternativ-Radio?

Zero: Wir wollen nicht nur zeigen, was in Japan so los ist, und was man gr��tenteils schon kennt. Wir wollen auch auf die Nachbarl�nder aufmerksam machen. Dort gibt es auch gute Musik. Schuld daran ist �brigens unsere Musikredakteurin PaboNeko. Sie hat mit den koreanischen Dramen angefangen.

Kari: Wir spielen grunds�tzlich alles aus Asien, aber Schwerpunkt ist Japan. Wobei wir uns wie gesagt offen halten, ob wir andere L�nder in unser Programm aufnehmen. Tja, und wegen dieser Dramen haben wir lauter Ohrw�rmer. Und die wollen wir teilen mit allen, die auch mal �ber den Tellerrand Japans hinausblicken und neue Musik kennenlernen wollen.

FUNime: Hintergrundmusik aus koreanischen Seifenopern also?

Kari: Nicht nur. Die Serien waren nur die T�r zu einer anderen Welt der Musik. Von dort aus ging es zu „bekannten“ Bands wie No Brain, Cherry Filter und noch vielen anderen.

Zero: Und es gibt viele Bands. Das Problem ist, sie haben kein gro�es Forum, sich hier in Deutschland zu pr�sentieren. Aber genau das gilt auch f�r viele japanische Serien und Bands, so dass sich hier wieder der Verdacht des Alternativ-Radios aufdr�ngt. Mit zwei Schwerpunkten, dem Mainstream einerseits, und dem Alternativprogramm andererseits, haben wir aber ein gut ausgewogenes Programm, und wir k�nnen hoffentlich allen gerecht werden. (Damit wir einen halbwegs guten �bergang haben.)

FUNime: Ok. Vertiefen wir das nicht weiter. Die FUNime ist ja schlie�lich prim�r ein „Magazin f�r Anime und Manga“.

FUNime: Ihr habt gesagt, ihr h�ttet eine Musikredakteurin. Ist bei euch alles straff organisiert, oder wie l�uft das?

Zero: (lacht) Nein. Wir haben die Rollen so verteilt, wie die Vorlieben sind, und wer wieviel Erfahrung und Knowledge mitbringt. Ich bin zum Beispiel f�r den technischen Bereich verantwortlich, also Moderatorencasting, Livegeschichten und den Schnitt der Berichte. Das liegt zum einen an meinem Interesse an Technik, zum anderen daran, dass ich schon bei mehreren Radios den gleichen Posten besetzt habe.

Kari: Ich �bernehme den schriftlichen Teil, das hei�t Berichte auf unserer Homepage, News und sowas in der Art. Ich hab schon immer gerne geschrieben, auch f�r Zeitungen und Zeitschriften (aber alles auf Lokalebene).

Zero: Und Neko ist eine Leseratte und obendrein musikbegeistert. Sie hat eine gr��ere Mangasammlung als sie viele Conventions in der Manga-Bibliothek stehen haben.

Kari: Aber trotzdem sind wir ein Team. Jeder darf einen Manga rezensieren wenn er will oder auch News schreiben. Aber was die Bereichsleitungen angeht, haben wir eine grunds�tzliche Struktur drin, das stimmt. Die muss auch sein, sonst g�be es Chaos. Und das w�re dann nicht das erste Webradio �berhaupt (nicht nur in unserem Genre), das wegen organisatorischen Problemen zugrunde geht.

FUNime: Kommen wir gleich auf eure Webseite zu sprechen. Die gab es ja schon weit fr�her als euer Webradio, richtig? Was ist Kibo.fm nun eigentlich: Ein Webradio mit Zusatzinfos auf der Homepage oder umgekehrt?

Kari: Das stimmt, unsere Webseite gab es schon vorher. Das hatte den Grund, dass wir vorher schon eine Pr�sentationsfl�che hatten, auf der wir zeigen k�nnen, wie Kibo.fm nach Sendestart aussieht. Au�erdem braucht man f�r so ein Projekt Partner und Sponsoren, und wenn man dann keine Homepage hat, ist das schon doof. Wir wollen den H�rern eine Plattform bieten, �ber die sie sich austauschen k�nnen. Und daf�r ist eine Homepage unabdingbar.

Zero: Man muss Seite und Radio als Gesamtes sehen. Das eine ist ohne das andere nichts. Man denke an „richtige“ Radios. Unsere Webseite ist sowohl Informationszentrale f�r die News, die wir im Radio haben, sowie schriftliche Berichte der Cons, auf denen wir waren, als auch Zugang zur Community, ohne die wiederum das Radio nicht funktionieren kann.
Aber grunds�tzlich steht nat�rlich das Radio im Vordergrund. Nur dass das Radio ohne Homepage genauso wenig funktioniert wie die Seite selbst ohne das Radio.

FUNime: Aha. Ich sehe bei euch t�glich zwei Stunden moderiertes Programm. Auch jetzt m�sste Kari eigentlich am Mikro sitzen. Was f�r Sendungen habt ihr genau?

Zero: Richtig, w�hrend wir hier mit dir chatten, sendet Kari die Sendung „Nippon Rocks“, unsere Rocksendung. Unser Programm reicht von J-Pop, �ber eben genannten J-Rock bis hin zu Anime, Manga, Lifestyle, Kultur und nat�rlich auch den anderen L�ndern China und Korea. Wir senden nur zwei Stunden, beziehungsweise vier, weil wir beide voll im Berufsleben stehen. Aber wir haben weitere Sendungen in Vorbereitung, die wir mal angehen, wenn unser Team gr��er ist.

Kari: Daneben haben wir noch zwei Sendungen von zwei netten Kollegen. Das ist einmal eine Gamessendung, in der �ber alle Games berichtet wird, und dann die offiziellen Japanischen Verkaufscharts. Nat�rlich haben wir auch eine Sendung, die sich nur um die Cons dreht, auf denen wir waren, und von denen wir von vor Ort berichten. Wir zeichnen es auf und senden es sp�ter. So haben die was davon, die nicht da waren, und die, die interviewt wurden.

Zero: Die erste Con dieses Jahr war der Anime Marathon. Dort haben wir insgesamt drei Stunden Sendung rausgekriegt mit vielen Infos und allem, was wissenswert ist �ber die Con und das Programm. Die Zuh�rerzahlen sprachen B�nde, unser Konzept scheint anzukommen. Weiter geht’s dann in diesem Jahr auf der CoNTopia in Wuppertal und den „wichtigen“ Cons AnimagiC und Connichi.

FUNime: Wie viele Leute arbeiten an Kibo.fm mit?

Kari: Zur Zeit arbeiten (mit Grafikerin) sechs Leute mit. Das teilt sich auf in vier Moderatoren (Kari, Zero, Shinichi und Sarina) sowie eine Redakteurin (PaboNeko) und eine Grafikerin (Yuukiy), die das Maskottchen entworfen hat. Heute abend kommt noch eine weitere Redakteurin dazu, Naka. Sie ist f�r den Bereich „J-Rock/Visual Kei“ zust�ndig.

Zero: In nicht allzuferner Zukunft hoffen wir aber, das Team um weitere Mitglieder verst�rken zu k�nnen.

FUNime: Wo hakt es?

Zero: Nun, das allgemeine Problem ist: Wer hat heutzutage noch Lust auf Internetradio? In Zeiten von Youtube und Last.FM kann man sich seine Musik anh�ren, wann man will. Moderatorenfrei und dank Programmen wie Audacity kann man die Musik mitschneiden und immer wieder anh�ren. Au�erdem kaufen sich viele auch einfach die CDs, entweder in Online-Stores oder per Import bei eBay. Und dann kann man sich „seine“ Musik sogar anh�ren, wenn man im Auto sitzt. Ein Nachteil, den das Webradio auf absehbare Zeit wohl noch haben wird.

FUNime: Das klingt aber nicht so zuversichtlich! Ihr habt ja erst vor ein paar Wochen mit Kibo.fm begonnen. Wird das ganze bald wieder eingestampft?

Zero: Nein! Definitiv nein! Wir hoffen, dass unser Konzept mit Gewinnspiel, mit Community, mit Spa�, aber auch mit wissenswerten Infos die Leute anlockt und diese dann zu festen Stammh�rern werden. Lustige Aktionen tun ihr �briges. Au�erdem versuchen wir, immer up-to-date zu sein. Deshalb posten wir auch auf unserer Webseite st�ndig News. Jede Woche verlosen wir einen Manga, den wir aktuell rezensieren. Zus�tzlich Sondersendungen wie zum Beispiel zum 1. Mai oder an Weihnachten.

Kari: Au�erdem sind wir pr�sent auf Cons, und haben au�erdem Vergleichsm�glichkeiten zu fr�heren, �hnlichen Webradioprojekten. Auch dort waren die Zahlen zwar im Vergleich zu „richtigen“ Radios eher ein Verlustgesch�ft.

Zero: Aber es hat Spa� gemacht, und darauf kommt es an. Au�erdem kann man nach knapp zwei Monaten noch nicht absch�tzen, wie es sich entwickelt. Wir warten den ConSommer ’09 einfach ab.

FUNime: Ok. Zuh�rer habt ihr aber?

Zero: Nein, aber das kann ja noch kommen! (lacht) Nein im Ernst. Wir sind mit den Zuh�rern aktuell relativ zufrieden f�r den Anfang. Nat�rlich ist nach oben hin noch sehr viel Spielraum, und wir sind noch nicht die Raute.FM der Szene, aber wir arbeiten dran, um noch mehr Zuh�rer zu gewinnen. Zahlen k�nnen wir nat�rlich nicht nennen. Aber wir wissen von vielen Radios, dass der Anfang nicht leicht ist, und man um H�rer k�mpfen muss, so krass es klingt. Aber unser Konzept ist eine starke Waffe. Wir m�ssen sie nur richtig einsetzen.

FUNime: Ihr bekommt ja Feedback �ber eure Webseite. Euer Mix kommt jetzt schon an, oder stehen da Ver�nderungen ins Haus? Wie geht ihr allgemein mit H�rerw�nschen um?

Kari: Der Mix kommt super an. Klar, man kann es nicht allen Recht machen, das k�nnen auch 1Live oder FFN nicht. Aber wir versuchen, so viele W�nsche zu erf�llen wie m�glich. Vorausgesetzt a) wir haben sie (wir d�rfen nicht von Myspace & Co. senden, GEMA-Richtlinien), und b) es passt (J-Rock in einer Anime-Sendung, bzw. umgekehrt passt oft nicht wirklich).

Zero: F�r alle Musikw�nsche, die wir wegen b) nicht erf�llen k�nnen, gibt’s eine Extrasendung namens „Kibo.FM – Wunschzeit“.

Kari: Das Skript, dass wir benutzen, ist handgekl�ppelt von Zero. Das war mal eine Azubi-Aufgabe, die nun als Skript f�r uns dient. Und die H�rer sind froh �ber so eine �bersichtliche M�glichkeit der Wunscheingabe. Damit ersparen wir uns gleich zwei Probleme. Erstens gehen die Musikw�nsche so nicht unter, wie es zum Beispiel im Chat der Fall ist. Bei zeitweise 15 aktiven Chattern ist ziemlich viel los, und da muss man aufpassen, dass man nicht irgendwas �bersieht. Wir sind ja nunmal auch verantwortlich im Sinne des Jugendschutzes.
Zweitens haben wir nicht das Problem, dass Musikw�nsche kommen, die wir nicht erf�llen k�nnen. Ein „Haben wir nicht“ �ber den Stream zu schicken ist eben doch ein wenig doof.

Zero: Alternativ gibt es aber auch eine Mail-Adresse, an die W�nsche geschickt werden k�nnen.

FUNime: Kommen wir nochmal kurz zur Technik: Womit arbeitet ihr? Alles selbstgemacht oder zugekauft?

Zero: Technisch sind wir ein wenig komplexer als andere Internetradios. Normalerweise gen�gt ein PC und ein Mikro zum Senden. Damit habe ich auch mal angefangen, das ist aber schon lange her. Aber ich hab irgendwann mal im Lokalradio gearbeitet, und seitdem arbeite ich mit einem Gro�membranmikrofon per Mischpult. Die alte L�sung ist auch qualitativ eine ganz andere, niedrigere Liga als die technisch aufw�ndigere. Die technischen Ger�te sind aber alle gekauft. Selbst basteln ist mir ehrlich gesagt noch zu komplex. In das Mischpult gehen alle Signale, zwei Mikros, mein Musiklaptop, sowie ab und an zwei CD-Player und ein MD-Player f�r die Interviews. Vom Mischpult aus geht’s dann in unseren Sende-PC und von da aus per Streaming-Software auf den Server.

FUNime: Und der reicht f�r wieviele H�rer?

Kari: Zur Zeit k�nnten wir 50 H�rer auf den Stream lassen. Aber wenn es Knall auf Fall kommt, haben wir nach oben fast unbegrenzt Luft. Sofern es unser Geldbeutel zul�sst. Das betrifft auch deine Frage nach einem 24/7-Stream. Auch das kostet Geld, im schlimmsten Fall mehr als 1500 Euro pro Jahr. Deshalb ist das, so hart es klingt, eine Kosten-Nutzen-Rechnung, die zur Zeit noch dagegen spricht, aber wir halten uns die Option offen, wenn der Andrang gro� genug ist.

Zero: Je mehr H�rer wir haben, desto mehr m�ssen wir nicht nur an Serverkosten tragen, die GEMA und die GVL wollen auch ihr Geld daf�r, dass wir Musik spielen. Und die Kosten daf�r machen 90% unserer monatlichen Kosten aus. Wir waren irgendwie in der Planungsphase auf dem Holzweg, als wir dachten, sind ja keine deutschen Titel, das interessiert ja niemanden von der GEMA. Gott sei dank haben wir den Irrtum aber noch rechtzeitig bemerkt, und m�ssen deshalb knapp 700 € im Jahr f�r GEMA und GVL aufbringen.
Deshalb ist das alles eine Kostenfrage. Zur Zeit k�nnen wir es noch nicht tragen.

FUNime: Wie finanziert ihr euch?

Kari: Den L�wenanteil finanzieren wir aus eigener Tasche. Das sind knapp 60%. Die anderen 40% sind von Sponsoren finanziert.

Zero: Wobei man da sagen muss, dass wir zur Zeit nur zwei Sponsoren haben, die diese 40% tragen. Also ist es auch f�r Sponsoren eine gewaltige finanzielle Belastung.

Kari: Die anderen Partner, die wir haben (ungef�hr 16 St�ck) helfen uns mit Sachpreisen oder Werbung in Magazinen, auf Webseiten oder wir d�rfen unsere Flyer an ihren St�nden auslegen. Auch haben wir Verlage, deren Mangas wir rezensieren d�rfen. Das macht nicht nur Spa�, sondern bietet auch die M�glichkeit, dass man sich Mangas kauft, die man normalerweise nicht kaufen w�rde. Das haben wir bei PaboNeko gesehen. Sie fand mit einem Mal die deutschen Mangas von Bianka Minte-K�nig richtig cool, wobei sie vorher immer sagte, sie w�rde nie deutsche Mangas lesen. Und nat�rlich gibt es auch die Conventions, auf die wir als Presse k�nnen. So k�nnen wir gute Berichte liefern, ohne was zu bezahlen.

FUNime: Und Spenden sicherlich?

Zero: Nein, alles aus eigener Tasche.

Kari: Bisher bieten wir unseren H�rern keine M�glichkeit zu Spenden...

Zero: ...und das ist auch nicht geplant.

Kari: Unsere H�rer sollen nicht daf�r spenden, um unsere Qualit�t zu sichern, das ist Aufgabe der Radioleitung. Und diese Aufgabe machen wir auch gerne. Wir haben Kibo.fm gegr�ndet, weil uns beiden Radio Spa� macht. Und dabei wird es auch bleiben.

Zero: Aber wer wirklich was spenden will, der darf es gerne tun. Wir verlangen es aber nicht.

FUNime: Dann danke ich euch beiden f�r das Interview!


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