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Autor: |
Karsten Schubert |
Artikel erschienen in: |
FUNime Nr. 57, Seite 23, Juli 2009 |
Was ben�tige ich f�r eine Blu-ray-Anlage?
Zun�chst einmal mindestens einen HD-Ready-Fernseher oder -Projektor mit einem m�glichst gro�en Bild und mindestens einem HDMI-Eingang. Ab Bilddiagonalen gr��er einem Meter kann auch Full-HD schon etwas bringen, aber nach M�glichkeit nicht das billigste Ger�t, sondern ein Ger�t, das auch bei normalen Fernsehsignalen oder DVD ein ordentliches Bild mit realistischen Hautt�nen liefert. Farbumfang, reale Bildkontraste, ein guter Schwarzwert und brauchbare Scaler sind in der Realit�t weit mehr wert als eine gr��ere Aufl�sung – unabh�ngig von der Zuspielung.
Davon abgesehen gibt es eigentlich nur Optionen. Bei Projektoren zwingend, bei Fernsehern sehr empfehlenswert ist eine getrennte Tonanlage. So formsch�n flache Displays sind, f�r die Toningenieure sind diese Geh�use wahr gewordene Alptr�ume. Egal, was f�r tolle Werbespr�che kommen, in der Realit�t ist jede billige Stereoanlage deutlich �berlegen, auch solche Billig-Surroundsets, die Verst�rker und kleine Boxen mitbringen. Das macht sich schon beim Fernseher in einer extrem verbesserten Sprachverst�ndlichkeit bemerkbar (wenn dieser auch einen Ausgang f�r den Ton besitzt!) und erst recht bei DVDs. Wer schon f�r DVD eine ordentliche Surroundanlage besitzt, kann den folgenden Abschnitt �berspringen, denn praktisch alle Blu-ray-Player bieten zumindest einen optischen Digitalausgang, f�r �ltere Receiver bieten viele Hersteller etwas teurere Blu-ray-Player mit 5.1- oder 7.1-Ausg�ngen an.
Wer jetzt erstmals wirklich �ber Heimkino nachdenken will, dem sei das Surround-Special aus der FUNime 37 ans Herz gelegt
(/html/reviews/misc/f37_surround_special.html).
Alles, was dort steht, ist im wesentlichen immer noch g�ltig. Lediglich bei den Preisen und Features der Receiver hat sich etwas getan. So gibt es inzwischen schon durchaus brauchbare Verst�rker von 200 Euro an aufw�rts, die auch durch die Bank weg Lautsprecher vern�nftig ansteuern k�nnen, sie unterscheiden sich prim�r in Bezug auf Anzahl und Qualit�t der verwendeten Ein- und Ausg�nge. Dabei sollte man praktisch keine vern�nftigen Surround-Verst�rker finden k�nnen, die nicht mit Schraubverschl�ssen f�r Lautsprecher kommen, und sie sollten auch HDMI-Eing�nge und automatische Einmessung besitzen. Ab 400-500 Euro kann man dann auch schon �ber 7.1 reden. Aufgrund dieser �nderungen wird inzwischen dazu geraten, mindestens 3/4 des Budgets f�r die Lautsprecher zu reservieren! Wer allerdings ein Budget von mindestens 1000 Euro nicht schultern m�chte, sollte �berlegen, ob er sich das System nicht lieber nach und nach aufbauen will. Die Anlage wird es einem danken, denn die Lautsprecher veralten im Gegensatz zu Receivern und Displays praktisch nicht.
Bringt mir Blu-ray etwas?
Ob sich Blu-ray f�r jemanden lohnt, l�sst sich pauschal leider nicht sagen. Es gibt Spezialisten, die behaupten, schon bei einem 32-Zoll-LCD aus 3-4 Metern eindeutig sehen zu k�nnen, ob eine DVD oder Blu-ray eingelegt ist (das ist im Prinzip nur vorstellbar, wenn sie entweder katastrophale DVDs haben und/oder Player oder Displays mit miserablen Upscalern einsetzen, wenn solche Leute dann auch noch zu Full-HD Displays bei kleinen Bildiagonalen raten), w�hrend es auf der anderen Seite auch Menschen gibt, die bei Bilddiagonalen von drei Metern mit erstklassigem Equipment den Unterschied nicht wahrnehmen k�nnen.
Prinzipiell bietet die Blu-ray 1920 x 1080 Bildpunkte, w�hrend man bei der DVD maximal Bilder mit 768 x 576 Punkten �bertragen kann. Au�erdem speichert die Blu-ray im Normalfall Vollbilder, w�hrend die DVD von sich aus nur Halbbilder speicherte und eine Information, wie diese Halbbilder zusammengeh�ren, wobei es h�ufig Fehler gab – doch moderne Displays sind nun mal auf Vollbilder angewiesen.
Dank einer vierfach h�heren Datenrate und modernerer Kompressionsverfahren kommen einige typische Kompressionsartefakte der DVD vor allem in nebligen oder dunklen Szenen im Normalfall nicht mehr vor.
Aufgrund der gr��eren Datenrate der Blu-ray werden die Tonspuren im allgemeinen auch mit einer h�heren Datenrate abgemischt. Des weiteren bieten sowohl DTS als auch Dolby Digital spezielle HD-Formate an, die verlustfrei komprimieren. Auch PCM (das Kodierungsverfahren der alten CD) kommt inzwischen mit gr��eren Datenraten wieder h�ufiger vor.
Was f�r einen Blu-ray-Player brauche ich?
Zum Ausprobieren gen�gt der billigste Player, den man finden kann, was im allgemeinen auf 100-150 Euro hinauslaufen kann. Im Gegensatz zu den Displays oder Projektoren hat die Wahl des Players einen sehr geringen Einfluss auf die Bildqualit�t und die Unterschiede in Bezug auf den Ton sind nicht der Rede wert. Es hat praktisch jeder Player Stereo-Cinch-Ausg�nge f�r den normalen Stereoton. Bei praktisch allen Playern wird nicht etwa ein HDMI-Kabel mitgeliefert, sondern immer noch ein altert�mliches Video-Cinch-Kabel, mit dem �berhaupt kein HD-Signal �bertragen werden kann. Au�erdem bieten sie praktisch alle einen klassischen optischen Digitalanschluss, �ber den die relevanten Anteile �bertragen werden. Die verbleibenden Reste sind bei etwa 95% aller Surround-Anlagen sowieso nicht h�rbar. Selbst gestandene Tontechniker, die routinem��ig Hollywood-Blockbuster mit ihrem Ton versorgen, geben zumindest unter der Hand zu, dass sie die verbleibenden Unterschiede nicht wahrnehmen. Der Unterschied der HD-Tonspuren besteht im wesentlichen darin, dass man mehr Aufwand in die Tonabmischung steckt und diese Unterschiede h�rt man dann h�ufig genug auch noch mit einer klassischen Stereoanlage...
Worin unterscheiden sich die Blu-ray Player?
Zun�chst einmal im sogenannten Profil. Der Gro�teil aller �lteren Player unterst�tzt von sich aus nur das so genannte Profil 1.0, womit praktisch nur der Film selbst abgespielt werden kann und auch die Features auf leicht erweiterte DVD-Features fixiert sind. Mit Profil 1.1 kam Unterst�tzung zus�tzlicher Audio- und Videodatenstr�me hinzu, womit man praktisch alle heute n�tzlichen Features wie zum Beispiel Kommentarspuren, bei denen man die beteiligten Mitarbeiter und Schauspieler sogar sehen kann, oder Making-of-Einspielungen w�hrend des Films nutzen kann. Dann kam auf Forderungen der Filmindustrie auch noch das Profil 2.0 hinzu, womit die Player in der Lage sind, Inhalte aus dem Internet nachzuladen. Die Ergebnisse dieses Features sind jedoch bislang vollkommen sinnlos: Wer wartet minutenlang, um sich Bilder der Schauspieler auf dem roten Teppich bei der Filmpremiere oder HD-Werbetrailer herunterzuladen, wenn er vergleichbare Dinge schneller und effektiver am Computer ansurfen kann? Kein Wunder, dass die meisten Hersteller dazu �bergegangen sind, dieses Feature nur zu unterst�tzen, wenn der Kunde zuerst eine SD-Karte als Zwischenspeicher eingelegt hat.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Versorgung mit Updates durch den entsprechenden Hersteller, da es leider immer wieder Probleme mit neuen Blu-rays geben kann.
Auch bei der Geschwindigkeit gibt es teilweise gravierende Unterschiede, die auch noch von Disc zu Disc unterschiedliche Ergebnisse liefern k�nnen. Noch stellt hier die Playstation 3 das Optimum dar, ja zum Teil sind sogar teurere Player deutlich langsamer als die billigen Player, denn die neueren Player von Samsung und LG holen deutlich auf und auch die aktuellen Player von Panasonic BD-35 und aufw�rts oder der Pioneer BDP-51 sind im allt�glichen Betrieb nicht so deutlich langsamer, dass es st�ren w�rde. Dabei stellen ihre F�higkeiten beim Upscalen von DVDs und auch beim Feintuning des Blu-ray Bildes inzwischen eine deutliche Verbesserung dar. Von Vorteilen im Energieverbrauch und bei der Lautst�rke erst gar nicht zu reden.
Daher wird die Playstation 3 inzwischen nicht mehr als idealer Blu-ray Player angesehen. Es ist damit zu rechnen, dass sie in K�rze auch in Bezug auf Geschwindigkeit abgeh�ngt wird.
Ein weiterer Unterschied ist eine schon beinahe klassische Fehlerquelle: die Spannungsversorgung. Zwar arbeiten die Ger�te intern und auch bei der Weiterleitung digital, doch Spannungsschwankungen und Spitzen sorgen immer noch f�r �bertragungsfehler. Allerdings beherrschen die meisten Hersteller ihr Handwerk, so dass man ordentliche Ger�te schon f�r unter 300 Euro bauen kann.
Mit was f�r Problemen ist zu rechnen?
W�hrend es zu Beginn noch gr��ere Probleme mit HDMI gab, wenn die Signale nicht direkt an das Display oder den Projektor gegeben wurden, sondern �ber den Umweg eines Surroundreceivers gingen, sollten derartige Probleme inzwischen kaum noch auftauchen. Daf�r hat man zwei andere grunds�tzliche Probleme des Standards entdeckt:
Zun�chst einmal die Verwendung von Java statt einer einfacheren Scriptsprache – dies hatte prim�r politische Gr�nde. Was damals die entsprechenden Verantwortlichen vollkommen �bersehen haben, ist die Vielzahl von M�glichkeiten, die einem in Java zur Verf�gung stehen, um bestimmte Wirkungen zu erzeugen. Immer wieder verbessern und optimieren die Masteringstudios ihre Quellcodes und sto�en dabei in einer Vielzahl von Playern auf Firmwarebugs oder grunds�tzliche Ressourcenprobleme.
Auch die Erlaubnis an Fox, einen grunds�tzlich wirkungslosen zus�tzlichen Kopierschutz namens BD+ zu programmieren, stellt ein Problem dar. Regelm��ig wird die jeweils neueste Version dieses Schutzes unterlaufen und Fox versucht aufw�ndig mit jeweils anderen Tricks, diesem Problem zu entkommen, wobei sie inzwischen regelm��ig auch die eigenen Standards gebrochen und damit zahlreiche Player lahmgelegt haben.
Die Playstation 3 ist diesen Problemen bislang im allgemeinen aus zwei Gr�nden entkommen: h�ufige Firmwareupdates und alle Hersteller pr�fen ihre jeweils neuesten Master gegen die PS3. W�rde man dort entsprechende Bugs triggern, w�rde man sofort den eigenen Code �berarbeiten.
In den USA sind jedoch bereits im Herbst letzten Jahres erste Blu-ray Player f�r unter 100 US$ verkauft worden. Dementsprechend sind dort gerade unter den Kunden, die einfach mal Blu-ray ausprobieren wollen, andere Player recht verbreitet. Und wenn diese Player versagen, weil sie zum Beispiel noch nie upgedatet wurden, kommen die Kunden zu sehr unerw�nschten Schlussfolgerungen. Es deutet sich immer mehr an, dass in der Hinsicht etwas geschehen muss, wenn die Blu-ray nicht auf ewig ein Nischenmedium bleiben will! Zwar hat die Blu-ray inzwischen einen Marktanteil von 10%, doch es wird zunehmend schwieriger, die neuen Kunden vom Nutzen der Updates zu �berzeugen, w�hrend es f�r die Hardwarehersteller zum unkalkulierbaren Kostenfaktor werden kann, wenn man auf Jahre hinaus die uralten Ger�te unterst�tzen soll.
Doch man hatte nat�rlich beim Blu-ray Standard auch noch andere wichtige Dinge zu regeln, zum Beispiel den Regioncode, der bei der DVD irgendwie sehr einfach zu umgehen war. Daher setzte man sich auf mehreren Seiten ausf�hrlich damit auseinander, was die Hardware-Hersteller nicht machen durften, um daf�r zu sorgen, dass der Kunde, mit anderen Worten der potentielle Raubkopierer und Gesetzesbrecher, den Regioncode wechselt. Das ist auch wirklich deutlich aufwendiger geworden. Zwar gibt es inzwischen bei einschl�gigen H�ndlern wie
www.dvdplayer.de
Codefree-BluRay-Player zu kaufen, doch aus einem Player f�r unter 400 Euro wird da gerne mal ein Player f�r mehr als 500 Euro.
Wo geht der Trend hin?
Aus Sicht der Playerhersteller wird der Trend so langsam klar, vor allem versteht man inzwischen, was ein Samsung-Vertreter damit meinte, dass Blu-ray lediglich kurzfristig interessant sei. Es ging dabei gar nicht so sehr um die Frage, ob und in wieweit sich die Blu-ray auf dem Markt durchsetzen kann, sondern ein Player kann nur Blu-ray unterst�tzen oder nicht. Es ist jedoch nicht m�glich, sich mit einer besseren Qualit�t bei der Blu-ray derart stark abzusetzen, dass man genau diesen Player kauft und nicht ein Konkurrenzprodukt. Damit gewinnen andere Kriterien an Bedeutung und genau dies ist an den neueren Playern von LG, Samsung und Panasonic deutlich zu erkennen: Ihre grunds�tzliche Hardware wurde prim�r daf�r entwickelt Blu-ray-2.0-Discs abzuspielen, doch diese Grundanforderung wurde deutlich erweitert. Jetzt hat man dort tats�chlich die besten Upscaler verbaut, die der jeweilige Hersteller zur Verf�gung hat, w�hrend man noch vor kurzem einige dynamische Filter den DVD-Playern vorbehielt. Gleiches gilt f�r solche Dinge wie USB-Anschl�sse f�r externe Festplatten. Und wenn man sich schon den Aufwand macht, einen kompletten Internet-Zugang f�r Blu-ray zu entwickeln, kann man diesen Zugang auch daf�r nutzen, Streaming-Dienste aus dem Internet abzurufen. Das l�uft in Deutschland im Moment lediglich auf Dienste wie YouTube hinaus, doch in den USA kann man sich damit bereits Filme von Amazon herunterladen. Mit anderen Worten: Blu-ray ist nur noch eine Option unter vielen. Und gerade beim Upscalen von schlechteren Materialien, den unterst�tzten Formaten und den unterst�tzten Streaming-Diensten wird man sich leichter absetzen k�nnen. Das Blu-ray-Konsortium hat wohl nicht ohne Grund die Lizenzkosten pro Blu-ray-Player deutlich gesenkt: von etwa 30 US$ pro Player auf 10 US$ pro Player. Denn bei diesen Playern z�cken auch gerne mal die Hersteller die Rechenschieber: Wie viel Geld kann ich einsparen, wenn ich den Player ohne Blu-ray produziere und wie viel kostet das Ger�t dann im Laden?
Auch die Filmfirmen sind mit der momentanen Lage nur sehr bedingt zufrieden. Zwar zeigen die Statistiken scheinbar sehr gute Ums�tze, aber die realen Handelspreise, zu denen die Leute die BluRay tats�chlich kaufen, sind deutlich geringer, weshalb die meisten Hersteller jetzt erst mal versuchen, die Preise zu stabilisieren und den Markt etwas zu beruhigen.
Es setzt sich immer mehr der Pragmatismus durch, dass Blu-ray zwar eine Option ist, aber keine perfekte L�sung. Wer seine Filme in bestm�glicher Qualit�t haben will, daf�r auch bereit ist bei Bedarf mehr zu zahlen und sich zuvor selbst �ber die Qualit�t des jeweiligen Filmes informiert (nicht jede Blu-ray ist besser als die jeweilige DVD!), f�r den ist das Medium eine Empfehlung wert. Wer jedoch auf Nummer sicher gehen will der kann auch problemlos etwas abwarten. Mit jeder neuen Generation werden die Blu-ray Player g�nstiger und besser und man sollte vielleicht vorher erstmal diejenigen Komponenten aufr�sten, die auch bei anderen Medien Qualit�tsvorteile bringen.
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