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Autor: |
Alin Constantin |
Artikel erschienen in: |
FUNime Nr. 43, Seite 24, August 2005 |
Die japanische Sprache haben wir letztes Mal näher kennen gelernt. In diesem zweiten und letzten Teil werfen wir einen Blick auf die sehr komplexe Schrift.
Die Schrift
Im Japanischen werden vier verschiedene Schriftarten verwendet: kana, bestehend aus hiragana und katakana, kanji und romaji.
Geschichtlicher Hintergrund
Seit dem 4. Jahrhundert kamen chinesische Schriftzeichen, die so genannten kanji, über Korea nach Japan und wurden immer mehr auch für die japanische Sprache verwendet, da diese noch keine eigene Schrift hatte. Doch um diese komplizierte Schrift zu vereinfachen, entstanden parallel daraus die japanischen kana-Zeichen.
Hiragana sind etwas rundere Zeichen, die anfangs hauptsächlich von Frauen zum Verfassen von Briefen oder anderen Texten benutzt wurden, da diese für gewöhnlich keine kanji lesen oder schreiben konnten. Die eckigeren katakana hingegen wurden in wissenschaftlichen Werken benutzt und blieben somit eine Männer-Schrift. Beide Arten umfassen je 46 Zeichen, die mit einer Ausnahme ausschließlich Silben und die fünf Vokale darstellen.
Kanji kommen wie gesagt ursprünglich aus China. Viele haben immer noch ihre Originalform, manche wurden aber auch mehr oder weniger geringfügig geändert. Für die meisten Japanisch-Lernenden stellen sie wohl die größte Hürde dar, auf Grund ihrer riesigen Anzahl, komplizierten Formen und unterschiedlichen Lesungen. Um einen Überblick zu bekommen: Vom japanischen Unterrichtsministerium werden 1945 kanji-Zeichen empfohlen, dazu weitere 284 Namens-kanji (Stand 1995). Allerdings kennen wohl nur besonders gebildete Menschen alle. Ein japanischer Grundschüler (bis 6. Klasse) muß 800 bis 900 können.
Zu diesen über 2000 Zeichen gesellt sich noch die romaji genannte lateinische Umschrift, sprich unsere 26 Buchstaben. Es gibt zwei verschiedene romaji-Systeme, das kunreishiki und das hebonshiki. Letzteres ist allerdings besonders außerhalb Japans verbreiteter, da es besseres Verständnis der japanischen Aussprache ermöglicht. Hebonshiki romaji wurde 1885 entwickelt und gleich darauf in einem japanisch-englischen Wörterbuch des amerikanischen Missionars Hepburn (daher hebon) verwendet. Dieser Artikel bezieht sich auch auf diese romaji-Umschrift.
Anwendung
Es ist grundsätzlich möglich, Japanisch allein mit einem der kana-Systeme oder romaji zu schreiben, dies würde allerdings bei der Fülle an Wörtern, die bei gleicher Lesung verschiedene Bedeutungen haben können, zu Unklarheiten führen. Außerdem lesen sich kanji viel flüssiger und schneller (der eine oder andere wird davon gehört haben, wie schnell Japaner ihre Manga lesen – das ist mit ein Grund dafür). Die Schrift im Alltag besteht hauptsächlich aus hiragana und kanji, gelegentlich sieht man auch katakana und eher selten romaji.
Kanji werden in der Regel für Substantive, Verben und Adjektive, sowie Namen benutzt. Mit hiragana schreibt man Endungen, Partikel, Wörter, deren kanji aus dem Gebrauch gekommen sind usw. Katakana nimmt man bei Fremdwörtern her sowie zur Hervorhebung (Rufe, Geräusche, etc). Und schließlich schreibt man mit romaji gelegentlich Firmennamen, spezielle Bezeichnungen, u.a. Diese Regeln werden allerdings nicht immer strikt befolgt.
Romaji
Bei der Anwendung und Lesung der lateinischen Buchstaben gilt es verschiedene Regeln zu befolgen, die auch so manche Sprecher von RTL2 vor ihrer Arbeit lernen sollten (man denke an Detektiv Conan, wo die meisten Namen konsequent falsch gesprochen werden). Hier nun die wichtigsten:
- L gibt es nicht. Wobei R auch nicht ganz stimmt, denn im Japanischen wird eine
sanfte Kombination aus R und L ausgesprochen, die für Ausländer noch wesentlich
schwerer ist, als das th im Englischen.
- Die Vokale werden oft lang gesprochen, je nach Vokabel. Da trifft man auf
verschiedene Schreibweisen:
- â, aa, ah
- ii
- û, uu, uh
- ê, ee
- ô, ou, oo, oh
Die jeweils erste Art ist allerdings zu empfehlen (ou und uu sieht man auch oft).
- S wird im Gegensatz zum Deutschen stimmlos gesprochen, also wie Doppel-S.
Vor I wird die Silbe zu shi.
- z wird s stimmhaft gelesen (wie in Besen).
- n wird vor b und p zu m.
- bei der -masu-Endung und desu (oft an Satzenden zu finden) wird das u fast
gar nicht gesprochen (also -mass bzw. dess).
Wenn also jemand Suzuki heißt, bitte wie im Englischen aussprechen, denn die deutsche Aussprache (in romaji – „Zutsuki“) ist nicht nur falsch, sondern klingt hier auch furchtbar! Junichi sagt man auch nicht Iunichi oder Iunitschi, sondern Dschunitschi. Vielleicht nicht die besten Beispiele, aber hoffentlich tragen sie zum besseren Verständnis bei.
Die Schreibrichtung
Geschrieben wird entweder von oben nach unten mit „Spalten“ von rechts nach links, oder wie bei uns von links nach rechts. Es gibt keine bindende Regel, in Zeitungen schreibt man für gewöhnlich die Artikel senkrecht, die Überschriften sowohl als auch. Es gibt keine Leerzeichen, doch durch die sich ständig abwechselnden kanji und kana bleibt der Text dennoch gut lesbar.
Damit ist der Einblick in die japanische Sprache auch schon zu Ende. Es gibt natürlich noch jede Menge Aspekte und Einzelheiten, die unerwähnt geblieben sind, doch hoffentlich habt ihr nun eine Idee davon, was Japanisch ist. Und wer weiß, vielleicht gibt’s ja doch irgendwann noch eine Fortsetzung!
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