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2LDK

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Autor: Michael B.
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 40, Seite 53, Dezember 2004

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DVD-Cover Es gibt sie immer wieder: Filme, die mit minimalistischem Setting und wenigen Schauspielern Gro�es leisten und Zuschauer wie Preisverleiher begeistern. Dies ist einer davon.

2LDK 2LDK, das ist eine jener kryptischen Zeichenfolgen, mit denen man in Japan Wohnungen beschreibt: 2 Schlafzimmer, Wohn- und E�zimmer, K�che. Eine solche Wohnung in Tokyo teilen sich die beiden Hauptfiguren Nozomi und Lana. Beide sind „Talento“, ein Begriff, mit dem in Japan (zumeist weibliche) Einsteiger ins Showbusiness im weitesten Sinne bezeichnet werden. Sie singen, modeln, schauspielern und treten in Fernsehshows auf, immer auf der Suche nach dem gro�en Durchbruch. F�r einige wenige ist es der Anfang einer echten Karriere, doch die meisten hangeln sich von einem mickrigen Engagement zum n�chsten und geben irgendwann auf, wenn sie nicht in der immer aufnahmebereiten und zumindest kurzfristig lukrativeren Pornobranche landen.

Auch Nozomi und Lana, bei der gleichen Agentur angestellt, sind alles andere als erfolgreich. Gerade haben sie beide f�r eine Rolle in einem Kinofilm vorgesprochen und warten nun auf das Ergebnis: wer wird die Rolle erhalten? Eine angespannte Situation – doch es ist l�ngst nicht nur die Konkurrenz, die daf�r sorgt. Denn die beiden leben in einer reinen Zweck(wohn)gemeinschaft und k�nnen sich nicht ausstehen: Nozomi w�rde viel lieber am Theater schauspielern als Filme zu drehen und legt gro�en Wert auf Ordnung, weswegen Lana sie f�r eine arrogante, verklemmte Spie�erin h�lt. Lana hingegen zeigt sich gern in s�ndhaft teuren Markenklamotten und Schmuck, den sie sich von ihren zahlreichen Freunden schenken l��t, und wird von Nozomi als ungebildete Schlampe gesehen.

2LDK Obwohl dies beiden bewu�t ist, heucheln sie zu Anfang Kameradschaft, doch der Zuschauer kriegt per Voice-Over die wahren Gef�hle und Gedanken mit – unter der Fassade regiert der blanke Ha�. Und der bricht nun hervor – zuerst ganz langsam und in kleinen Schritten f�hrt dies �ber einen Kleinkrieg um Shampoo und den Inhalt des K�hlschranks zu einer immer bizarrere Z�ge annehmenden Eskalation, die schon bald in physische Gewalt m�ndet. Und es geht immer noch weiter, mit nur kurzen Ruhepausen und taktischen R�ckz�gen, bevor die n�chste Steigerung ansteht.

2LDK Nach einigen L�ngen in der ersten H�lfte kommt der Film gut in Fahrt und kann bis zur letzten Sekunde �berraschen, sowohl was die Ereignisse, als auch was die Charaktere angeht: Die scheinbar abgebr�hte Lana zeigt sich erstaunlich verletzlich und zerfressen von Schuldgef�hlen wegen der katastrophalen Folgen einer Liebschaft, w�hrend die brav anmutende Nozomi zwar darunter leidet, dass ihre Kindheitstr�ume so kl�glich im Sand verlaufen, unter Druck aber pl�tzlich eine hinterh�ltige, grausame Seite offenbart.

2LDK �berhaupt ist das Gro�artige an diesem Film die Leistung der beiden Darstellerinnen, die die wechselhaften Charaktere und deren extreme Stimmungsumschw�nge sehr glaubhaft verk�rpern. Ganz unbekannt d�rfte ihnen die Situation nicht sein, auch wenn beide durchaus erfolgreich sind: KOIKE Eiko, die Darstellerin von Lana, war lange Zeit tats�chlich „Talento“, mit Auftritten in Shows, Werbeclips und Musicals statt in Filmen, jedoch eine zeitlang auch Theaterschauspielerin. Ihr Filmdeb�t hatte sie 2001 mit Man-hole. NONAMI Maho (Nozomi) war hingegen von Anfang an Schauspielerin und hatte schon 1997 eine Rolle im Monsterspektakel Mothra II, danach verschiedene Film- und Fernsehrollen und gewann mehrere Auszeichnungen. Nach 2LDK waren die beiden Anfang 2004 erneut zusammen in der Fernsehserie Dollhouse zu sehen.

2LDK Dass man den Schauspielerinnen ihre Rollen so gut abnimmt, mag auch daran liegen, dass die Szenen des Films tats�chlich in der Reihenfolge gedreht wurden, wie sie im fertigen Film gezeigt werden – eine absolut un�bliche Vorgehensweise, die es aber nat�rlich den Darstellerinnen einfacher macht, in ihren Rollen aufzugehen. Ebenfalls sehr ungew�hnlich: im gesamten Film wird nur in einer einzigen, kurzen Szene Hintergrundmusik eingesetzt.

2LDK Doch ungew�hnlich ist schon die Entstehungsgeschichte von 2LDK: Die Idee dazu entstand in Deutschland, am Rande des CineAsia-Filmfests in K�ln. Regisseur TSUTSUMI Yukihiko kam dort bei einer durchzechten Nacht mit seinem Kollegen KITAMURA Ryuhei (manchen bekannt als Regisseur von Versus) auf die Idee, sich einen Wettstreit zu liefern: beide w�rden einen Film drehen mit gleichem Thema (der Kampf zweier Protagonisten auf engstem Raum) und unter gleichen Bedingungen – letztendlich einigte man sich auf ein mickriges Budget und ganze acht Tage Drehzeit. Das Ganze lief unter dem Namen „Duel Project“, und Kitamuras Beitrag war der ebenfalls bei REM erschienene Aragami, f�r den er eine historische Kulisse und als Protagonisten einen reisenden Samurai und dessen Gastgeber w�hlte.

2LDK Zu den technischen Daten der DVD: leider ist das Videomaterial mit einem deutlichen Rauschen behaftet, was mit einer durchgehend sehr hohen Datenrate und damit trotz der K�rze des Films fast vollen DVD-9 kompensiert wird. Auch der Kontrast ist oft etwas zu hoch. Der Ton liegt im japanischen Original in Stereo vor, Deutsch in Dolby Surround und DTS, was aber keinen gro�en Gewinn bringt. Da f�llt schon eher die Qualit�t der Synchronfassung ins Gewicht, und die Leistung der deutschen Sprecherinnen ist doch eher mittelpr�chtig. Untertitel gibt es auf Deutsch und Englisch, jeweils sowohl f�r 4:3-Fernseher als auch f�r 16:9 optimiert. Die drei �bersetzungen scheinen unabh�ngig stattgefunden zu haben und haben alle ihre St�rken und Schw�chen.

Erfreulich ist das relativ gro�e Angebot an Extras: neben dem obligatorischen Kinotrailer (sowohl zu 2LDK als auch zu Aragami) gibt es eine „Videomessage“ des Regisseurs und der Schauspielerinnen an die Zuschauer, einen (leicht versteckten und nicht �bersetzten) Ausschnitt aus einer Pressekonferenz der Darstellerinnen sowie ein Exklusivinterview des Regisseurs mit REM (leider nur mit ungeschickter Simultan�bersetzung) und schlie�lich ein interessantes Making-Of. Letzteres ist zuerst als eine Art Tagebuch der Dreharbeiten aufgemacht und zeigt den Kampf der Crew mit einer Grippeepidemie, massiver �berm�dung und einer Szene, die erst im 22. Anlauf gelingt. Der zweite Teil portr�tiert die „Waffen“, mit denen sich Nozomi und Lana bekriegen.

Doch auch ohne diese Extras ist 2LDK ein Film, der das Ansehen auf jeden Fall lohnt.

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2LDK

   
Regie: TSUTSUMI Yukihiko
Drehbuch: TSUTSUMI Yukihiko, MIURA Uiko
Kamera: KAWASAWA Satoru
Produzenten: KAWAI Shinya, ISHIDA Yuuji
Darsteller: NONAMI Maho (Lana), KOIKE Eiko (Nozomi)
Produktionsjahr: © 2002
Laufzeit: 70 Minuten
Homepage: http://www.rapideyemovies.de/movies/2ldk/ (nicht mehr existent)
Dt. Kinostart: 13.5.2004
Erschienen bei: Rapid Eye Movies (www.rapideyemovies.de) unter dem
  Titel „Duel Project“ im Digipack zusammen mit Aragami.
DVD-Preis: € 19,90 (Digipack)

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