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Autor: |
Elisa |
Artikel erschienen in: |
FUNime Nr. 36, Seite 40, Februar 2004 |
Der Valentinstag wird am 14. Februar gefeiert und ist das Fest des römischen Märtyrers Valentin. Seit einigen Jahren gilt er in vielen Ländern als Tag der Liebenden, die sich Grüße senden und mit Blumen beschenken. Da der Valentinstag ein beliebtes Thema in Anime und Manga ist, soll dieser Brauch hier einmal näher vorgestellt werden.
Die Tradition des Valentinstags geht auf einen römischen Feiertag zurück, die Luperkalien, die jährlich am 15. Februar begangen wurden. Das war ursprünglich ein Fest für Hirten, die den Gott Faunus feierten, der Herden, Feldern und den Hirten selber Fruchtbarkeit bringen sollte. Mit der Ausbreitung des Christentums erhielt der 14. Februar auch seinen Namen: Der heilige Valentin, ein italienischer Bischof, war um 270 n. Chr. bei Rom als Märtyrer hingerichtet worden, das heißt, er starb für seine christliche Überzeugung. Der Legende zufolge soll er zu seinen Lebzeiten jungen Leuten Blumensträuße über die Klostermauer gereicht haben, was ihn zum Schutzpatron der Liebenden machte.
Seit Ende des 14. Jahrhunderts ist der Valentinstag am 14. Februar in England, Frankreich und später auch besonders in Nordamerika ein Festtag der Jugend und der Liebenden. So versenden in England die Liebenden anonyme Liebesbriefe, die oftmals mit Herzen verziert sind, dem Symbol der Liebe. Auch in Deutschland werden am Valentinstag kleine Geschenke und Blumen überreicht, um dem anderen seine Zuneigung zu zeigen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erzielte die von Frankreich und Belgien ausgehende Werbung für den Valentinstag (insbesondere durch die Blumenhandlungen) große Erfolge. Die französische Schweiz folgte diesem Beispiel ihrer Nachbarn 1948, in der deutschen Schweiz kam das "Blumenschenkfest" als Freundschaftstag 1949 auf, in Deutschland und Österreich etwa 1950. So läßt der Valentinstag also nicht nur die Herzen der Verliebten, sondern auch die der Floristen höherschlagen. Diese empfehlen, sich über die Symbolkraft und Farbauswahl der zu schenkenden Blumen Gedanken zu machen.
In Japan ist alles wie so oft ein wenig anders.
Der Valentinstag ist in Japan extrem populär und der 14. Februar ist schon allein deswegen denkwürdig, weil hier die Mädchen die Initiative ergreifen dürfen und den Männern als Zeichen ihrer Liebe Schokolade schenken, was für einen Europäer zunächst etwas seltsam klingt. Viele Japaner, speziell diejenigen, die vom Rummel um den Valentinstag in Japan besessen sind, wissen nicht, daß sie einer groß angelegten Marketingmasche der Schokoladenindustrie aufgesessen sind.
Doch wie fing alles an?
Die erste Firma, die versuchte, die Japaner am Valentinstag zum Verschenken von Schokolade zu bringen, war die Firma Morozoff Süßwaren, die von einem russischen Flüchtling 1931 in Kobe gegündet wurde. Morozoffs erster Versuch fand 1936 statt und war zu voreilig bzw. verfrüht. Die Japaner schenkten zu der Zeit dem Westen bzw. westlichen Traditionen noch nicht allzuviel Beachtung. Morozoff versuchte es 1952, nach dem 2. Weltkrieg, noch einmal. Aber auch dieser Versuch scheiterte durch das Desinteresse der Japaner.
Dann versuchte es 1958 eine andere Schokoladenfirma mit dem Namen Mary's Chocolate Company aus Tokyo. Der Sohn des Firmengründers bekam eine Postkarte von einem in Paris lebenden Freund. Leider verstand er die Erläuterungen seines Freundes nicht richtig, der über den Valentinstag berichtete, und dachte nun, daß der Valentinstag der Tag sei, an dem die Leute ihrem Liebsten ihre Liebe gestehen, indem sie Schokolade verschenken. Und so fragte er seinen Vater und erhielt die Erlaubnis am Valentinstag Schokolade zu verkaufen. Er verkaufte im ersten Jahr jedoch nur 3 Schokoladen und verdiente nur 170 Yen (was nach aktuellem Kurs ca. 1,30 Euro wären).
1960 begann der Süßwarenherstellerriese Morinaga (Sakura aus CCS macht sich hot cakes mit der Morinaga Fertigmischung, die auch in Deutschland erhältlich ist) eine große Kampagne mit dem Slogan "Zum Valentinstag Schokolade". Diese Kampagne zeigte erste Erfolge.
Doch auch 1960 war es noch lange nicht üblich, am Valentinstag Schokolade zu verschenken. Die Schokoladenhersteller jedoch erkannten das ungeheure Potential und machten den Mädchen Mut, auf diese Art ihre Liebe zu zeigen.
Auch die Massenmedien machten aktiv Werbung für diesen neuen Trend und ermunterten die Mädchen, Schokolade zu kaufen und ihrer wahren Liebe zu schenken. Diese Art der Schokolade wurde "honmei" (wahre Liebe) genannt. Ab 1970 beteiligten sich quasi alle großen Süßwarenhersteller am Markt für Valentinstagsschokoladen. Nun kam auch die heute noch so beliebte selbstgemachte Schokolade in Mode und die Schokoladenhersteller boten Kurse zum Erlernen der Schokoladenherstellung an. Der Valentinstag wurde zum besonderen Ereignis für frisch Verliebte.
Ende der 70er hatte der Trend auch die etwas älteren Damen erfaßt und es wurde üblich, daß man seinen männlichen Bürokollegen etwas schenkte. Die sogenannte "giri choco" ("giri" ist ein ziemlich altes Wort, welches auch die Hauptphilosophie der Yakuza beschreibt, nämlich Pflicht oder Schuldigkeit) wurde zur beliebtesten Art der Valentinstagsschokolade.
Die in Büros arbeitenden Frauen fühlten sich ihren Vorgesetzten und Mitarbeitern verpflichtet, und um ihnen zu versichern, daß sie sie nicht hassen, schenken sie ihnen giri-Schokolade, wobei Vorgesetzte, die sich schlecht benommen haben aber nur ganz ganz billige Schokolade erhalten. Beliebte Vorgesetzte oder andere männliche Mitarbeiter bekommen dann deutlich bessere Schokolade und es kann vorkommen, daß der Schreibtisch dieser Männer dann in rosafarbig und aufwendig verpackter Schokolade (oftmals verbunden mit Plüschtieren) untergeht.
Da giri-Schokolade sehr beliebt wurde, ist nun der Unterschied zwischen giri- und honmei-Schokolade für die Symbolkraft sehr wichtig und vor allem über den Preis zu erkennen.
Die durchschnittliche Frau/Mädchen gibt ca. 500 Yen für giri-Schokolade aus und für honmei-Schokolade ca. 2.000 Yen. Wenn man aber für 20 Leute giri-Schokolade kaufen muß, kommt man locker auf 10.000 Yen (etwa 75 Euro).
Doch nicht nur die Schokolade sagt etwas aus. Auch die Verpackung und die gesamte Aufmachung sind wichtig. Wenn man also von einer Japanerin am Valentinstag Schokolade geschenkt bekommt, ist sie nicht unbedingt in einen verliebt. Es gilt die Verpackung zu beachten: je kräftiger der Rosafarbton ist, um so sympathischer findet sie den Beschenkten. Doch wird sie niemals ein echtes Rot als Verpackung auswählen.
Für die Männer hat die ganze Schenkerei einen entscheidenden Haken. Wenn sie einmal zum Valentinstag Schokolade geschenkt bekamen, müssen sie das Mädchen oder die Frau mit etwas wertvollerem belohnen. Das kann bis zu einer Einladung zu einem Luxus- Abendessen in einem angesagten französischen Restaurant gehen. Will man als Mann also mehr Schokolade bekommen als alle anderen, um damit zu beweisen (oder damit zu protzen), daß man beliebt ist, muß man hinterher auch mehr Geld ausgeben, um alle Mädels dafür zu belohnen. Den Anlaß dazu nennt man White Day.
Wer zur Vor-Valentinstags-Zeit in Japan weilt, wird erstaunt sein, was für ein Trubel zu dieser Zeit dort herrscht. In Japan ist der Valentinstag einer der Feiertage schlechthin und ein sehr wichtiger Grund, um sich wieder zu beschenken. In keinem anderen Land der Erde wird um den Valentinstag so ein (zudem unglaublich kommerzieller) Riesentrubel gemacht wie in Japan. An jeder Straßenecke, vor jedem Kaufhaus und Lebensmittelgeschäft sowie vor allen 24-Stunden Läden gibt es Stände mit Valentinstagspräsenten und in den Lebensmittelabteilungen der Kaufhäuser werden fast alle anderen Süßigkeiten weggeräumt, manchmal werden sogar ganze Kaufhausetagen nur für Schokoladenstände geräumt. Durch die riesige Auswahl macht es Spaß, für seinen Liebsten ein Präsent auszusuchen und die giri-choco für weitere Personen zu kaufen. Es gibt die phantastischsten Sorten Schokolade: mit Macadamianüssen, grünem Tee, gefüllt, ungefüllt, besonders veredelt, in Pralinen, als Toffee, als Konfekt, in Bonbonform, als Plätzchen etc. etc. etc. Außerdem werden die Buchläden mit Titeln wie "Wie mache ich meine Schokolde selbst", in denen neben vielen Rezepten auch Tips zum Verpacken gegeben werden, überschwemmt. Und der Valentinstag ist auch in den japanischen Animemagazinen ein Thema, wo es ebenfalls allerlei Tips und Tricks zu lesen gibt.
Im Anime und Manga, die ja Bestandteil und Ausdrucksweise der japanischen Kultur sind, kommt der Valentinstag selbstverständlich auch vor. Man erinnere sich nur an die Kickers, wo Mario in Folge 17 von den Mädels haufenweise Geschenke bekommt, die Schließfächer der männlichen Schüler überquellen und man vergleicht, wer am meisten bekommen hat. Daß dem armen Mario das alles gewaltig auf den Senkel geht, ist da nur allzu verständlich. Dabei hat es die arme Elsa ganz besonders schwer, ihm ihre Schokolade zu überbringen, schüchtern wie die beiden sind.
Da ist URASHIMA Keitaro aus Love Hina schon ganz anders. Von klein auf daran gewöhnt, daß er eh keine Schokolade bekommt, backt er sich selber jedes Jahr einen Schokokuchen und ist umso erstaunter, daß die Mädels aus dem Hinata-sou (wenn auch einige nur mit Schwierigkeiten) ihn mit Schokogeschenken überhäufen.
Auch KINOMOTO Sakura macht ihre Schokolade selbst, die honmei-Schoko für ihren Schwarm Yukito und diverse giri-Schoko u.a. für ihren Paps, wobei auch fast alle anderen Charas aus CCS ebenfalls den Valentinstag feiern, was man im Manga sehr ausführlich bestaunen kann.
Bei W Juliet hat es Ito besonders schwer, ihr Valentinstagsgeschenk, welches nicht nur aus Schokolade besteht, zu übergeben: ein gutes Beispiel, wie ernst der Valentinstag genommen wird; und bei Fruits Basket wundern sich einige Mädchen, daß das Schließfach von Frauenschwarm Yuki nicht vor lauter Schokolade überquillt. Auch dort werden einige Dinge über den Valentinstag erzählt und auch Schokolade verschenkt.
White Day |
Was der Valentinstag für die Männer, ist der White Day für die Frauen. Genau einen Monat später, am 14. März, ist es Sache der Männer, den Frauen etwas zurückzuschenken, und zwar weiße Schokolade (möglichst teuer), Marshmallows oder mehr, wenn er die Gefühle der Schenkerin erwidert. Dabei muß der Mann peinlichst genau darauf achten, alles richtig zu machen. Er muß herausfinden, wieviel Schokolade er von welcher Frau bekommen hat. Und wehe dem armen Manne, der nicht mehr genau weiß, von welcher Frau er was in welchem Wert bekommen hat! Es könnte ihm blühen, daß er dann im nächsten Jahr die billigste Schokolade serviert bekommt. Besonders beliebte Mitarbeiterinnen bekommen dann neben Schokolade auch schon mal Dessous o.ä. geschenkt. Wobei das unter japanischen Frauen nicht so beliebt ist, ebenso wie rote Rosen oder andere Blumen ein unpassendes Geschenk sind.
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Schokolade selbstgemacht |
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Es werden benötigt: |
- 1 kleine Kuchenform, am besten herzförmig
- 1 Lindt Decorcreme
- 2 100 g Tafeln gute Schokolade
- 1-2 Tafeln weiße, Vollmilch- oder Zartbitter-Kuvertüre, je nach Förmchengröße und Farbwunsch
- kandierte Früchte in kleinen Würfeln
- Zuckerschrift
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Zubereitung: |
- Man hacke eine Tafel Schokolade und die Kuvertüre fein und stelle das Metallgefäß ins heiße Wasserbad.
- Dann rühren, bis alles geschmolzen und cremig ist.
- Aus dem Wasserbad nehmen, je nach Geschmack Decorcreme und kandierte Früchte dazugeben und gut verrühren.
- Die Masse in die Form geben und glattstreichen.
- Die letzte Schokoladentafel zerkleinern und ebenfalls im Wasserbad schmelzen.
- Die geschmolzene Schokolade über die Masse in der Form gießen und glattstreichen.
- Abkühlen lassen (ca. 3 Stunden).
- Mit der Decorcreme und der Zuckerschrift nach Belieben verzieren.
- Ab in den Kühlschrank damit und am allerbesten über Nacht aushärten lassen.
- Am Verschenktag aus dem Kühlschrank holen, aus der Form nehmen und hübsch verpacken.
- Sich trauen, es zu übergeben.
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Und für alle Männer: Wenn Ihr nur weiße Schokolade und Kuvertüre nehmt und ohne Dekorcreme dekoriert, dann könnt Ihr dasselbe Rezept benutzen und Euch revanchieren. |
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