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Galaxy Express 999 – Der Manga |
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Freunde der Werke des Meisters wissen, daß diesen bisher ein ganz eigentümliches Schicksal beschieden war, jedenfalls außerhalb Japans. Matsumoto, ein Mangaka der ersten Generation mit einem eigenwilligen Zeichenstil und einem poetischen Geschick, Geschichten zu erzählen, ist schon zu einem recht frühen Zeitpunkt in westlichen Gefilden bekanntgeworden. Tatsächlich hat die von ihm maßgeblich mitgestaltete Anime-Serie Space Battleship Yamato (auch unter dem US-Titel Starblazers bekannt) in den End-70ern in den USA zu einer Initialzündung geführt, der wir quasi die westliche Fanszene, wie wir sie heute kennen, überhaupt erst zu verdanken haben. Einen ähnlichen Effekt hat Anfang der 80er Jahre seine ’78er Serie Captain Harlock in ganz Europa hervorgebracht. Ganz Europa? Nein, in einem kleinen germanischen Bundesstaat... – Scherz beiseite, Deutschland hatte damals in bester Dornröschen-Manier auch diesen Anime-Trend (wie später noch so viele andere) komplett verschlafen. Das lag einfach daran, daß man meinte, die Serie anstatt in Form einer Fernsehausstrahlung wie im Rest Europas hierzulande sinnigerweise in Form von überteuerten, gerade mal halbstündigen Videokassetten vermarkten zu müssen. Kurzum, erst die Tele 5-Legende Die Königin der 1000 Jahre hat Matsumoto auch in unseren Breiten den so lange vorenthaltenen Erfolg beschert. Was das alles mit der erwähnten „französischen Sensation“ zu tun hat? Eine ganze Menge! Fällt es Euch auf? Nun, in allen Ländern ist MATSUMOTO Leiji nur und ausschließlich durch die Anime-Umsetzungen seiner Werke bekanntgeworden. Seine Manga sucht man außerhalb Japans vergebens. Nicht einer der vielen regionalen Matsumoto-Anime-Hypes konnte über all die Jahre irgendwo den Boden für seine Manga bereiten. In den USA ließ man damals lieber grottenschlechte heimische Zeichner langweilige Mini-Stories nachzeichnen, als mal ein Original des Meisters zu übersetzen. In anderen Ländern hielt man noch nicht einmal eine solche Kopie für nötig. Bis auf den heutigen Tag hat es soweit bekannt nur einen einzigen ernsthaften Versuch durch VIZ-Manga gegeben, ein Matsumoto-Original zu übersetzen, und zwar in Form der Galaxy Express 999 Bände 1-5. Sinnigerweise hat man da aber mit der zweiten Manga-Serie begonnen und die dabei zugrundeliegenden 18 Bände der ersten Serie komplett ignoriert. Und wenn man die Vorgeschichte wissen will? Dann gab es nur den Kinofilm. Dies war für jeden Matsumoto-Fan ein unhaltbarer Zustand – der jetzt endlich beendet ist (jedenfalls für Fans, die die französische Sprache nicht scheuen). Denn seit September 2004 veröffentlicht der französische Manga-Verlag Kana (www.mangakana.com) in zweimonatigen Abständen eben jene ersten Galaxy Express 999-Bände, die den eigentlichen Erfolg der Serie erst ausmachen und die zweifelsohne eines der zenralsten Werke Masumotos darstellen. Da man dabei auf eine japanische Ausgabe von 1997 zurückgreift, die je Einzelband im Umfang gegenüber der Originalveröffentlichung erweitert war, dürfte die französische Ausgabe sicher gleichermaßen mit weniger als den originalen 18 Bänden auskommen. Die Bände umfassen durchschnittlich 240 bis 270 Seiten und sind – bis auf gelegentliche, kleinere Schwächen – auch in erfreulich guter Druckqualität erschienen. Auch mit einem Schutzumschlag kann jeder Band aufwarten. Als Bonus beinhaltet (bisher) jeder Band noch ein mehrteiliges Interview mit Rin Taro, der Matsumotos Werke des öfteren gekonnt in bewegte Bilder umzusetzen vermochte. Auch mit einem kurzen aber interessanten „Hättet ihr’s gewußt?“ kann Band 3 (und hoffentlich auch spätere Bände) aufwarten. Hier erfährt man z.B., daß im französischen Fernsehen von den existierenden 113 Original-TV-Folgen dieser Serie (übrigens vor geraumer Zeit in Japan komplett auf 6 DVD-Boxen erschienen) immer nur die Folgen 1 bis 37 und 39 ausgestrahlt wurden, Folge 38 und der ganze Rest wurde den dortigen Fans einfach ohne ersichtlichen Grund vorenthalten (und da beschweren wir uns über die seltsame Sendepolitik hiesiger Sender...). Wie kommt es nun, daß nach so vielen Jahrzehnten endlich auch der Westen auf Matsumotos Originalkunst aufmerksam geworden ist? Nun, zu verdanken haben wir das zum einen Captain Harlock und zum anderen dem Faktor Zeit. Vor rund zwei Jahrzehnten überlegten die zuständigen TV-Gremien in Frankreich, womit sie im Kielwasser der geradezu überschäumend erfolgreichen Anime-Serien Goldorak und Candy Candy deren Fans eine ähnlich hohe Sehbeteiligung entlocken könnten und sind dabei auf Captain Harlock gestoßen. Die ’78er Serie wurde kurzerhand gekauft und schlußendlich unter dem Titel Albator (78) auch ausgestrahlt. Der Rest ist Legende: Harlock wurde ein Riesenerfolg und veränderte damit die französische Fernsehlandschaft im Zeichentrick-Bereich für immer. Damit hat Harlock in Frankreich das geschafft, was in Deutschland zu nahezu gleicher Zeit Captain Future nur knapp verwehrt blieb. Hiesige Fans mußten noch rund 15 Jahre warten, bis schließlich Sailor Moon auch hierzulande den großen Durchbruch brachte. In Frankreich jedenfalls haben sich gewiß nicht wenige Harlock-Fans gewünscht, nach der TV-Serie nun auch einmal den Original-Manga komplett lesen zu können. Und einer dieser Fans, Yves Schlirf, konnte sich und seinen Mitfans rund 20 Jahre später als Verantwortlicher des 1996 gegründeten Manga-Verlages Kana endlich diesen Kindheitstraum erfüllen. Somit wurden, ebenfalls zweimonatlich, 2002/2003 die fünf Harlock-Mangabände unter dem Titel Capitaine Albator von Kana herausgegeben. Und das offenbar mit einem derartigen Erfolg, daß nunmehr auch Galaxy Express 999 und außerdem Matsumotos L'Anneau des Nibelungen dort veröffentlicht werden! Und wir Fans können eigentlich nur hoffen, daß dieser Erfolg bei Kana (und vielleicht irgendwann auch endlich mal bei uns?) mit weiteren Werken des Meisters fortgeführt wird.
Wer also die französische Sprache nicht scheut, ist als Matsumoto-Freund gut beraten, sich diese Bände zu holen, denn eine deutsche Veröffentlichung ist leider bisher mehr als unrealistisch, da hiesige Verlage schon des öfteren deutlich gemacht haben, daß für sie nur die geradezu sklavisch verehrte Zauberformel „neu und trendy“ gilt. Nur keine Experimente... Aber wie schief man mit einer solchen rein profitorientierten Denkweise liegen kann, hat ja erfreulicherweise Kana mit seinen erfolgreichen Matsumoto-Veröffentlichungen mehr als deutlich bewiesen. Zeit also, daß auch unsere Verlage mal ein bißchen mehr Mut zeigen.
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