Autor: |
Michael B. |
Artikel erschienen in: |
FUNime Nr. 38, Seite 42, Juli 2004 |
In der letzten FUNime wurde die deutsche Ausgabe des Mangas Vitamin
von SUENOBU Keiko besprochen. Life ist ein
aktuelleres Werk der gleichen Autorin, mit ganz ähnlichem Inhalt.
Die Heldin von Life ist SHIBA Ayumu, eine etwas tollpatschige
und nicht besonders fleißige Mittelschülerin, die zu Anfang der Geschichte
kurz vor der Aufnahmeprüfung zur Oberschule steht – in Japan ja
bekanntlich eine sehr wichtige Sache. Ayumus beste (und einzige) Freundin
ist die Klassenbeste, SHINOZUKA Shizuko, die natürlich eine
besonders gute Oberschule anstrebt. Die beiden Mädchen beschließen, zusammen
dorthin zu gehen und wenden fortan ihre ganze Kraft zum Lernen auf.
Dies zeigt bei Ayumu (die bisher wohl einfach nur faul war) eine erstaunlich
große Wirkung: ihre Noten werden nicht nur sehr viel besser, sie übertrifft
schließlich sogar ihre Freundin, die ihre persönliche Begabung wohl schon
vorher ausgereizt hatte. Doch aus Rücksicht verschweigt Ayumu das Ausmaß
ihrer Fortschritte. Es kommt wie es kommen muß: Ayumu besteht die
Aufnahmeprüfung, doch die sich immer noch für besser haltende Shizuka fällt
durch und damit aus allen Wolken. Aus Wut über die Lüge kündigt sie Ayumu
die Freundschaft auf, für die damit eine Welt zusammenbricht. In ihrem Kummer
fängt Ayumu an, sich Verletzungen zuzufügen – der Beginn einer
Selbstverstümmelungsneurose.
Mit dem Beginn des Schuljahres in der neuen Schule scheint sich dann erstmal
alles zum Besseren zu wenden: Ayumu freundet sich bald mit der sehr beliebten
ANZAI Manami an und wird so Teil einer Clique.
Doch auch hier herrscht nicht lange Frieden: Manamis Freund Kazumi will
mit ihr Schluß machen, und Ayumu hält Manami nur knapp vom Selbstmord ab.
Kazumi überlegt es sich anders, doch eigentlich ist er nur widerwillig
und aus Zwang mit Manami zusammen. Seine Frustration darüber reagiert
er ab, indem er Mädchen abschleppt, fesselt und anzügliche Fotos von
ihnen macht. Auch Ayumu zwingt er dazu, um sie dann mit den Fotos zu
erpressen. Endgültig in die Klemme gerät Ayumu, als Manamis Freundinnen
sie beim Betreten von Kazumis Wohnung beobachten. Schnell sind sie (und
bald auch Manami) davon überzeugt, daß Ayumu Manami heimlich den Freund
ausspannen will – was natürlich nicht hart genug geahndet werden kann!
Parallel zu dieser Entwicklung freundet sich Ayumu mit einer anderen
Schülerin an, der ausgesprochen selbstbewußten HATORI Mirai.
Sie schwänzt meistens die Schule und wird von den anderen Mädchen geschnitten
und angefeindet. Doch im Gegensatz zu Ayumu leidet sie nicht darunter,
sondern steht darüber und läßt sich nie in eine Opferrolle drängen: als
z.B. ihre Schul-Hausschuhe gestohlen werden, kommt sie seelenruhig barfuß
in den Unterricht. Ayumus Bewunderung ist grenzenlos – so stark
möchte sie auch werden. Doch das ist leichter gesagt als getan...
Bei Vitamin wurde kritisiert, daß sich die Handlung zu sehr auf den
Hauptcharakter konzentriert und die anderen Charaktere zu oberflächlich
behandelt werden. Life stellt in dieser Hinsicht eine leichte
Verbesserung dar, denn in einigen Szenen aus Sicht von Manami und Kazumi
wird deren Gemütszustand und Motivation ausgeleuchtet. Leider muß man aber
sagen, daß die Geschichte nach einem starken Anfang doch ziemlich an Fahrt
verliert: im ersten Band alleine passiert in etwa so viel wirklich
Storyrelevantes wie in den vier darauf folgenden zusammen.
Wer die deutschen Shoujo-Manga-Veröffentlichungen genauer verfolgt, dem
wird aufgefallen sein, daß Life nicht nur dem vorherigen Werk der
Autorin gleicht, sondern auch UEDA Miwas Peach Girl
und IKEZAWA Satomis Othello sowohl was den Zeichenstil
als auch was den Inhalt betrifft mehr als nur ähnlich ist. Die Lösung des
Rätsels: alle diese Manga erschienen ursprünglich im gleichen Magazin,
Kodanshas „Bessatsu Friend“, dessen Leserschaft offenbar
wenig Wert auf Abwechslung legt.
Alle Geschichten handeln von normalen japanischen Schulmädchen und ihren
alltäglichen (wenn auch überzeichneten) Problemen, und nur davon, was
sicher auch ein Kritikpunkt ist: die herzensgute Heldin und ihre
niederträchtigen, oft brutalen Gegenspielerinnen agieren, und der Rest
der Welt ist irrelevant. Selbst die gleichaltrigen Jungs sind meist nur
Beobachter, während Erwachsene völlig außen vor bleiben.
In Life gelingt es der Autorin jedoch immerhin, dies einigermaßen
glaubhaft darzustellen: Ayumus Eltern schenken alle Aufmerksamkeit der
jüngeren Schwester, während die Lehrer das Ausmaß der Probleme nicht
wahrhaben wollen oder ihre naiven Interventionsversuche zu kurz greifen.
Wie schon erwähnt, werden auch die Motive der „Schurken“
gezeigt, und in Gestalt von Hatori-san gibt es einen Blickpunkt,
der die ganzen Querelen als pubertär und aufgebauscht entlarvt.
Suenobus Manga kann also sicher als einer der besseren Vertreter des
Genres gelten, und da ihr vorheriges Werk schon in Deutschland erscheint,
ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch Life in einer
übersetzten Fassung zu haben ist.
Life
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Mangaka: |
SUENOBU Keiko |
Verlag: |
Kodansha |
Label: |
Bessatsu Friend KC |
ISBN: |
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Band 1: |
4063412962 |
Band 2: |
4063413152 |
Band 3: |
4063413322 |
Band 4: |
4063413438 |
Band 5: |
4063413632 |
Band 6: |
4063413810 |
Preis: |
¥410 pro Band |
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