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Family Compo - Die etwas andere Familie

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Autor: Stefan Nesemann
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 23, Seite 32, Oktober 2001

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Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst - am Ende bekommst du es noch! Diese Erfahrung muß auch YANAGIBA Masahiko machen, der - nachdem bereits in frühester Kindheit seine Mutter verstorben ist - nur wenige Monate vor der Aufnahmeprüfung für die Uni auch seinen Vater verliert.

Frz. Manga Cover Vol. 2 Doch gerade jetzt scheint sich sein Wunsch nach einer richtigen Familie zum Glück doch noch zu erfüllen, als sein Onkel und seine Tante ihn zu sich holen... zum Glück?

HOUJOU Tsukasa ist hierzulande vor allem durch die Animeserien Ein Supertrio (Cat’s Eye, RTL 2) sowie City Hunter - ein Fall für Ryo Saeba (früher DF1, jetzt auf Premiere World) bestens bekannt. Daß er aber auch neben dem Krimi-Genre noch einiges andere auf dem Kasten hat, stellt er mit einem seiner neueren Manga, Family Compo (auch F. Compo genannt) eindrucksvoll unter Beweis. Und dabei beweist er Sinn für Innovationen, denn in diesem Manga ist nur sehr wenig so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Diese Erfahrung muß auch Masahiko machen, als er, nur kurz nachdem er bei seiner neuen Familie eingezogen ist, schon recht früh erkennen muß, daß Tante Yukari und Onkel Sora anatomisch doch etwas von der Regel abweichen - denn in dieser Familie hat die Frau die Hosen an, im wahrsten Sinne des Wortes!

Frz. Manga Cover Vol. 1 HOUJOU Tsukasa erklärt, daß am Anfang die Idee stand, einen Manga über das Thema „ein Mann und seine Frau tauschen einfach mal die Rollen, die ihnen die Gesellschaft auferlegt“ zu machen. Doch da Houjou zu dieser Zeit für das eher an ein jugendliches Publikum gerichtete Magazin „Jump“ arbeitete, war man dort von seiner Idee weniger angetan. Da Houjou seine Idee jedoch unbedingt umsetzen wollte, wechselte er zum Magazin „Allman“ beim selben Verlag, wo eine der wohl ungewöhnlichsten Familien der Manga-Geschichte endlich ein printtechnisches Heim finden konnte.

Und Masahiko hat es schwer, sich in diese seltsame Familie hineinzufinden. Nun ist ihm auch klar, warum seine verstorbenen Eltern mit ihren Verwandten nie etwas zu tun haben wollten... Da kann es dann auch schon mal vorkommen, daß der gute Onkel frühmorgens am Frühstückstisch mit seiner Tochter über das Thema „Damenbinden“ fachsimpelt. Oder daß Masahiko seinem Kumpel nach einem mißglückten Schäferstündchen erklären muß, warum seine hübsche Tante wohl eher nichts für ihn sei.

Frz. Manga Cover Vol. 4 Überhaupt stellt ja Shion, die Tochter des Hauses, auch noch ein gewisses Problem dar. Die Gute hat in ihrem Fotoalbum nämlich ebensoviele Fotos, die sie als Mann zeigen, wie umgekehrt... Und Masahiko, der sich eigentlich doch zu ihr hingezogen fühlt, muß sich in den entscheidenden Situationen immer zusammenreißen - denn es bestünde ja doch die Gefahr, daß man da eventuell mit einem Kerl anbandeln würde...

Um jetzt Mißverständnissen vorzubeugen, sei an dieser Stelle erwähnt, daß es in dieser Manga-Serie keinesfalls um gleichgeschlechtliche Bindungen geht! Alle Charaktere führen Beziehungen im herkömmlichen Sinne, nur eben nach außen hin mit vertauschten Rollen. Wobei dieser Tausch interessanterweise nach außen hin kaum auffällt. So kommt das große Desaster bei der Aufnahmefeier an Masahikos Uni dann auch erst, als sein Onkel und seine Tante auf seinen Wunsch hin ihren richtigen Rollen entsprechend gekleidet kommen - denn gerade dann sehen sie nämlich wirklich erst wie Transvestiten aus...

F. Compo ist HOUJOU Tsukasas Plädoyer für eine tolerantere Welt. Er versteht es meisterhaft, ein nicht ganz leichtes Thema locker zu verpacken und schafft es auf diese Weise, daß auch diesem Thema gegenüber weniger offen eingestellte Menschen diese doch so liebenswürdige Familie schätzen und verstehen lernen. Und letzten Endes wird wohl jeder zu dem gleichen Schluß wie Masahiko kommen, nämlich daß die Wakanaes halt doch irgendwie eine ganz normale Familie sind...

Frz. Manga Cover Vol. 8 Wer nun wissen will, wie Masahiko mit den alltäglichen Problemen seiner seltsamen Familie umzugehen lernt und vor allem, was er selbst durch seinen neuen Umgang an neuen Problemen hinzubekommt (nur soviel sei gesagt: ein Yakuza kommt auch noch vor!), der kommt um den Manga nicht herum. Eine englische Fassung existiert leider nicht, und auch eine deutsche Fassung ist zur Zeit noch nicht geplant (obwohl hier bei Erfolg des neuen City Hunter-Mangas von Egmont Manga & Anime eventuell Chancen bestehen könnten). Jedoch veröffentlicht der französische Verlag Editions Tonkam F. Compo seit September 1999 in zweimonatlichem Abstand. Die Druckqualität läßt keine Wünsche offen und auch Farbseiten sind enthalten. Einziger Schwachpunkt: Dort wo es keine Farbseiten gab, fühlte man sich leider genötigt, die jeweils ersten vier Seiten eines Bandes selbst zu colorieren (was man lieber gelassen hätte...). Doch auch das ist noch erträglich und sollte nicht vom Kauf dieses innovativen Comedy-Manga abhalten. Erschienen sind bisher 8 Bände.

Dieser Manga enthält vieles, was man bei vielen anderen neuen Serien leider oft vermißt, so z.B. eine gehörige Portion Situationskomik (anstelle von platten Gags), emotionalen Tiefgang und vor allem eine Handlung, die aus sich selbst heraus interessant und spannend ist und nicht erst durch irgendwelche Gewaltorgien oder digitierende Kuschelviecher künstlich aufgepeppt werden muß.

Wer gar nicht weiß, wo er französische Manga wie gerade auch Family Compo herbekommen kann, der sei an dieser Stelle z. B. an den Groben Unfug in Berlin oder Anime Virtual in Dietzenbach (jawohl, die sind auch ein Versand!) verwiesen; die vollständigen Adressen findet man in den einschlägigen Anime und Manga-Fachmagazinen. Nur ein wenig Geduld sollte man mitbringen, denn der Import aus Frankreich kann mitunter manchmal etwas dauern...

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Family Compo

Manga in 14 Bänden
Mangaka: HOUJOU Tsukasa
Erschienen in Frankreich bei Tonkam
Umfang: je 208 Seiten
Preis: ca. 48 FF (14,30 DM)

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