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Autor: |
Karsten Schubert |
Artikel erschienen in: |
FUNime Nr. 38, Seite 36, Juli 2004 |
Megazone 23 sollte ursprünglich eine Fortsetzung der Serie
Genesis Climber Mospeada (die als dritte Staffel von Robotech
bekannt wurde) sein, doch als zur Halbzeit des Projektes plötzlich der
TV-Sponsor aus dem Projekt ausstieg, entschloß man sich, die bisher
geleistete Arbeit nicht verloren zu geben, sondern als Film für den
gerade neu entstandenen Video-Markt zu veröffentlichen. Und so wurde
Megazone 23 eine der ersten OVA-Serien.
Obwohl der erste Film schon vor langem sowohl in den USA (bei Streamline
Pictures) und in Großbritannien (bei Manga Entertainment) erschienen ist,
entschied sich ADV im Rahmen ihrer Nostalgie-Serien, auch diese OVA zu
lizenzieren. Doch erstmals handelt es sich bei dieser Veröffentlichung
nicht nur um die erste OVA, sondern auch um die beiden Nachfolger-OVAs,
die sich bemühen, die Handlung abzuschließen.
Es gelang Megazone 23 zwar nicht, als erste Anime-OVA zu
erscheinen, dafür war es im Gegensatz zur Konkurrenz besser in der Lage,
sich auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten dieses neuen Vertriebszweiges
einzustellen. Während die Handlung unter der drastischen Kürzung von 13
TV-Episoden zu einem 80 Minuten Film zu leiden hatte, konnte man in die
einzelnen Szenen wesentlich mehr Aufwand stecken und dabei Dinge zeigen,
die im Fernsehen oder Kino undenkbar waren.
Die Story dreht sich dabei um den jungen YAHAGI Shogo,
der über einen Freund in den Besitz eines merkwürdigen Motorrades gelangt,
das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Doch schnell muß er bemerken,
daß nicht nur mit seinem Motorrad, sondern mit seiner ganzen Welt einiges
nicht stimmt. So verschwindet sein Freund urplötzlich und ist angeblich
auf einer längeren Reise in den USA, während das Militär Shogo jagt und
sich sein Motorrad plötzlich in einen gewaltigen Roboter verwandelt...
In dieser Lage entscheidet er sich, bei einem Mädchen unterzutauchen,
das er erst vor kurzem kennengelernt hat. Doch was er im weiteren Verlauf
der Geschichte erfährt, krempelt nicht nur sein gesamtes Leben um, es
bringt auch seine neue Freundin und ihre Mitbewohnerin in höchste Lebensgefahr.
Nicht nur, daß die ganze Handlung den Eindruck hinterläßt, hauptsächlich
dazu zu dienen, möglichst schnell verschiedene coole Szenen zu verknüpfen,
sah man sich aus Zeitgründen auch häufig genug dazu gezwungen, ganze
Handlungsstränge einfach durch einzelne Charaktere erzählen zu lassen.
Doch wie konnte eine derartige Geschichte so einen großen Erfolg haben, daß
sie für Jahre das Aussehen der japanischen Anime-Landschaft beeinflussen sollte?
Dieser Erfolg hat mehrere Gründe: Angefangen beim süßen Charakterdesign
von HIRANO Toshihiro, der später mit Serien wie Iczer,
Dangaioh und Vampire Princess Miyu eine gewisse Berühmtheit
erlangte, über den Soundtrack, wobei man sich wieder erinnerte, daß auch
eine Sängerin für eine Handlung eine entscheidende Bedeutung haben kann
(für deren Charakterdesign man sich extra der Dienste des Charakterdesigners
von Macross bediente), bis zu der Tatsache, daß man bei einer
Video-Veröffentlichung sowohl mit Gewalt wie auch erotischen Anspielungen
bis hin zu Sexszenen wesentlich weniger Einschränkungen unterworfen war.
Damit konnte demonstriert werden, daß auch unabhängig vom Merchandising-Markt
und schweren Werbebudgets Filme für eine kleine Zielgruppe finanziert werden
konnten, selbst wenn die Handlung noch nicht einmal abgeschlossen war. Man
sah sich in der Lage, nicht nur zwei Fortsetzungen zu finanzieren (jedesmal
unter der Obhut eines anderen Charakterdesigners), sondern auch die Grundlagen
für Serien wie Bubblegum Crisis oder Genesis Survivor Gaiarth zu legen.
Die Bild- und Tonqualität ist für eine Produktion dieses Alters geradezu
verblüffend. Zwar können sowohl bei den Bildern wie auch bei der japanischen
Tonspur einige kleine Schlampereien und Flüchtigkeitsfehler bemerkt werden,
doch von der technischen Seite sind beide in hervorragendem Zustand und von
den Animationen könnte sich so manche Serie neueren Datums noch einiges
vormachen lassen! Bei der englischen Tonspur wollte man sich auch nicht
lumpen lassen, sondern setzte gleich alles auf 5.1 Sound und auf die
geeignetsten Synchronsprecher, die man zu bieten hatte, wobei ADV viel Wert
darauf legte, eine größere Kontinuität in diese Serie zu bringen. Zwar konnten
bei einer derartig alten Serie nur wenige echte Extras beschafft werden,
doch dafür vertraute man auf den historischen Wert dieser Serie und spendierte
ihr eine Kommentarspur, in der Matt Greenfield, David Williams und Janice
Williams sich über ihre Anfänge im Animebereich, die Bedeutung von OVAs und
die Geschichte von Megazone 23 auslassen.
Zwar ist dies keinesfalls eine Serie für jedermann, doch wer sich für die
Vergangenheit von Anime interessiert oder einfach gerne die Highlights des
alten Charakterdesigns in seiner Sammlung haben möchte, sollte sich diesen
Klassiker nicht entgehen lassen.
Megazone 23
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Filmart: |
OVA in 3 Folgen |
Laufzeit: |
80 Minuten (Folge 1) |
Ländercode: |
1 |
Vertrieb: |
ADV Films |
Listenpreis: |
$24.98 |
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