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Autor: |
Brit |
Artikel erschienen in: |
FUNime Nr. 38, Seite 35, Juli 2004 |
„Eines Tages lud der oberste Gott alle Tiere zu sich ein,
ein großes Fest zu feiern und jedes sollte kommen, ohne Ausnahme.
Die Maus ging daraufhin zur Katze und erzählte ihr davon, sagte
ihr aber, daß das Fest erst am nächsten Tag sein sollte. Dann ritt
sie auf dem Rücken des Ochsen voran und betrat als erste das Fest.
Alle Tiere fanden sich dort ein, nur die Katze nicht, die von der
Maus hereingelegt worden war. Deshalb wurde die Katze aus dem
Kreis ausgeschlossen.“
Tôru hat es wirklich nicht leicht. Erst vor kurzem kam ihre Mutter
bei einem Autounfall ums Leben und nun muß sie sich auf eigene Faust
durchs Leben schlagen. Um dem Großvater und den Freunden nicht zur
Last zu fallen, zieht sie kurzerhand in ein Zelt.
Eines Tages trifft sie auf dem Weg zur Schule ihren Mitschüler SÔMA
Yûki, den beliebtesten Jungen ihrer Schule, der zusammen mit seinem
Cousin Shigure in einem Haus ganz in der Nähe wohnt. Yûki und Shigure
entdecken am Abend zufällig Tôru in ihrem Zelt und nehmen sie mit zu
sich nach Hause. Als auch noch ein Erdrutsch Tôrus Zelt und alle
Habseligkeiten verschüttet, wird sie von den Jungs kurzerhand aufgenommen
und als Haushälterin angestellt, mit freier Kost und Logis. Am nächsten
Morgen macht sie mit einem weiteren Sôma Bekanntschaft: Kyô, einem
rauflustigen Rotschopf, der es auf Yûki abgesehen hat.
Tôrus erste Begegnung mit ihm ist der Stein des Anstoßes für eine wunderbare
Geschichte voller Gefühl, denn als sie durch einen Ausrutscher Kyô zufällig
umarmt, wird aus dem mies gelaunten Jungen eine Katze, zu der sich kurz
darauf eine Maus und ein Hund dazugesellen und die arme Tôru nahe an den
Rand eines Nervenzusammenbruchs bringen.
Tôru hat das streng gehütete Geheimnis der sehr großen (und reichen)
Sôma-Familie entdeckt: Einige der Familienmitglieder sind mit den Geistern
der Tiere der chinesischen Tierkreiszeichen verflucht und wann immer diese
von einer Person des anderen Geschlechts umarmt werden oder sie zu schwach
sind, verwandeln sie sich in ihre tierische Form.
Nachdem Tôru den ersten Schock überwunden hat, wird sie gefaßter und
beschließt, mehr über die Sôma und den Fluch in Erfahrung zu bringen.
Das ist gar nicht so einfach, denn die Sôma leben sehr zurückgezogen,
sind verschlossen und meiden jeden Kontakt zu „Außenseitern“.
In diese Einsamkeit und Kälte stolpert nun Tôru, die mit ihrem stets
lächelnden Gesicht und ihrer unvergleichbar liebenswürdigen Art das
Eis zum Schmelzen bringt.
Dies ist der Anfang von Fruits Basket, oder kurz Furuba,
einer der besten und erfolgreichsten Animeserien der letzten Jahre.
Besonders besticht die Serie durch ihre anspruchsvollen, tiefgründigen
Charaktere, und das sind nicht wenige. Der Fluch an sich ist eigentlich
nur eine Nebensache. Vielmehr geht es bei Furuba darum,
zwischenmenschliche Probleme zu zeigen und diese auch zu lösen. So hat
auch das Verwandeln während der Umarmung weniger etwas mit Ranma 1/2
zu tun als mit Berührungsängsten zwischen jungen Menschen. Man kann mit
Sicherheit sagen, daß diese Serie eine gehörige Lektion in Sachen
Menschlichkeit und Freundschaft bietet. Tôru ist immerzu bemüht, mit
allen gut Freund zu sein, zu helfen und jede Hürde zu meistern.
Die nötige Kraft dazu gewinnt sie aus ihrer Freundschaft zu ihren beiden
Freundinnen und ihrer Mutter, von der sie viele Ratschläge mit auf den
Weg bekommen hat, die sie sich immer wieder in Erinnerung ruft.
Und auch wenn Tôrus Naivität, mit der sie an Dinge herangeht, schon fast
an einen Forrest Gump erinnert, kann man nicht anders, als sie zu mögen.
Besonders gelungen ist auch der Wechsel zwischen lustig und traurig.
Es gibt immer wieder Szenen, die einfach nur zum Lachen sind, sei es durch
die grafische Darstellung (es gibt dennoch keine SD-Überladung) oder
einfach nur durch das Geschehen. Es wird immer darauf geachtet,
daß es nie übertrieben wird. Auf der anderen Seite gibt es Momente,
die aufgrund ihrer Traurigkeit und des Leides der Charaktere, das diese
durch den Fluch erfahren, sehr zu Herzen gehen und zu Tränen rühren.
Die Anime-Umsetzung des 1998 begonnenen Manga von TAKAYA
Natsuki ist für eine TV-Serie wirklich hochgradig. Die Animation kann es
problemlos mit Serien wie Neon Genesis Evangelion und Fushigi Yuugi
aufnehmen. Die Bewegungen sind sehr flüssig animiert, Standbilder werden
nahezu gar nicht benutzt. Das Charakterdesign hält sich sehr nah am Manga,
die Farben sind eher gedeckt, nicht zu grell oder „bonbonsüß“,
was der Serie, die übrigens komplett am Rechner coloriert wurde, einen sehr
realistischen Eindruck gibt, auch wenn die Hintergründe mitunter an
Aquarellarbeiten erinnern, aber dennoch mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden.
Auch die Reihe der Seiyûu zeigt eine Menge bekannter Namen; so wird Tôru
von HORIE Yui (u.a. NARUSEGAWA Naru –
Love Hina) gesprochen, Kyô bekommt seine Stimme von TOMOKAZU
Seki (u.a. SHIRÔ Kamui – X/1999 The Movie)
und Yûki spricht HISAKAWA Aya (u.a. MIZUNO Ami
– Sailor Moon). Mit anderen Worten: Die Reihe der Sprecher ist
wirklich sehr gut und auch passend besetzt, was die Glaubwürdigkeit und
Charakterzüge der einzelnen Personen noch mehr unterstreicht.
Die Musik von Furuba hat schon fast Ohrwurmstatus. Besonders das
Titel- und das Endlied gehen durch ihre Ruhe und Leichtigkeit sehr schnell
ins Ohr und verbreiten ein Gefühl von Gemütlichkeit. Die zum Großteil aus
Guter-Laune-Musik bestehende Hintergrundmusik kann aber auch einige sehr
einfühlsame, melancholische Stücke aufweisen, die jeweils sehr passend
auf den Anime gesetzt wurden und die Szenen wunderbar unterstreichen.
Anders gesagt: Furuba besitzt einen Soundtrack, zu dem man nicht
unbedingt den Anime sehen muß und der dennoch wunderschön ist.
Der Anime an sich hat 26 Folgen, die sich streng am Manga orientieren.
In Japan ist im Hakusensha-Verlag inzwischen Band 22 veröffentlicht worden
und noch immer ist kein Ende in Sicht. Folge 26 des Anime entspricht dabei
ungefähr dem Ende des sechsten Mangabandes. Eine Fortsetzung des Anime ist
bisher nicht geplant. Wer also wissen will, wie die Geschichte ausgeht,
muß sich die Manga kaufen, die derzeit auch in Deutschland veröffentlicht werden.
Abschließend läßt sich sagen, daß Furuba wirklich empfehlenswert ist für alle,
die gute Unterhaltung mögen und mehr Wert auf Gefühl als auf Slapstick legen.
Auch wenn der Titel im ersten Moment etwas seltsam klingt (die Erklärung folgt
übrigens im Lauf der Geschichte), so wäre es doch wirklich eine sich lohnende
Anschaffung, sollte es die Serie jemals auf deutsche DVDs schaffen, was sehr
zu wünschen ist.
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