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Love Hina TV

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Autor: Stephan
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 17, Seite 31, Oktober 2000


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Naru und Keitaro... Love Hina als Anime – Genial!“ So oder so ähnlich dürften viele Leser des Manga reagieren – oder etwa doch nicht??

Um diversen Fragen gleich vorzubeugen: Ich liebe den Manga zu Love Hina. Selten war ich von einer Serie so begeistert. Und da verwundert es nicht, daß ich ungeduldig auf den Start von Love Hina im japanischen TV gewartet habe. Als mich die ersten Folgen auf DVD erreichten, konnte ich endlich meine Neugier stillen:

Das Opening begann recht forsch. Doch was zunächst noch sehr schräg klang, entpuppte sich schnell als ausgesprochen netter Song. Die Stimme schien auch irgendwie bekannt. Nur war die Zuordnung in jenem Moment ausgesprochen schwierig, da man abgelenkt wurde, und zwar von den visuellen Eindrücken. Kein Zweifel, es lief Love Hina, doch irgendwie schienen die Figuren verändert.

Die sch�chterne Shinobu Das ansprechende Design von AKAMATSU Ken mit seinen einfachen und klaren Zügen war klar erkennbar, doch irgendwie schien es nicht dasselbe zu sein. Die Zeichnungen waren nur sehr sparsam ausgeführt, was sich in einem veränderten Chara-Design niederschlug. Das Aufwendigste waren manchmal nur die Hintergründe, diese sahen dann aber richtig klasse aus. Ein Meilenstein in der Kunst der Animation ist Love Hina ebenfalls nicht. Da ist eher Sparflamme angesagt, was bei der Umsetzung der Dynamik des Manga nicht gerade hilft. Doch der Gipfel von alldem: Was für eine Geschichte wird hier überhaupt erzählt?

URASHIMA Keitarou zieht bei seinen Eltern aus und nimmt die Stelle als Verwalter des Hinata an, dem Mädchenpensionat seiner Großmutter, das vorübergehend von seiner Tante geführt wurde. Dort wohnt auch NARUSEGAWA Naru, die er zuvor (!) in der Vorbereitungsschule der Toudai (Tokyoter Elite-Universit�t) getroffen hat. Sie gibt sich sehr unnahbar und explodiert bei leichtester Berührung. Die Reaktion ist üblicherweise blanke Brutalität, die unseren Helden buchstäblich durch alle Wolken (und Wände) schleudert. Trotzdem fühlt sich Naru sehr zu Keitarou hingezogen und zeigt ihm das auch (!).

Naru und Mutsumi Soweit ist es ja bekannt, aber das alles schon in der ersten Folge? Kommen Details nicht erst später? Was ist mit der wunderbaren Debatte: „Das ist ein Mädchenpensionat. Perverse haben hier nichts zu suchen!“. Im Manga hatte Keitarou außerdem zuvor noch... ah ja, das kommt jetzt also danach. Da wurde aber recht übel gekürzt. Was sollen übrigens die ganzen zusätzlichen Figuren? Die hat man doch im Manga auch nicht gebraucht. Und überhaupt: Wieso hab’ ich nur das Gefühl, daß es in dieser Story hier viel mehr darum geht, wie die Mädels mit Keitarou klarkommen? Im Manga war es doch eher umgekehrt. Apropos Manga: Was ist übrigens mit dem ganzen Fanservice geschehen? Nach zwei Stunden noch immer nicht der kleinste Zipfel eines Pantys zu sehen. Nicht, daß man so etwas unbedingt brauchen würde, es hat aber auch nicht geschadet, oder? Unser armer Held muß aber immer noch seine obligatorische Prügel von allen Seiten einstecken, na wenigstens etwas.

Motoko Der Aufbau der Episoden zeigt im wesentlichen wenig Zusammenhang. Es handelt sich eher um eine Aneinanderreihung von Einzelepisoden, die zwar aufeinander aufbauen, jedoch keinen richtigen Handlungsfaden bilden. Dazu kommen noch reine Füllfolgen (Kitsune als Detektiv), die außer der Location und den Charakteren gar keinen Bezug zur Handlung geschweige denn zum Manga haben.

Ich bin zunächst erst einmal stark enttäuscht. Ob ich vielleicht viel zu subjektiv urteile? Vielleicht muß man doch etwas genauer hinsehen: Zielgruppe des Mangas (erschienen bei Shounen Magazine) sind Jungen von 12 bis 16, jedoch hat Love Hina, wie seinerzeit auch Kimagure Orange Road (ebenfalls bei einem Shounen-Label erschienen), starke Resonanz bei weiblichen Lesern ausgelöst.

Das Eyecatch-Bild der TV-Serie Das hat man sicher berücksichtigt, als man mit dem Anime begann. So scheint die Zielgruppe des Anime wesentlich jünger und weiblich zu sein. Völlig unverständlich, denn Love Hina läuft in Japan im Abendprogramm (mittwochs 22:30 Uhr). Aber das ist die einzige Erklärung, wieso man z.B. den (harmlosen) Fanservice extrahiert hat, der im Manga häufig ein handlungstreibendes Element darstellt. Völlig verzichten konnte man indes auf zwei-ein-deutige Szenen nicht, jedoch sind diese so modifiziert, daß nur der Leser des Manga „wirklich“ weiß, worum es eigentlich geht. In späteren Folgen der Serie kommt man jedoch auch in den Genuß einiger echter „handlungstreibender Elemente“.

Der Abspann erklärt dann weiteres: „basiert auf Love Hina von AKAMATSU Ken“. Also doch nur adaptiert. Es scheint sich in Japan durchgesetzt zu haben, daß man die Rechte zu einem Werk fein säuberlich zerlegt und zur Umsetzung an verschiedene Stellen gibt. So ist natürlich auch das geänderte Chara-Design zu erklären. Die Story mußte geändert werden, damit man den komplexen Handlungsfaden des Manga wenigstens ansatzweise in die 26 Folgen der TV-Serie packen konnte. Es scheint ein weiterer Trend bei heutigen Animeproduktionen zu sein, kein Risiko mit langen Serien einzugehen. Meiner Meinung nach sind 26 Folgen viel zu wenig, Love Hina hat weitaus mehr Potential, selbst wenn man sich nur auf die besten Episoden des Manga beschränkt hätte.

Naru mal wieder kurz vorm explodieren... Aber vielleicht sollte man das alles nicht so negativ sehen. Trotz aller Unzulänglichkeiten ist Love Hina durchaus sehenswert, wenn nicht gar eine der Top-Serien dieses Jahr. Man darf sie nur nicht mit dem Manga vergleichen. Der gleiche Witz, zum Teil noch überdrehter und übertriebener als im Manga („Chibi-Naru-Attack“), wurde halt nur anders verpackt.

Auch akustisch ist Love Hina durchaus gelungen. Die Musik ist ansprechend, und die Stimmen passen zu den Charakteren. Das ist nicht weiter verwunderlich, da man bekannte Seiyuu für die Hauptrollen verpflichten konnte, wie Ueda Yuuji (Rurouni Kenshin, Nadesico, Fancy Lala) oder Horie Yui (To Heart, Risky Safety). Nicht zuletzt weiß HAYASHIBARA Megumi in der Rolle von URASHIMA Haruka zu überzeugen. Ihre Stimme ist es auch, die mir im Opening (Sakura Saku) und auch im Ending (Kimi Sae Ireba) so bekannt vorkam. Alles in allem kann man Love Hina durchaus empfehlen, wenngleich man aber besonders die Manga-Liebhaber davor warnen sollte, vom Titel auf den Inhalt zu schließen.

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Love Hina TV

   
Umfang: 26 Folgen, 9 DVDs
Best.-Nr.: KIBA-484 bis KIBA-492 (limited release mit Figur KIBA-9487 bis KIBA-9492), Vol. 3 mit Box
Preis: je DVD ¥5.775 / ¥7.875 (ca. 125 / 170 DM)

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