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Leseprobe der FUNime Nr. 29

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Inhaltsverzeichnis
Editorial
Cosmowarrior Zero
Die geheimnisvollen Städte des Goldes
The Irresponsible Captain Tylor − DVD-Box
Witch Hunter Robin − X-Men meets X-Files
Azumanga Daiou TV − Noch einmal Kind sein
Futari Ecchi
Ghost in the Shell 2 − Manmachine Interface

Ghost in the Shell 2 − Manmachine Interface

Gut 10 Jahre hat sich Shirow Masamune Zeit gelassen mit dieser Fortsetzung seines wohl bekanntesten Mangas. Doch schon der erste Blick in den nun auch in Deutschland erschienenen Band zeigt, warum.

Ghost in the Shell - 01

Ghost in the Shell - 02

Ghost in the Shell - 03

Ghost in the Shell - 04

Ghost in the Shell - 05

Ghost in the Shell - 06

Ghost in the Shell - 07

Ghost in the Shell 2 − Manmachine Interface
©2001 Masamune Shirow

Verlag: Egmont Manga & Anime
Umfang: ca. 300 Seiten
Preis: Euro 18

Grafik-Sensation

Denn bei Manmachine Interface handelt es sich zweifellos um einen der (wenn nicht sogar den) grafisch aufwendigsten Manga, die bisher veröffentlicht wurden. Über die Hälfte der etwa 300 Seiten sind in Farbe, hochdetailliert und liebevoll schattiert. Damit nicht genug: viele der Hintergründe bestehen aus komplexen 3D-Modellen, erstellt in stundenlanger Arbeit, um teilweise nur in ein oder zwei Panels eingesetzt zu werden.
Nun hat ja Rendergrafik nicht nur Freunde, doch wenn sie, wie in diesem Fall, nur für Hintergründe in technischer Umgebung benutzt wird, fallen Schwächen weniger auf. Einige der Settings wirken sogar ausgesprochen realistisch; mit Spiegeleffekten hätte Shirow aber besser noch sparsamer sein sollen.
Doch auch eingefleischte Verfechter „traditioneller” Zeichnungen kommen bei den Schwarzweißseiten auf ihre Kosten, wenn sie nicht sogar angesichts der detaillierten Charakter-Artworks auf den Farbseiten bereit sind, die CG-Hintergründe hinzunehmen. Und zumindest bei den eher psychedelischen Hintergründen in den zahlreichen Cyberspace-Szenen läßt sich nicht sagen, daß sie unpassend oder zu künstlich wären. Gleiches gilt für die schon aus einigen neueren Animeserien bekannte computergenerierte Bewegungsunschärfe, die teilweise anstelle von Bewegungslinien eingesetzt wird.
Der visuelle Gesamteindruck von Ghost in the Shell 2 ist jedenfalls überwältigend und wurde in der deutschen Ausgabe von EMA auch tadellos umgesetzt, doch die vielen Farbseiten sowie hochwertiges Papier und Druck haben natürlich ihren Preis…

Nackte Tatsachen

Zwar ist nichts vom Kaliber der berühmt-berüchtigten (in westlichen Ausgaben entfernten) Cybersex-Szene aus dem ersten Teil dabei, doch man muß schon lange und gründlich suchen, um ein Panel mit einem weiblichen Charakter zu finden, dessen Kleidung nicht superknapp, hauteng, beides, oder gar nicht erst vorhanden ist. Streckenweise scheint Shirow sowohl den Oberweiten-Faktor von Plastic Little als auch die Pantyshot-Frequenz von Agent Aika in einem einzigen Manga übertreffen zu wollen.
Da der Manga also so schon ein echter Augenschmaus ist, wird sich mancher Leser fragen, warum Shirow es für nötig hielt, auch noch große Mengen an Fanservice einzubauen.

Innere Werte

Tolle Aufmachung und viel Fanservice sind aber nicht alles, was Manmachine Interface zu bieten hat. Die Geschichte spielt einige Zeit nach dem Ende des ersten Teils. Motoko hat ihren Nachnamen in Aramaki geändert und arbeitet in leitender Position für den Konzern Poseidon Industrial. Doch auch privat ist sie geschäftig und erledigt während ihres Urlaubs halbmilitärische Aufträge im Austausch für neueste Technologie.
Nach einem Treffen mit ihrem Auftraggeber auf See begegnet sie zufällig einigen Piraten und läßt sie, quasi zur Entspannung, auffliegen. Dann muß sie sich um eine Welle von Sabotageakten auf eine Tochterfirma von Poseidon in Afrika kümmern, die Schweine mit menschlichen Genen für die Organtransplantation züchtet. Dahinter steckt eine Rebellengruppe, doch es stellt sich heraus, daß die Schweine illegalerweise und ohne Wissen von Poseidon menschliche Hirne enthielten, und die Rebellen von irgend jemandem dazu benutzt wurden, dieses Projekt zu stören.
Bevor Motoko dem weiter nachgehen kann, wird bei einer Konferenz ein Mordanschlag auf den Präsidenten von Poseidon verübt, und Motokos Ermittlungen deuten auf einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen hin. Weitere Nachforschungen bringen sie auf die Spur einer Organisation namens „Stabat Mater”. Deren Ziele sind jedoch schwer zu durchschauen, und Motoko muß sich illegal Zugang zu einem Supercomputer von Poseidon verschaffen, um mit Hilfe seiner Rechenpower Stabat Mater im Cyberspace angreifen zu können.
Im Vergleich zum ersten Teil hat die Wichtigkeit des „Ghost-Hacking” und der Anteil der Cyberspace-Szenen stark zugenommen: virtuelle Angriffe sind, in logischer Konsequenz, mindestens ebenso gefährlich und wichtig wie „reale” Aktionen, und Erfolg hat nur, wer beides effektiv verbindet.
Überhaupt ist die Loslösung der Persönlichkeit vom Körper ein zentrales Thema von Manmachine Interface: Motoko hat auf der ganzen Welt fernsteuerbare Cyborg-Körper deponiert, um so überall in kurzer Zeit selbst eingreifen zu können. Andere Charaktere haben gar ihren eigenen Körper gleich dauerhaft in einer Hochsicherheitseinrichtung deponiert und interagieren nur noch per Fernsteuerung mit dem Rest der Welt.

Geschmackssache

All dies ist einerseits ziemlich hektisch und actionreich erzählt, so daß nicht viel Zeit zur Entwicklung der Charaktere bleibt, andererseits oft anstrengend und langwierig zu lesen, weil der bekennende Technophile Shirow seinem Hang zum „Technobabble” völlig freien Lauf läßt. Dadurch entsteht zwar eine irgendwie authentische Atmosphäre, jedoch sind die Dialoge und zahlreichen Kommentare streckenweise so mit fiktiven technischen Details vollgestopft, daß der eigentliche Plot dazwischen untergeht. Besonders schlimm ist dabei, daß diese Details oft auch noch unsinnig, konfus oder sogar widersprüchlich sind. Das mag auch an der Übersetzung liegen, doch es ist ziemlich klar, daß schon das Original sich mehr durch die Zahl an exotischen Kanji und Anglizismen als durch die Sinnhaftigkeit ihrer Bedeutung auszeichnete, und so kann man die Übersetzerin eigentlich nur bemitleiden.
Ähnliches gilt auch für die mystisch-religiösen Elemente, die gegen Ende auftreten und ein wenig an Shirows Orion erinnern, vor allem aber an das Gespräch zwischen Motoko und dem Puppet Master kurz vor Ende des ersten Teils. Wer diese Passage interessant fand, dem dürfte auch Manmachine Interface gefallen. Insofern handelt es sich also um eine durchaus originalgetreue Fortsetzung, die alle wesentlichen Aspekte des Vorgängers aufgreift und weiterführt. Nur wer Komik erwartet hat, wird komplett enttäuscht werden: SD-Elemente gibt es kaum noch, die Fuchikomas sieht man nur noch selten mal im Hintergrund, und die Grundstimmung bleibt ernst.

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