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Leseprobe der FUNime Nr. 29

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Inhaltsverzeichnis
Editorial
Cosmowarrior Zero
Die geheimnisvollen Städte des Goldes
The Irresponsible Captain Tylor − DVD-Box
Witch Hunter Robin − X-Men meets X-Files
Azumanga Daiou TV − Noch einmal Kind sein
Futari Ecchi
Ghost in the Shell 2 − Manmachine Interface

Die geheimnisvollen Städte des Goldes

„16. Jahrhundert. In den Häfen Europas setzen Schiffe die Segel. Tausende, auf der Suche nach Abenteuern, nach Gold oder auch nach einem neuen Leben, wagen die gefährliche Fahrt zum neuen Kontinent in die Neue Welt. Sie überwinden die ungebändigten Meere, sie bestehen vielfältige Abenteuer, sie lernen Dinge kennen, von denen sie nie zuvor träumten. Auf dem Neuen Kontinent aber folgen sie nur noch dem Zauberwort Eldorado. Sie suchen die geheimnisvollen Städte aus Gold…”

Die geheimnisvollen Städte des Goldes

Die geheimnisvollen Städte des Goldes

Die geheimnisvollen Städte des Goldes

Die geheimnisvollen Städte des Goldes

Zia, das Inkamädchen

Die geheimnisvollen Städte des Goldes

Die geheimnisvollen Städte des Goldes

Laufzeit: 39 Folgen à 27 Min. (frz.⁄dt. Version)
Produktionsjahr: 1982
Produktionsfirma: Studio Pierrot / MK, DIC, NHK
Regie: Nakamura Mitsuki
Charakter-Design: Okada Toshiyasu
Szenario: Jean Chalopin
Realisierung: Bernard Deyriès
Vertriebsrechte bei: Tokio Movie Shinsha (TMS)
Besonderheit: je 3 Min. Dokumentarteil am Ende jeder Folge
Deutsches DVD-Release: ab Dezember 2002 bei Anime Virtual, 6 DVDs à 24,95 Euro

Mit diesen Worten stimmt die deutsche Intro den Zuschauer in das kommende Geschehen ein. Nach der allgemeinen Einführung wird es dann konkret:
Barcelona in Spanien. Der Knabe Esteban führt bei Pater Rodrigues ein fast gewöhnliches Leben, wäre da nicht seine Eigenschaft, daß er die Sonne bei bewölktem Himmel hervorrufen kann. Er selbst ist davon nicht so überzeugt, aber die Spanier glauben daran und drängen ihn jedes Mal bei schlechtem Wetter, die Sonne herauszubitten, damit ihre Schiffe bei gutem Wetter auslaufen können. So ist es auch diesmal für ein Schiff nach Peru zu Generalgouverneur Pizarro. Dabei hat Esteban einiges auszustehen, denn obwohl er Höhenangst hat, ziehen in die Spanier dem Himmel möglichst nahe an die Mastspitze eines Schiffes hinauf.

Die Handlung

Aber an diesem Tag soll sich sein Leben völlig ändern. Pater Rodrigues stirbt nach langer Krankheit und verrät dem Jungen am Sterbebett, daß er nicht sein richtiger Vater war, sondern ein Seemann den Jungen einst aus den Händen seines richtigen Vaters in Seenot rettete. Esteban bleibt nicht einmal Zeit, über den Verlust seines geliebten Ziehvaters zu trauern, da bedrängt der eben genannte Seemann, der zufällig in der Stadt verweilt, ihn, noch in der kommenden Nacht auf ein Schiff nach Amerika zu kommen. Als Beweis, daß er auch wirklich der Seemann ist, der ihm einst das Leben rettete, zeigt er Esteban den fehlenden Teil eines Amuletts, das der Junge seit seiner Kindheit um den Hals trägt. Er erzählt dem Knaben, sein Vater müßte noch leben und er würde ihn auf dem Neuen Kontinent gewiß finden. Aber er erzählt ihm auch, daß er glaubt, das Amulett stamme aus einer der geheimnisvollen Städte des Goldes und er hoffe, sie durch den Jungen zu finden, dessen Vater dort gewesen sein müsse. Esteban entscheidet sich mitzukommen und seinen Vater zu suchen…
Unterwegs werden das Inkamädchen Zia und der schlaue Tao seine Begleiter. Zia kann die Knotenschnüre der Inka, eine Art Geheimschrift, lesen. Tao dagegen versteht oft Zusammenhänge und hat gute Ideen, allerdings ist er ein bißchen zerstreut. Die Reise führt die Abenteurer nach Peru bis hoch zum Hohen Gipfel mit der Felsenstadt Machu Picchu, an die Ufer des Titicacasees und durch die Dschungel des Amazonas. Unterwegs finden sie immer wieder Reste und geheimnisvolle Mechanismen untergegangener Zivilisationen…

Die Serie fasziniert durch ihre glaubwürdigen und liebenswürdigen Charaktere, die noch heute eine Ästhetik ausstrahlen, wie sie von neueren Zeichentrickproduktionen selten erreicht werden. Gerade der Charme der Figuren ist es, der dieser Serie diese Zeitlosigkeit mit auf den Weg gegeben hat. Dies und das ungewöhnliche Mecha, das in Form technisch fortgeschrittener Apparaturen in der Zeit der großen Entdeckungen in dieser Form von der damaligen Menschheit noch nicht entwickelt ist, machen die Serie zu einem optischen Ereignis.
Die Animationsqualität erreicht gutes TV-Serien- bis OVA-Niveau. Die Einflüsse der Franzosen bei dieser Koproduktion überwiegen − weshalb es dem europäischen Zuschauer leichter als bei anderen japanischen Produktionen fällt, sich mit der Serie zu identifizieren.
Als weiterer Glücksfall ist anzusehen, daß auch der musikalische und sprachliche Teil mit äußerster Sorgfalt produziert wurde. Haim Saban und Shuki Levy schufen eine Filmmusik, die zwischen Klassik, Synthy-Pop und regionaler Folklore der gezeigten Schauplätze mühelos den Spagat schafft und ins Ohr geht. Die Sprecher der französischen Fassung sind treffend besetzt und füllen ihre Rollen sehr glaubwürdig aus. Die deutsche Synchronisation, die sowohl die französische als auch die englische Version verwertete, behält die Stimmlagen der originalen Sprecher bei und liefert eine Übersetzung, wie sie näher am Original nicht sein könnte. Der Gesamtheit all dieser Umstände ist es zu verdanken, daß die Serie ein zeitloser Klassiker geworden ist, den man ohne Zögern nur empfehlen kann. Leider wurde sie hierzulande nur drei Mal ausgestrahlt: 1990 auf DFF1, 1994 auf ORB und zuletzt 1995 im MDR.

Auf den ersten Blick ist es eine Abenteuergeschichte, die da präsentiert wird. Wer aber genauer hinschaut, bemerkt, daß es auch eine Geschichte um Freundschaft ist, und die Geschichte des Überlebenskampfes zweier Zivilisationen, die trotz technologischer Ausrichtung ihrer Wissenschaft ihr Schicksal nicht mehr unter Kontrolle haben…

Die Versionen

Die 39teilige Serie wurde 1981 als Koproduktion zwischen Japan (51%) und Frankreich (49%) produziert. Eine deutsche synchronisierte Fassung entstand durch das Fernsehen irgendwann in den Jahren von 1982 bis1988. Obwohl man bei einer Koproduktion ein einziges Endprodukt erwarten könnte, existieren heute zwei Fassungen. Die japanische hat einen ca. 30 Sekunden längeren Vorspann und ein etwas breiteres Bild sowie eine völlig andere Musik, wodurch sich die Atmosphäre der Serie ändert. Diese japanische Fassung ist bisher leider nicht im Handel erhältlich. Die auf der Version der Franzosen basierende andere Fassung ist dagegen weltweit verbreitet und verwendet die Musik von Haïm Saban und Shuki Levy, die für das Ohr des Angehörigen des westlichen Kulturkreises gefälliger klingt. Im Gegensatz zur japanischen gibt es bei der französischen Version pro Folge einen zwei- bis dreiminütigen Dokumentar(real)teil, der Hintergrundwissen zur den Orten und Kulturen vermittelt, die in der Serie vorkommen. Dies ist bisher einzigartig bei einer Anime-Serie.
An die zu Grunde liegende Romanvorlage „The Kings Fifth” Scott O’Dells wurde sich sehr wenig gehalten, denn im Roman ist Esteban − sein voller Name ist hier Esteban de Sandoval − ein Kartograph der spanischen Armee im Alter von 16 Jahren. Während im Anime das Schiff „Esperanza” heißt und Mendoza nur dessen angeheuerter Navigator ist, geht Esteban im Roman an Bord der „San Pedro” unter dem Kommando von Kapitän Blas de Mendoza. Die Figur des Tao gibt es im Roman überhaupt nicht, ebensowenig das Mecha und die Olmeken.

Im Jahre 2000/01 plante Frankreich, an den Erfolg der Serie anzuknüpfen und eine Sequel-Serie zu produzieren, die den vorläufigen Projektnamen Cités d’Or 2 bekam. Leider wurde das Projekt inzwischen eingestellt.

„…und cut!”

Es sind von der Serie unterschiedlich geschnittene Versionen im Umlauf. In den USA wurde für die TV-Ausstrahlung an einigen Stellen mit Schimpfworten im Dialog die Schere angesetzt. Andere Stellen wurden wegen Brutalität gekürzt, so die deutsche Version in Folge 32, wo zwei Seeleute ihren besiegten Gegner als Strafe unter einen Baumstamm geklemmt haben und auf diesem Wippe spielen, weil er einen mit ihnen befreundeten Häuptling schwer verletzt hat. Bis auf diese eine Kürzung in Folge 32 entspricht die deutsche Version aber der vollständigen französischen Version.
Die japanische Version ist in einigen Details anders geschnitten. So wurde hier das Ende der französischen Episode 5 an den Anfang von Folge 6 verlegt, um mit der offengebliebenen Spannung der Szene den Zuschauer zu animieren, auch das nächste Mal einzuschalten. Solche Abweichungen und die geschnittene Szene, für die ja kein deutscher Ton vorliegt, machen es natürlich schwierig, ein deutsches DVD-Release auch mit dem japanischen Ton auszustatten.

Das Merchandising

Gegenwärtig ist die Serie nur in französischer Sprache in Frankreich und Kanada auf DVD oder Video erhältlich. Eine deutsche DVD-Version mit einem Umfang von 6 DVDs ist von Anime Virtual für das letzte Quartal 2002 angekündigt. In Frankreich ist zur Zeit eine Musik-CD mit den 16 Original-Soundtracks im Handel, die es dort um 1982 bereits als Schallplatte gab (unter http://www.amazon.fr den Begriff „Les Merveilleuses cités d´or” suchen). Vergriffen sind dagegen die französischen Telefonkarten und die Medaillons.

Ferner werden gegenwärtig Modelle der Solaris und des Kondor von einer belgischen Firma vertrieben sowie drei Figuren aus der Serie: Esteban, Tao und Zia (nicht gerade billig, eine Figur kostet fast 50 Euro).

Einige Cels der Serie sind noch erhältlich. Die Preisspannen liegen hier meist von 15 bis 80 Dollar, manchmal auch bis 150 Dollar. Allerdings sind die besten Motive längst vergriffen und es sind eher unbedeutende Szenen und Nebenfiguren, die man noch findet.

In Japan hat es mindestens zwei Artbooks und vier durchgängig farbige Mooks mit je 164 Seiten gegeben (Mooks sind Bücher, die mit Bildern aus der Serie ergänzt um Sprechblasen die Handlung nacherzählen). Dazu kommen noch zwei Schallplatten mit der Hintergrundmusik und drei Schallplattensingles. All dieses japanische Merchandising ist heute nur noch antiquarisch in Japan zu erwerben.

Gunnar

       
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