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Leseprobe der FUNime Nr. 29

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Inhaltsverzeichnis
Editorial
Cosmowarrior Zero
Die geheimnisvollen Städte des Goldes
The Irresponsible Captain Tylor − DVD-Box
Witch Hunter Robin − X-Men meets X-Files
Azumanga Daiou TV − Noch einmal Kind sein
Futari Ecchi
Ghost in the Shell 2 − Manmachine Interface

Cosmowarrior Zero

Die Menschheit hat den Krieg gegen die Metaloiden verloren. Die Überlebenden stehen vor einem Abgrund und müssen um ihr Schicksal bangen. Nur einer scheint das Unvermeidliche verhindern zu können. Alltag im Lejiversum? Oder vielleicht doch nicht?

Cosmowarrior Zero - 01

Cosmowarrior Zero

Produzent: Vega Entertainment, Enoki Films
Planung: Matsumoto Leiji, Nishioka Keisuke
Seiyuu: Morikawa Toshiyuki (Warrior Zero), Eiji (junger Harlock), Hisakawa Aya (Marina Oki), Inoue Kikuko (Lady Emeraldas)
Herausgeber: Anime Virtual
Fassung: Jpn. Ton mit dt. Untertiteln
Preis: 19,95 Euro

Die neue Fernsehserie von Altmeister Matsumoto Leiji aus dem Jahre 2001 beginnt mit der Schlacht der Metaloiden gegen die Erdföderationsstreitkräfte und der Niederlage der Erde. Der Oberbefehlshaber, Warrius Zero, kann dem Gemetzel nur hilflos zuschauen. Es ist eine Szene, die einem im Universum von Matsumotos Figuren immer wieder über den Weg läuft, sei es in Weltraumschlachtschiff Yamato, Captain Harlock, Galaxy Express 999 oder der Königin der 1000 Jahre. Doch diesmal ist eine Kleinigkeit etwas anders, als man es gewohnt ist.
Einige Zeit ist seit der Niederlage der Erdstreitkräfte vergangen und die Reste der menschlichen Zivilisation sind durch einen Friedensvertrag Teil des galaktischen Imperiums der Metaloiden geworden. Zero befehligt das letzte intakte Raumschiff der Erde, die Kagero, und befindet sich auf einer Patrouillenfahrt. Ein Notruf führt ihn in einen aussichtslosen Kampf gegen den Piraten Captain Harlock, einem der bekanntesten Charaktere des Lejiversums. Vor seinen Augen vernichtet dieser ein unbewaffnetes Transportschiff der Metaloiden und wieder kann Zero das Gemetzel nicht verhindern. Jetzt steht Zeros Auftrag fest, er soll die Ehre der Erdregierung wieder herstellen und den Piraten Harlock zur Strecke bringen. Andernfalls drohen die Metaloiden mit der Vernichtung der Menschheit. Da dies mit der Kagero unmöglich ist, gibt ihm die Erdregierung sein altes wieder repariertes Flaggschiff, die Karyu, zurück.

Vieles kommt einem hier bekannt vor − so wurden bei Inneneinrichtung, Bewaffnung und der Besatzung viele Anleihen bei der alten Yamato-Serie aus den 70er Jahren gemacht. Diese Anlehnung an die früheren Werke Matsumotos verfolgt den Betrachter durch die ganze Serie. Das Charadesign mutet dem heutigen Betrachter teilweise sehr seltsam an, man erinnere sich nur an die typischen „Knubbelköpfe”. Eine ganze Reihe von Hintergründen, Gebäuden und Animationen würde zum Beispiel in Captain Future nicht auffallen, einer Serie, die zur Zeit des großen Matsumoto-Booms Ende der 70er Jahre im selben Animationsstudio produziert worden ist und vielen bekannt sein dürfte. Leider hat dieser Hang, die Serie auf alt zu trimmen und die neuen Computertechniken mit den alten Designs zu vermischen, zu einigen etwas merkwürdigen Animationssequenzen geführt. Diese erinnern nämlich manchmal an frühe PSOne-Spiele und deren Render-Sequenzen.
Einen Ausgleich findet der Betrachter in der durchweg gelungenen Musik der Serie. Der Vorspann ist mit einer irisch anmutenden Weise unterlegt, die sich schnell in einen Ohrwurm verwandelt. Die Serie selbst ist mit meist orchestraler Musik untermalt unter dezentem Einsatz von einzelnen Streichinstrumenten und Harfenklängen. Beschlossen wird die Serie mit einem ruhigen, ziemlich traurigem Lied, in den ersten drei Folgen auch das einzige mit Gesang. The Book of Live, so der Titel des Endlieds, ist zudem in englischer Sprache gesungen.

Was spricht nun für diese Serie, deren gesamtes Design aus einer völlig anderen Zeit zu stammen scheint und deren Animationen schon fast als trashig bezeichnet werden können? Meiner Meinung nach ist es das Zusammenspiel der handelnden Figuren und die liebevolle Ausarbeitung der Charaktere. Sei es der weibliche erste Offizier der Karyu, die sich unversehens in eine reine Männerwelt versetzt sieht und um Anerkennung und Respekt kämpfen muß. Sei es die gemischte Mannschaft der Karyu, die sowohl aus Erdenbürgern und Metaloiden zusammengesetzt ist und jederzeit aus dem Ruder zu laufen droht. Oder sei es der Kapitän der Karyu, ein typischer überlebensgroßer Held, wie ihn Matsumoto immer wieder skizziert, der das Richtige tun will, von den Umständen aber in unterschiedliche Richtungen gezogen wird. Interessant ist auch die Sichtweise der Geschichte. Denn der eigentliche Held des Lejiversums ist nun mal Captain Harlock, der immer auf der richtigen Seite zu stehen scheint, diesmal aber der „böse” Gegner ist und sich in der ersten Folge auch so verhält. Gerade dieses Kratzen an dem strahlenden Image des ewigen Helden führt den Betrachter in einen Zwiespalt, verschwimmt doch Schwarz und Weiß und baut sich ein Konflikt zwischen zwei sehr ähnlichen Personen auf. Personen vor allem, die beide aus Rechtschaffenheit und Ehrgefühl handeln − so hat Zero gar keine andere Möglichkeit, selbst wenn Harlock der Gute sein sollte, als seinen Auftrag zu erfüllen, da sonst die Menschheit sein Versagen in seinem Auftrag büßen müßte.

Cosmowarrior Zero erscheint zur Zeit in Deutschland auf VHS-Kassette aufgelegt von der Firma Anime Virtual. Auf dem ersten Tape finden sich drei Folgen der 13teiligen Fernsehserie. Die Qualität ist für eine Videokassette sehr gut, nur an einigen wenigen Stellen fallen einem kleinere Mängel auf. So scheint es Probleme bei der NTSC/PAL-Konvertierung gegeben zu haben, die man bei einigen bewegten Szenen kurz als Springen der Raumschiffe sehen kann. In der zweiten Folge spielt sich der Ton einen winzigen Tick schneller ab, so daß am Ende Bild und Ton um vielleicht eine Sekunde asynchron laufen. Beim ersten Anschauen sind mir diese Sachen übrigens nicht aufgefallen − so offensichtlich sind sie also nicht. Ich hege nur die Hoffnung, daß die Vorlage bei einer Veröffentlichung auf DVD, über die ich mich sehr freuen würde, noch einmal neu gewandelt wird. Die Untertitel sind in einem klaren Deutsch gehalten und geben keinen Anlaß für Kritik. Nur an einer Stelle sind die Untertitel mal etwas zu breit geraten und ein Stück wurde abgeschnitten.
Wem kann man diese Serie nun empfehlen? Für Matsumoto-Fans ist sie natürlich ein Muß, bedeutet sie doch ein Wiedersehen mit allen alten Bekannten, sei es die Besatzung der Arcadia (hier Death Shadow), Queen Emeraldas und natürlich Maetel mit dem Galaxy Express 999. Alle anderen sollten sich fragen, ob sie auf überragende Animationen verzichten können und dafür Freude an einer fein gezeichneten Charakterstudie in Form einer Space Opera finden − keine kurzweilige Unterhaltung sondern ein modernes Märchen, in dem die Folgen eines Krieges und dessen Auswirkung auf die Menschen gezeigt wird. Dabei ist die Geschichte übrigens nicht nur ernst gehalten, sondern man findet auch einige humorige Elemente. Doch am Schluß muß jeder einzelne eine Position beziehen und für sich eine Entscheidung fällen − seien es die Charaktere der Serie oder der potentielle Käufer.

Bernhard

       
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