Wer behauptete, daß unsere Spaßgesellschaft unabhängig von Realpolitik wäre, wird spätestens seit dem 11. September eines Besseren belehrt worden sein. Doch wer hätte gewußt, daß das, was die Politik uns weismachen will, schon längst bekannt und akzeptiert ist?
Full Metal Panic!
Roman mit Illustrationen, bisher 11 Bände
Autor: Gatou Shouji
Illustrationen: Douji Shiki
Magazin: Dragon Magazine
Verlag: Kadokawa
TV-Anime, 24 Folgen, abgeschlossen
Regie: Chigira Koichi (Gatekeepers)
Produktion: Gonzo
Animation: Gonzo Digimation
Sender: WOWOW (8.1.02 − 18.6.02)
Seiyuu: u.a. Yukino Satsuki (Kagome / Inu Yasha), Seki Tomokazu (Ryo / Furuba), Miki Shinichirou (Youji / Weiß Kreuz)
Manga, bisher 4 Bände
Autor: Gatou Shouji
Zeichner: Tateo Retsu
Magazin: Comic Dragon (Kadokawa)
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Ikinari! Full Metal Panic!
Manga, bisher 4 Bände
Autor: Gatou Shouji
Zeichner: Nagai Tomohiro
Magazin: Dragon JR (Kadokawa)
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Es hätte so schön werden können für die Bosse der Produktionsfirma Gonzo. Da hatten sie nun ein Projekt gestartet, das auf einem Erfolgsroman basierte, mit einem für TV-Serien unglaublichen Budget ausgestattet und auch schon die Werbetrommeln lange vor dem Starttermin im Oktober 2001 gerührt. Da passierte etwas in den USA und plötzlich war die gesamte Welt, einschließlich Japan, in Panik. Kurz, besagte Bosse verschoben das Projekt sofort auf unbestimmte Zeit. Im Januar dieses Jahres schließlich lief auf dem Pay-TV-Sender WOWOW endlich die so arg gebeutelte Serie in einer leicht „korrigierten” Fassung an.
Man stelle sich vor, wir sind am Anfang des 3. Jahrtausends und der Kalte Krieg ist noch immer nicht zu Ende. Uncle Sam und der Rote Iwan sind sich noch immer spinnefeind, der einzige Unterschied ist, daß die Waffentechnologie sich mit der Einführung humanoider Mechas, den sogenannten Armslaves (AS), revolutioniert hat. Doch auch zwischen den Blöcken bewegt sich so einiges. Neben hochgerüsteten Terroristen-Gruppen gibt es noch die multikulturelle High-Tech-Söldner-Einheit „Mithril”, die neben den weltweit besten AS auch noch über ein mehrere Milliarden US-Dollar teures „Toy-Box” verfügt, einem legendären Super-U-Boot namens „Tuatha de Daanan”, das mehr Feuer- und Rechenkraft hat als die gesamten japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte. Und zwischen einigen Terroristen und Mithril entbrennt nun ein heißer Kampf. Denn beide Gruppen sind hinter den „Whispered” genannten Menschen her, obwohl niemand von beiden Seiten so recht weiß, was diese eigentlich sind. Und hier kommen wir zu der dritten (und wichtigsten) Zweikampf-Paarung:
In Afghanistan als Terrorist aufgewachsen ist der noch junge Japaner Sagara Sousuke, einer der besten Kämpfer von Mithril. Zusammen mit seiner chinesischen Gruppenführerin Melissa Mao und dem deutschen Scharfschützen und Frauenhelden Kurtz Weber erhält er den Auftrag, nach Japan zu reisen, um eine Person zu beschützen, von der man glaubt, daß sie eine der Whispered ist. Doch das erweist sich als sehr schwierig. Sousuke soll sich nämlich als Oberschüler tarnen. Das Problem ist nur, daß er als lebenslanger Soldat keine Emotionen und soziale Kompetenzen entwickelt hat. Seine Schlussfolgerungen sind immer logisch und altruistisch, seine Handlungen direkt und brutal, er ist ein extrem unglaubwürdiger Lügner und trägt immer ein halbes Waffenarsenal mit sich rum.
Die Zielperson, die Oberschülerin Chidori Kaname, ist das genaue Gegenteil. Die als „Idol, das niemand als Freundin haben will” berüchtigte Kaname ist ein sehr aufbrausender und emotionaler Mensch. Um ihren Willen durchzusetzen, kann sie sowohl auf brutale Gewalt als auch auf überzeugende Reden zurückgreifen. Schließlich ist sie Kapitän der Softball-Mannschaft und souveräne Klassensprecherin. Und auch ihre Noten und ihr Ansehen bei den Lehrern und Schulkameraden sind unglaublich hoch. Regeln befolgt sie nicht, sondern stellt sie selbst auf.
Aus dieser Paarung merkt man schnell, daß Full Metal Panic! eindeutig eine rabenschwarze Action-Komödie ist. Schon alleine die Verwicklungen und Situationen, in die beide geraten, sind zum Schreien. Doch genauso schnell wie der Spaß anfängt, hört dieser auch auf, denn schnell wird klar, daß es nicht so friedlich bleiben wird. Die Terroristen, die hinter Kaname her sind, sind nicht nur gewissenlos und unmenschlich, sondern kennen Sousuke schon aus der Vergangenheit. Und die war nicht lustig. Mit der Zeit müssen beide lernen, Eigenschaften des anderen zu akzeptieren und sogar auf sich zu übertragen. Sousuke muß erkennen, daß er mit seiner bisherigen Art, seine Wut und Verzweiflung unter dem Mantel des Rationalismus zu verstecken sehr schnell seine Freunde und Verbündete verletzen kann, und Kaname stellt unglücklicherweise fest, daß die Terroristen überhaupt keinen Spaß verstehen.
Die ganze Serie ist eine Ansammlung von Stereotypen und einer fast schon standardisierten Entwicklung dieser. Alles aber in Form von Zweikämpfen. So gibt es neben den oben genannten noch viele andere wie etwa den zwischen dem irren Terroristen Gauln, der nichts zu verlieren hat und dem tugendhaften Sousuke, der immer mehr zu verlieren hat, oder den (geistigen) Kampf zwischen der selbstsüchtigen Kaname und der gleichaltrigen sich aufopfernden Kapitänin der „Daanan”, die sich beide ähnlicher sind als man anfangs glauben mag. Und das macht den Anime irgendwie sehenswert und geradezu brandaktuell.
Die TV-Serie basiert auf einem Manga-Roman von Gatou Shouji (Illustrationen von Douji Shiki), der im Dragon Magazine erscheint. In dem Anime wurden lose die wichtigsten und witzigsten Episoden der ersten sieben Bände des Romans, sowie einige neue Geschichten übernommen. Die Handlung ist abwechslungsreich gemacht und variiert zwischen Klamauk, reinen Gewalt-Eskapaden und psychisch schockierenden Geschichten. Die Aufteilung wirkt manchmal etwas chaotisch, ist aber so geschickt, daß man am Ende einer Folge immer wissen will, wie es weitergeht. Der Schluß des Anime ist deshalb etwas unbefriedigend.
Für die absoluten Fans gibt es dann noch zwei Manga-Serien (eine, die dem Roman folgt, und eine lustige Parodie) dazu, die in den Schwestermagazinen Comic Dragon und Dragon JR laufen. Jedoch besitzen beide nur mittelmäßige Qualität. In den USA wurde die Anime-Serie schon während der Ausstrahlung lizenziert und in Japan gibt es bereits Gerüchte über eine zweite Staffel. Für Stoff ist also weiterhin gesorgt.
Fan-Yi
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