HOUJOU Tsukasa ist mit seinen Actionkomödien City Hunter und Cat's Eye weithin bekannt, doch daß er auch anders kann, zeigt diese Kurzgeschichtensammlung, in der sich der Autor mit dem Zweiten Weltkrieg befaßt.
Shounentachi no ita Natsu - Melody of Jenny
© 2000 HOUJOU Tsukasa
Verlag: Shueisha
Label: Houjou Tsukasa Tanpenshuu
ISBN: 4-08-617305-0
Preis: � 571 (ca. 5 Euro)
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Held der ersten Geschichte Aozora no hate ist der 17jährige Junbei, der nach seinem Schulabschluß nun ebenso wie der von ihm so sehr bewunderte große Bruder versucht, ein Fliegeras zu werden. Doch der Krieg ist schon so gut wie verloren, und das Militär sieht nur noch einen Weg, mit unerfahrenen Piloten etwas gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Amerikaner auszurichten: Junbei und seine Kameraden sollen sich bei der Schlacht um Okinawa als lebende Bomben mit ihren Flugzeugen auf gegnerische Schiffe stürzen. Zuvor erhalten sie noch eine Woche Heimaturlaub - doch ihre Mission müssen sie geheimhalten.
Zur zweiten Geschichte, deren Titel der Band trägt: Zum Schutz vor Luftangriffen wurden in Japan (ebenso wie in Deutschland und England) hunderttausende von Kindern aus den Städten evakuiert. Doch Takashi und vier seiner Freunde fliehen aus dem Tempel, in dem sie einquartiert waren, da sie dort hart arbeiten mußten. Auf dem Weg zu ihren Eltern in Tokyo treffen sie Dave, einen aus einem Internierungslager entflohenen Amerikaner, der ebenfalls nach Tokyo zu seiner japanischen Frau und seiner Tochter will. Nachdem die Kinder ihre Angst und Vorurteile überwunden haben, macht man sich gemeinsam auf den Weg�
American Dream handelt von einer (auch in Wirklichkeit stattgefundenen) Reise der japanischen Baseball-Nationalmannschaft durch die USA im Jahr 1931. Das Team um den Starpitcher Murakawa wird begleitet vom Reporter Sam, seiner japanischstämmigen Dolmetscherin Yuu, und dem Talentscout Johnny. Während Johnny es sich in den Kopf gesetzt hat, Murakawa dazu zu bringen, einen Vertrag mit einem amerikanischen Team zu unterschreiben, kommen sich Murakawa und Yuu näher.
Die beiden letzten Geschichten, Taxi Driver und Family Plot, fallen aus dem Rahmen, sie sind wesentlich älter und eher das, was man von HOUJOU gewohnt ist. Die erste handelt von einem Vampir, der als Taxifahrer arbeitet und es mit einem unerwartet problematischen Fahrgast zu tun hat, während es in Family Plot um einen geschiedenen, alleinerziehenden Fotografen geht, der gegen den Widerstand seines Sohnes wieder heiraten will und dann bei einem Unfall sein Gedächtnis verliert.
Tatsächlich ist der direkte Vergleich zwischen der ungewohnten Kriegsthematik und den "normalen" HOUJOU-Geschichten durchaus interessant, denn dadurch wird erst klar, daß das prägende Element, die komplexen und gut ausgearbeiteten Charaktere und deren Entwicklung, im Grunde immer das gleiche ist. Der Band, bei dem es sich um den zweiten in einer Reihe von Kurzgeschichtensammlungen des Autors handelt, ist daher für HOUJOU-Fans, aber auch sonst, sehr empfehlenswert.
Michael B.
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