"An einem heißen Sommertag, da bin ich gestorben
"
Earth Girl Arjuna
Originaltitel: Chikyu Shoujo Arjuna
Produktion: Satellite / TV Toyko
Erstausstrahlung: 9.1.2001 - 27.3.2001
Länge: 12 Folgen à 25 Minuten
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Nach einigen Jahren Abstinenz meldete sich Anfang diesen Jahres KAWAMORI "Macross" Shoji wieder
in den japanischen Haushalten mit gleich zwei neuen TV-Serien zurück. Eine davon ist Chikyu
Shoujo Arjuna. Für diese Serie hat er gleich ein neues Produktionshaus egangiert. Es sind
aber auch alte Bekannte mit von der Partie, z.B. wurden KANNO Yoko für den Soundtrack der Serie
und SAKAMOTO Maya für die Endingsongs gewonnen. Beide haben schon in Vision of
Escaflowne für Kawamori gearbeitet.
Die Geschichte von Earth Girl Arjuna läßt einem am Anfang keine Verschnaufpause,
innerhalb der ersten Folge stirbt bereits die Hauptdarstellerin Juna. Während sie im Sterben
liegt, erscheint in einer Art Traumsequenz ein Junge mit dem Namen Chris und stellt sie zur Wahl, ob
sie weiterleben möchte oder nicht, doch wenn sie weiterleben möchte, muß sie
sich ihm anschließen und gegen ein Wesen namens Ra-jer kämpfen. Ra-jer versucht, unseren
Planeten von innen zu zerstören. Juna entscheidet sich natürlich für das Weiterleben.
Gerade noch tot, das EKG zeigt Herzstillstand, wacht Juna plötzlich zum Erstaunen der
Ärzte auf, doch ihre Verwunderung hält nur kurz an, denn wenig später steht sie auf
und läuft davon. Tokio, ihr Freund, der bei dem Motorradunfall, in dem Juna angeblich
tödlich verunglückt ist, dabei war, rennt ihr hinterher, während ihre Mutter
überhaupt nichts mehr versteht. - Wer nun glaubt, das war noch nicht genug, der irrt sich, denn
am Ende droht noch in einem Atomkraftwerk die Kernschmelze und Chris sagt zu Juna, daß es ihre
Aufgabe ist, dies zu verhindern, da Ra-jer dahintersteckt. Inzwischen versucht Tokio, Juna zu
folgen. Eine weiße Taube, die ihm den Weg zeigt, hilft ihm dabei und bringt ihn zu ihr, doch
plötzlich wird er durch eine Explosion von seinem Motorrad gerissen. Juna hat Angst um Tokio
und versucht ihm zu helfen. Durch den Schock verwandelt sie sich plötzlich in eine Art
"Spiritwesen". "Spiritwesen" deshalb, da nur bestimmte Menschen mit speziellen Fähigkeiten sie
in dieser Gestalt sehen können; für alle anderen sieht sie ganz normal aus.
Die Rasanz läßt in den darauffolgenden Episoden zum Glück etwas nach, und was am
Anfang noch wie eine gewöhnliche Magical-Girl-Serie aussieht, entwickelt sich später als
etwas völlig anderes. Juna und auch einige andere Angehörige der Organisation, der Chris
angehört, haben starke Zweifel, ob sie ihrer Aufgabe überhaupt gewachsen ist, da Chris
immer wieder sein Leben für sie aufs Spiel setzen muß, um ihr zu helfen. Und auch hinter
Ra-jer verbirgt sich mehr als ein normaler Bösewicht. Das Böse in Chikyu Shoujo
Arjuna ist aber vielmehr vom Menschen erzeugt, durch Umweltverschmutzung, Müll, Pestizide
und andere negative Umwelteinflüsse des Menschen; ein einfaches Töten ist nicht die
Lösung, was Juna auch in den nächsten Folgen schmerzhaft erfahren muß. Vielmehr ist
diese Naturverbundenheit und das Zusammenleben mit der Natur eines der Kernthemen der Serie,
zumindest am Anfang. Besonders klar wird dies in der dritten bzw. vierten Folge, die sehr
ähnlich zu Szenen in Mononoke Hime auf die Natur und den Einklang mit der Natur
abzielen. Daraus entstanden auch einige negative Stimmen gegenüber der Serie, da manche
glauben, daß es eine Propagandaserie für eine Art Naturreligion, der sich KAWAMORI Shoji
einige Jahre zuvor angeschlossen hat, sein soll. Ob dies stimmt oder nicht, sollte denke ich jeder
für sich selbst entscheiden.
Fazit: Technisch gesehen stellen Satellite und Kawamori die Meßlatte für Anime-TV-Serien
wieder ein wenig höher. Anders als es z.B. Gonzo bisher gelang, ist die Integration zwischen
digitalen und celbasierten Animationen deutlich besser und erinnert schon ein wenig mehr an die gute
Integration wie in Blood - The Last Vampire von Production I.G. Überhaupt ist die
Detailtreue und der Ideenreichtum von Chikyu Shoujo Arjuna enorm. Musikalisch gibt es
ebenfalls nichts zu beanstanden, vor allem das Openinglied konnte mich ungemein beeindrucken, auch
wenn es sehr traurig und nachdenklich macht. Die Geschichte scheint zwar manchmal ein wenig stark
mit dem gehobenen Zeigefinger daherzukommen, aber sie regt finde ich auch zum nachdenken an und
manchmal möchte man nach dem Anschauen so mancher Folge einfach rausrennen und den
nächsten Baum umarmen. Vielleicht ist dies aber auch genau das, was KAWAMORI Shoji bewirken
wollte, daß die Menschen - nicht nur in Japan - einfach mal wieder anfangen, die Natur mehr zu
schätzen.
Earth Girl Arjuna hat auch sehr viele symbolische Ebenen, diese sind allerdings nicht
unbedingt auf den ersten Blick und für unsere westlichen Kulturen erkennbar.
Mir persönlich gefällt die Serie sehr gut und sie ist eine willkommene Abwechslung zu den
inhaltlich leeren Eindrücken, welche die TV-Serien der TV-Season davor bisher bei mir
hinterlassen haben. Leider ist ein westlicher Release bisher nicht angekündigt und es bleibt
auch fraglich, ob es bei dieser Thematik überhaupt einen geben wird, auch wenn die dahinter
stehenden Namen durchaus für Furore sorgen könnten.
Joachim
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