Dies ist die Erinnerung eines weit entfernten Planeten
Die Menschen wollten dieser Stärke,
dieser Schönheit nahe sein
Seinen Himmel bevölkerten Kriegsmaschinen, die die Namen der Götter
trugen
Angel Dust
Verlag: Kodakawa Shoten / Newtype 100% Comics
ISBN: 4-04-853362-2
Preis: ¥840 (ca. 15 DM)
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Mit diesen Worten beginnt NANASE Aoi's Erstlingswerk Angel Dust, das uns in ein Sci-fi
Märchen entführt. Die zerbrechlich wirkende HATORI Yuina besucht die erste
Oberstufenklasse und ist besonders stolz darauf, den Schulrekord im niemals schwänzen und
niemals zu spät kommen zu halten. Sie lebt bei ihrer Tante, da ihr Vater aufgrund eines
"Projektes" keine Zeit hatte, sich um sie zu kümmern. Bis dahin hört sich ihr Leben
verhältnismäßig normal an, was sich aber schlagartig ändert, als sich eines
Tages einfach über ihr der Himmel öffnet und eine hübsche Frau mit Flügeln
wortwörtlich vom Himmel fällt. Diese, so erklärt sie der verdutzten Yuina, ist ein
Bioroid, genannt Emulator. Ihr Hierarchie-Code (also ihr Name) ist Seraph und sie hat keinen blassen
Schimmer auf welchem Planeten sie hier überhaupt ist. Sie verfolgte jemanden durch den Weltraum
und landete hier. Nun möchte sie mit der immer noch fassungslosen Yuina ihre Erinnerungen und
Informationen austauschen und besiegelt den Vertrag dann, ohne groß auf Yuinas Antwort zu
warten, mit einem Kuß. Von nun an weicht Seraph nicht mehr von Yuinas Seite. Als sich Yuina
endlich an ihre ständige Begleiterin gewöhnt hat, erfährt sie auch, was es mit diesem
ominösen Vertrag auf sich hat: Seraph hat Yuina zu ihrem Master gemacht und kann nun mit ihr zu
einem einzigen Wesen verschmelzen! Werden dem Master während einer Verschmelzung Wunden
zugefügt, heben sich diese nach der Lösung wieder auf, während ein Emulator nur
während des Zustands der Verschmelzung verletzt werden kann. Zudem werden dem Master
erstaunliche Fähigkeiten verliehen: All seine latenten Potentiale werden entfaltet und er kann
fliegen. Yuina hat nur kurze Zeit, um sich an diese Verschmelzung zu gewöhnen, bevor sie von
einer dunklen Engelsgestalt angegriffen wird. Sie fällt daraufhin vom Himmel und wird, zerzaust
wie sie ist, von Seraph nach Hause gebracht. Am nächsten Morgen stellt sich in Yuinas Klasse
eine neue Englischlehrerin, Saeki, und gleichzeitig eine neue Schülerin vor. Zur
Überraschung Yuinas handelt es sich um KUDOU Aki, eine alte Schulfreundin Yuinas. Diese nimmt
sie nach dem Unterricht beiseite und erzählt Yuina, daß auch sie einen Vertrag mit einem
Emulator eingegangen ist. Dieser Emulator ist die neue Lehrerin, Hierarchie Code: Luzifer
Im Mai vergangenen Jahres dürften die schönen Bilder NANASE Aoi's vielen einen Schrecken
eingejagt haben, denn der Manga erschien dort, wo eigentlich etwas anderes hingehört: In der
Newtype. Der Manga in der Newtype ist eigentlich Five Star Stories. Das weiß jeder, das war
schon immer so und das wird wohl auch immer so sein. Wer die Newtype sammelt wird jetzt schmunzeln,
denn er weiß, daß es sich nur um einen Aussetzer handelte und so erschien statt Five
Star Stories von Newtype Ausgabe 5 im Mai 2000 bis zur Ausgabe 1 im Januar 2001 Angel Dust. Man
spricht von NANASEs Erstlingswerk, was aber nicht bedeutet, daß sie sich nicht schon vorher
bemerkbar gemacht hat. So wirkte sie bei vielen Doujinshi, vor allem zu Samurai Spirits (Shin
Nakoruru Spirits, April 1995; Rakugaki 2, August 1997 usw.), Darkstalkers (All Right, Mai 1995) oder
aber Tokimeki Memorial (Eien no Memorial, Dezember 1996), mit, illustrierte Cover von CDs und
Spielanleitungen professioneller Hersteller (z.B. Eithea Deluxe Pack, für die PSX von Atlus)
und Enix veröffentlichte im Dezember 1999 sogar einen Manga namens Shiroki Miko no Densetsu mit
Auszügen aus ihren Doujinshi Shin Nakoruru Spirits, Karen und Darkside, sowie einem Interview.
Auch für die Newtype-Leser war sie keine Unbekannte, denn schon seit der Februarausgabe 1999
hatte Nanase in der Newtype ihren eigenen kleinen Comicstrip namens Nanase Aoi no Girls Square, in
dem auf humorvolle Weise Verhaltensweisen von Mädchen aufgegriffen wurden. Angel Dust ist nun
ihr erster eigener "richtiger" Manga, worauf sie, darf man einem Interview in der Newtype glauben
schenken, auch mächtig stolz ist, und wofür sie auch allen Grund hat.
Angel Dust mischt sowohl von der Story als auch - vor allem - in Sachen Optik in der Oberklasse mit.
Gekonnt wird auf die biblische Geschichte der gefallenen Engel angespielt: Luzifer und sechs seiner
Kumpanen waren von Neid gegenüber den Seraphim erfüllt, denn nur diese höchste Klasse
der Engel durfte Gott wirklich nahe sein. So begannen die 7 Engel eine Revolution im Himmel und
wurden daraufhin verbannt. Die 7 gefallenen Engel wurden nunmehr zu 7 Teufeln (s. auch Sailor Moon),
Luzifer, dessen Name heute nunmehr ein Synonym für den Leibhaftigen ist, der Herrscher
über die anderen Teufel, der "Gott" der Unterwelt. In der Welt von Angel Dust spielte sich
unter den Emulatoren ähnliches ab. Aus diesem Grunde verfolgt Seraph auch Luzifer, denn sie
will sie für ihre Taten - sie hatte Seraphs geliebten ersten Master getötet - bestrafen.
Der kleine geniale Kniff, der die Story des Manga erst wirklich interessant macht, beinhaltet leider
zugleich die Auflösung der gesamten Geschichte, weshalb es unfair wäre, hier zu spoilern.
Vielleicht, so mag mancher sagen, ist dieser Manga nicht hochphilosophisch oder regt zu vielen
Diskussionen an, aber bei einem einzigen Band kann man dies wohl auch nicht erwarten. Es ist eine
gutdurchdachte Story, die jeden reizen sollte, den Manga mindestens zweimal zu lesen um die
Informationen, die man am Ende bekommen hat, zu erweitern.
Aber auch nach dem dritten oder vierten mal durchlesen wird Angel Dust nicht in irgendeiner Ecke
landen. Warum weiß jeder, der schon einmal Bilder der Zeichnerin zu Gesicht bekommen hat: Sie
sind einfach atemberaubend schön. Obwohl sie Körper sehr plastisch zeichnet, wirken die
Figuren nicht zu muskulös. Die Art wie sie Haare, Augen und Kleidung zeichnet, ist einfach
wunderschön, die Hintergründe sind detailliert und die Kolorierung und Schattierungen sind
grandios. Zudem wird einem beim Durchblättern ein interessanter Effekt faszinieren: Bei einer
Kampfszene, die völlig in schwarzweiß gehalten ist, tauchen plötzlich rote
Blutflecke auf.
Außer dem Comic findet man in dem Tankoubon noch ein doppelseitiges Farbposter in
Übergröße zum herausreißen für alle Blasphemisten, eine weitere Farbseite
und hinten ein nettes Nachwort mit einer beigefügten schwarzweiß-Zeichnung.
Nach diesen Ausführungen erübrigt sich wohl die Frage, ob sich denn ein Kauf lohnen werde,
und da es sich ja um nur einen Band handelt, kann man es sich durchaus leisten. Das Geld für
den Kauf dieses Mangas ist bestimmt nicht zum Fenster hinausgeflattert.
Wer sich nun zum Kauf entschlossen hat, der findet unter
http://atlas.spaceports.com/~skaven/Translations.html
auch die Fanübersetzung ins Englische. Diese ist, passend zum Manga, sehr gut gelungen; es
werden neben dem englischen auch der japanische Text gezeigt, was sowohl das Suchen nach der
richtigen Sprechblase als auch das Japanisch-Lernen erleichtert. Und für die, denen eine
Fanübersetzung nicht gut genug ist, hat Kadokawa Shoten am 3. November bekanntgegeben,
daß Angel Dust nicht nur ins Koreanische, Italienische und Französische, sondern auch ins
Deutsche übersetzt wird!
Weitere Informationen und schöne Bilder gibt es auf NANASE Aoi's privater Hompage: http://www.aoinanase.gr.jp/
Daniela
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