1991 machte ein Prügelspiel Street Fighter 2 den Rang als bestes Beat´em Up streitig: Es
handelte sich um Garou Densetsu, hier besser bekannter als Fatal Fury.
Garou - Mark of the Wolves
System: Playstation 2
Genre: Action / Beat´em Up
Entwickler: SNK
Publisher: SNK
Erschienen: 3/2001 (Japan)
Das Spiel unterstützt die Memory Card und hat eine japanische Sprachausgabe mit englischem Text.
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Der Versuch, Capcoms Klassiker die Krone abzunehmen, mißlang, da das Spiel für eine
Konsole veröffentlicht wurde, die damals nicht unter 1000,- DM zu haben war, und die SNES-
Umsetzung für Nintendos Hardware heruntergeregelt werden mußte. Deshalb fehlte auch der
beliebte Zweispieler-Modus, in dem zu zweit gegen Computergegner gekämpft werden konnte. Leider
war der erste Teil der Fatal Fury-Saga mit drei spielbaren Charakteren, nämlich den Wolves Terry
Bogard, Joe Higashi und Andy Bogard, sowie einem Schlag- und Tritt-Button ohnehin nicht ganz
konkurrenzfähig zu Street Fighter 2 - trotz zwei Kampfebenen und wechselnder Tageszeiten und
Wetterbedingungen.
Jetzt, nach einigen Umsetzungen von Fatal Fury von der PC-Engine bis zum Mega Drive und inzwischen
auch dem PC, geht es nun in die achte Runde, die man wohl als Neuanfang bezeichnen könnte.
Sowohl Gameplay- als auch Storytechnisch hat sich einiges getan. So wurde auf das Line-Battle-Prinzip
(die zweite Kampfebene, die es erlaubte in den Hintergrund zu wechseln) und den doppelten
Lebensbalken aus Real Bout Fatal Fury 2 verzichtet. Neu sind dafür die Just
Defended-Funktion und das TOP-System. Bei Just Defended erhält der Spieler
Energie wieder zurück, wenn er einen Angriff erst kurz vor dem Treffer abblockt und das TOP-
System läßt ihn einen Teil seiner Energieleiste auswählen, währenddem Super
Special Moves zur Verfügung stehen. So kann man dem Gegner bereits von Anfang an die
überdimensionalen Feuerbälle entgegenschleudern oder erst, wenn man etwas oder gar
tödlich angeschlagen ist.
Bei der Story hat man wesentlich größere Eingriffe vorgenommen. Terry Bogard hat nun
endlich den Unterweltboß Geese Howard besiegt und ihn dabei getötet. Übrig bleibt
Rock, der Sohn von Geese, der nun von Terry adoptiert wird. Zehn Jahre nach diesem Ereignis trifft
bei Terry Bogard und einigen anderen eine Einladung von der Heinlein-Familie ein - eine Einladung zum
neuesten Fatal Fury-Turnier, die man als Titelverteidiger natürlich nicht ablehnen kann.
Der auffälligste Unterschied ist neben dem Namenswechsel zur japanischen Bezeichnung wohl die
Tatsache, daß von der alten Fatal Fury-Riege außer Terry niemand, aber wirklich niemand
mehr dabei ist. Und der Lone Wolf hat sogar tatsächlich auf die rote Kappe, sein Markenzeichen
schlechthin, verzichtet und eine neue Jacke angelegt. Dem alten Terry ist Rock Howard nachempfunden,
der auch das Rising Tackle seines Adoptivvaters beherrscht. Komplett auf die alten Haudegen muß
aber kein Fan verzichten, denn beispielsweise das koreanische Aushängeschild für Taekwondo,
von Freunden auch Kim Khapwan genannt, schickt seine zwei Söhne ins Rennen: Kim Jae Hoon ist
charakterlich und movetechnisch dem Vater ähnlicher als Kim Dong Hwang, der dafür mit
abgewandelten Special Moves und einer nicht zu verachtenden Arroganz auffällt. Der Shiranui-
Clan, bekannt durch die üppig ausgestattete Mai und Vorfahr Gen-An aus Samurai Showdown, ist
durch den kleinen Ninja Hokutomaru vertreten, dem in bester Animemanier auch mal ein Autoreifen auf
den Kopf fällt. Neuzugang Hotaru könnte ebenfalls in einem Anime zu Hause sein und
überzeugt durch eine schöne Glockenturmstage. Marco Rodriguez alias Butt entstammt
allerdings keinem der ehemaligen Fatal Fury-Kämpfer, sondern der legendären Kyokugenryu
Karateschule aus Art of Fighting und erinnert somit wie der erste Endgegner Grant an Ryo bzw.
Sakazaki Takuma /Mr.Karate. Doch fehlen mir ein wenig die Haßcharas wie beispielsweise Gen-An
aus Samurai Showdown oder der chinesische Geschäftsmann aus Fatal Fury 2.
Aber auch ohne Vorkenntnisse der vorherigen Teile kann Garou begeistern. Zwar entgehen einem viele
Anspielungen wie Andy Bogard und Shiranui Mai auf einer Bankwerbung im Hintergrund, jedoch
überzeugen die malerischen Stages, die nun Last Blade-like mit einem kleinem Intro versehen
wurden, auf ganzer Linie. Ob nun Militärbasis oder Barbaroi-Wasserfälle, man kann
eigentlich nur einen Satz aus einem SNK-Forum im Internet zitieren: Man sieht, daß bei
SNK jede Stage ihren eigenen Designer hatte. Auch die Animationen, der Soundtrack und der
Schwierigkeitsgrad können überzeugen. Erstklassige Arbeit, SNK!
Jedem Videospieler lege ich dieses Spiel ans Herz, denn es hat die Zutaten, die ein gutes Videogame
ausmachen. Gut gestaltete Charaktere mit Hintergrundgeschichte, schönen Stages, gutem Sound und
das Wichtigste: Atmosphäre und Spielspaß. Allerdings wird sich nicht jeder dieses 688-bit
starke Modul leisten können. Kostete es bereits anfangs DM 700, sind heutzutage aufgrund
geringer Stückzahlen Sammlerpreise von DM 1000 und höher zu zahlen, wenn man in den Besitz
von MotW kommen will. Das Neo Geo hat schließlich den Ruf als Exotenkonsole zu verlieren
Preisgünstige Alternative sind die FF-Umsetzungen auf Saturn und Playstation oder SNK vs. Capcom
für das Dreamcast. Letzteres ist zwar auch sehr gut, doch Garou ist noch etwas besser. Damit ist
Mark of the Wolves also momentan das beste 2D Beat´em Up auf dem Markt. Doch sollte man nicht
zwischen Teil 8 der FF-Reihe und SNK vs. Capcom wählen müssen, dann ist es eine
Entscheidung zwischen hervorragend und erstklassig.
Peter
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