Man mische Video Girl Ai und Ah! My Goddess zu gleichen Teilen, gebe einen kräftigen Schuß
Blade Runner hinzu und ziehe das Ganze ordentlich durch den Kakao. Das Ergebnis ist Chobits, der
neueste Manga von CLAMP. Ich gebe jetzt keine Auflistung ihrer Werke - CLAMP kennt man!
Chobits - Band 1
Verlag: Kodansha
Umfang: 184 Seiten, davon 4 in Farbe
Erschienen: 16.2.2001
ISBN:
Normale Edition: 4-06-334383-9
Mit Mousepad: 4-06-336325-2
Preis: ¥505/850 (ca. 9/15 DM)
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Und Computer sind doch weiblich! In einer Zeit, in der Computer einen immer höheren Stellenwert
einnehmen, dachte sich ein pfiffiger Erfinder, daß das Auge mitarbeitet, und nun haben alle neuen
Computer das Aussehen von hübschen jungen Frauen mit Catgirl-Ohren. Stimmt neben der
Funktionstüchtigkeit auch noch das Aussehen, ist die Nachfrage natürlich umso größer und so besitzt
heutzutage jeder zeitgemäße Mangacharakter mindestens "eine" Computer.
Einzig und allein MOTOSUWA Hideki ist noch ein unglücklicher Single. Um die Aufnahmeprüfungen für die
Universität zu bestehen, ist Hideki nach Tokyo gezogen und besucht nun eine Vorbereitungsschule.
Seine Eltern unterstützen ihn nicht und so muß er von einem spärlichen Einkommen als Aushilfe bei
einem Restaurant leben, was Hideki zum klassischen unerfahrenen, aber sympathischen Pleitegeier einer
Shounen Comedy macht. Eines Tages ist jedoch auch ihm das Glück hold und er findet auf dem Müll (!)
eine neu aussehende, natürlich besonders schöne, Computer. Selbstredend wird die nur mit Bändern
verpackte Computer gleich nach Hause verfrachtet und in Betrieb genommen. Wo genau sich der An-
Schalter befindet, soll hier nicht verraten werden; er liegt jedenfalls an denkbar ungünstiger Stelle
(*nasenblut*). Leider kann die Computer nur ein Wort von sich geben, nämlich "Chii", weshalb sogleich
ein Tabu des Manga gebrochen wird und sie genau so genannt wird (Man stelle sich vor, Ryo-Ohki hieße
Nyao!). Der Fehler findet sich schnell, als Hideki Chii mittels des Kabels aus ihrem Ohr an den
Fernseher anschließt (!): Auf Chii wurde noch kein Betriebssystem installiert. Da Hideki genauso viel
Ahnung von Frauen wie von Computern hat - nämlich gar keine - und ihm das Geld fehlt, sich in einem
Fachgeschäft helfen zu lassen, wird nun erstmal sein Freund Shinbo zu Rate gezogen. Dieser muß
feststellen, daß Chii keine Seriennummer trägt und zu allem Übel schmiert ihm sein Laptop - eine
kleine Feengestalt - bei der Verbindung zu Chii ab. Abgesehen davon erfährt Hideki, daß sich Computer
ohne Betriebssystem eigentlich gar nicht bewegen können. Die Schlußfolgerung ist offensichtlich: Chii
entstammt nicht der Massenproduktion. Leider löst diese Erkenntnis nicht Hidekis Problem, denn ohne
Betriebssystem oder Software kann er seine Computer nicht benutzen. Also wird Chii zu einem
befreundeten Computerexperten zur Untersuchung gebracht. Der weiß schließlich Rat: Eine Großstadt-
Legende besagt, daß die Regierung einst unter strengster Geheimhaltung Computer heranzüchtete, die
nicht stur ihrer Programmierung folgen, sondern selbständig lernen und denken können. Chii wird also
so werden, wie Hideki sie erzieht...
Sofort drängen sich dem Leser zwei Vergleiche auf: Erstens erinnert Chobits stark an berühmte
Comedyserien à la Ah! My Goddess. Gekonnt wird mit den gängigen Klischees gespielt, wobei diese im
Manga selbst wiedergegeben werden. So freut sich Hideki, daß es ja normal sei, daß ein alleinlebender
Student ein mit Superkräften bestücktes Modell findet, welches seine Erfüllung darin findet, ihm zu
dienen. Dieses Klischee wird natürlich kaum ernst gemeint sein, denn schließlich wurde von den vier
CLAMP-Mädels schon in Suki. Dakara Suki (siehe FUNime 15) ein Klischee, nämlich das der Liebe
zwischen Schülerin und Lehrer, aufgegriffen und in der Luft zerrissen. Schon bald scheint die
Thematik der meisten Science-fiction Stories über künstliches Leben durch: Was, wenn ein Computer
geschaffen wird, der so menschlich ist, daß er wie ein Mensch ist? Hideki ist natürlich drauf und
dran, sein Herz an die schöne Computer - an ES - zu verlieren und steckt bald in einer
Gewissenskrise, siehe Blade Runner. Ich denke, in dieser Hinsicht wird man noch einiges von den
folgenden Bänden von Chobits erwarten können. Ansonsten ordnet sich Chobits locker in die Reihe der
besten Love-Comedy Serien ein. Spätestens ab Seite 10 ist die Lachmuskulatur extremer Dauerbelastung
ausgesetzt.
Chobits wird in Kodanshas wöchentlichem Young Magazine veröffentlicht, wobei die Serie mittlerweile
beim 19. Kapitel angelangt ist. Das erste Tankoubon erschien am 16.2.2001 und umfaßt die ersten elf
Kapitel. Ebenso erschien eine ¥ 850 teure Limited Edition mit Mousepad. Wer diese nicht mehr
ergattern konnte, muß sich mit der beiliegenden zweifarbigen Postkarte begnügen. Auch sonst ist die
Merchandising-Maschinerie am rotieren; so stehen schon Telefonkarten, Poster und die Ohren von Chii
(!) in den Läden bereit von den breiten Massen gekauft zu werden.
Zur Aufmachung selbst müssen eigentlich nicht viele Worte verloren werden. Die Zeichnungen reichen
von supergut bis traumhaft; dem verwöhnten Auge werden außerdem noch vier Farbseiten geboten. Ob
Science-fiction-, Lovestory- oder Comedyfan, jeder kommt hier auf seine Kosten. Insbesondere auch
Catgirlfans sollten einen Blick riskieren, denn Chii hat nicht nur die Ohren, sondern auch den
Charakter und den Körper gewisser Pin-up Catgirls, dessen Zeichnungen auf Auktionen von Fanclub-
Conventions mal so eben die 200 DM Grenze durchbrechen
Die englische Übersetzung bis Kapitel 6 findet sich im Internet unter: http://www.geocities.com/Tokyo/
Fountain/4000/clamp.html
Daniela
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