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Leseprobe der FUNime Nr. 20

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Editorial
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Anime Virtual, GmbH

Als vor einiger Zeit die ersten Videos unter dem Label Anime Video in den Läden auftauchten, war das Rätselraten unter den Fans groß. Doch inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, daß hinter diesem Namen die Schweizer Firma Anime Virtual steht, die für den deutschen Anime-Markt ehrgeizige Pläne hat.

Chefetage Anime Virtual
V.l.n.r.: Marco Stäuble (Geschäftsführer), Nicolas Guignard (Mitgründer von Anime Virtual) und Cécile Béran (Firmenvertreterin in Deutschland)

Firmenanschrift:

Anime Virtual GmbH
Waldstr. 23 D 5
63128 Dietzenbach
Tel.: 06074/820858
Mail: Animevirtual@t-online.de

Die Firma entstand eigentlich aus einer Reihe von Zufällen: der Schweizer Student Nicolas Guignard (25) hatte 1994 von einem befreundeten französischen Anime-Produzenten das Angebot erhalten, dessen Tapes in der Schweiz zu vertreiben. Daraufhin gründete er im Februar 1996 unter dem Titel Anime Virtual einen Anime- und Manga-Vertrieb für Schweizer Fachhändler. Wenig später kam der Theologiestudent (!) Marco Stäuble (26) dazu, ein Studienkollege von Nicolas an der Universität von Lausanne und heute Geschäftsführer der Anime Virtual GmbH.

Im Herbst 1999 fiel die Entscheidung, auch selbst Anime-Videos zu produzieren. Der französische Markt war bereits weitgehend gesättigt, und die Schweiz erschien als rentabler Absatzmarkt zu klein, so daß sich Nicolas und Marco dem deutschen Markt zuwandten. In Dietzenbach in der Nähe von Frankfurt/Main wurde eine deutsche Anime Virtual-Filiale eingerichtet, und die Veröffentlichung von Anime-Videos sollte beginnen. Allerdings hatte man zunächst wohl die Tücken der Herstellung unterschätzt: "Wir hätten die Filiale in Deutschland später gründen sollen - wir waren zwar sehr schnell in Deutschland, aber die Produktion dauerte sehr lange", gibt Nicolas heute offen zu. Das Anime Virtual-Angebot wuchs zunächst langsamer als erhofft, dazu kamen noch die Unkenntnis über die Verhältnisse innerhalb der deutschen Fanszene und unzureichende Werbung in eigener Sache.

Heute hat man bei Anime Virtual aus diesen Fehlern gelernt. Die Firma hat fünf fest Angestellte, die von zehn Mitarbeitern auf Honorarbasis (z.B. Grafiker, Übersetzer und Untertitler) unterstützt werden. Die Vertretung für Deutschland hat Cécile Béran (26) übernommen, eine ehemalige WG- Mitbewohnerin von Marco. Und die Produktion ist inzwischen erheblich besser eingespielt: "Alle fünf Wochen werden jeweils drei Kassetten veröffentlicht", erklärt Marco. Das Angebot von Anime Virtual (Stand: März 2001) umfaßt bisher drei Serien in zwei Labels: bei Anime Video (AV) erscheinen Iria - Zeiram the Animation (siehe FUNime 17, S. 28) und El Hazard (die TV-Serie, Review in dieser FUNime-Ausgabe), und bei Erotic Video Animation (EVA) die Soft-Hentai-Serie Fencer of Minerva. Weitere Serien sind bereits angekündigt: bei AV werden voraussichtlich ab Ende April Please Save My Earth unter dem Namen Reinkarnation und ab Ende Mai Utena erscheinen, EVA setzt sein Programm bald mit Agga Rutter fort.

Wie entstehen eigentlich die Videos? Die Lizenzen werden direkt in Japan gekauft (übrigens der teuerste Teil der gesamten Herstellung), und nach Erhalt des Originalmaterials kommt zuerst die Übersetzung, für die meistens ein englisches oder französisches Skript als Vorlage dient. Die fertige deutsche Übersetzung wird dann anhand des japanischen Originals noch einmal auf Fehler überprüft, anschließend geht es ans Montieren der Untertitel und die Herstellung eines Masterbandes. Dieses wird zusammen mit ersten Vorschlägen für das Cover-Design für die Festlegung der Altersfreigabe an die deutsche FSK geschickt. Ist alles abgesegnet, geht das Masterband ins Kopierwerk und das fertige Cover-Layout in die Druckerei. Kommt es bei einem dieser vielen Schritte zu Verzögerungen, so wirkt sich das natürlich erheblich auf die Dauer der Produktion aus. Aber Anime Virtual bemüht sich darum, den Zeitraum zwischen Lizenzkauf und Veröffentlichung der Videos so kurz wie möglich zu halten, denn es wäre sinnlos und teuer, bereits gekaufte Rechte längere Zeit "auf Halde" liegen zu lassen.

Für die Zukunft hat man sich viel vorgenommen: Wenn alles klappt, soll schon im Sommer 2001 Iria auf DVD erscheinen - und zwar in Zusammenarbeit mit einem französischen Produzenten, so daß nicht nur die japanische und die deutsche, sondern auch die französische Version enthalten sein werden. Bei guten Verkaufszahlen sind weitere Anime-DVDs dann nicht ausgeschlossen. Und daß bei Anime Virtual bisher nur deutsche Subs produziert werden, könnte sich ebenfalls noch ändern: "Bei großer Nachfrage kann es sich schon lohnen, eine [deutsche] Synchronfassung zu machen, aber dann wollen wir auf jeden Fall eine gute Synchronisation. Lieber warten wir länger, bis wir sicher sein können, daß sich der größere Aufwand für eine gute Synchronisation lohnt, als daß wir ein schlechtes Produkt herausbringen", bekräftigt Marco.

Zusätzlich wird die Kommunikation mit den Anime-Fans erheblich ausgeweitet. "Wir wissen natürlich, daß viele Fans uns noch nicht kennen - anfangs hatten wir vor allem mit Händlern Kontakt. Wir brauchen die Fans, weil wir wissen müssen, was wir verbessern können", sagt Cécile. Dazu gehören eine ausgedehnte Werbekampagne und die rasche Einrichtung einer eigenen Homepage ebenso wie der persönliche Kontakt zu Fans auf Anime-Cons wie z.B. dem Anime Marathon oder der AnimagiC. Und selbstverständlich kann sich jeder Fan mit Vorschlägen oder Kritik auch direkt an Anime Virtual wenden: "Ideen für neue Titel sind immer willkommen, auch wenn wir natürlich nicht alles kaufen können. Aber wir wissen dann auf jeden Fall, in welche Richtung wir gehen sollen", erklärt Cécile abschließend.

Marcus T.

   

   
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