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Leseprobe der FUNime Nr. 19

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Drakuun

Der Start der neuen Manga-Serie Drakuun wurde seit Frühjahr 2000 immer wieder verschoben. Jetzt liegt endlich der erste Band des neuen Manga-Verlags Tsunami Comics auf deutsch vor. Kann er die Erwartungen der Manga-Fans erfüllen?

Drakuun #1 Cover

Drakuun Band 1: Aufstieg der Drachenprinzessin

Mangaka: MANABE Johji
Verlag: Tsunami Comics
Umfang: 216 Seiten, durchgehend schwarz-weiß
Größe: 16,8 x 26,0 cm
Übersetzung aus dem Amerikanischen
Gespiegelte Leserichtung
Preis: 20,- DM

Irgendwann in einer kleinen Fantasy-Welt: Die Allianz unter der Führung des Königreichs Ledomiam ist durch den Kampf mit dem Romunilianischen Reich so geschwächt, daß nur noch ein "Friedensvertrag" (eigentlich eine bedingungslose Unterwerfung) den Untergang verhindern kann. Doch die Kriegerprinzessin Karula, Schwester der Ledomiamischen Herrscherin Rosalia, nutzt die Vertragsunterzeichnung um ein Attentat auf den Romunilianischen Imperator Gustav zu begehen. Als Gustav aus Rache Ledomiam zu zerstören droht, flieht Karula, verfolgt von Gustavs Vasallen. Wird ihr Dard, Wolfsmensch und Kommandant der königlichen Grenzwache, helfen? Und warum hat General Kurgh, engster Vertrauter von Gustav, ein besonderes Interesse an Karula?

Die Story von Drakuun (von MANABE Johji) ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint - vorausgesetzt, man läßt sich nicht von den super-kawaii gezeichneten Figuren ablenken, was zugegebenermaßen nicht ganz einfach ist. Manabe bedient sich in Drakuun ganz ungeniert vieler Klischees aus klassischen Heldensagen, aber er tut es immer mit einem Augenzwinkern: Die "Heldin" Karula schießt im Eifer des Gefechts schon mal über das Ziel hinaus und erreicht dann mit einem Maximum an Aufwand ein Minimum an Erfolg, nicht selten auf Kosten ihrer Verbündeten und Kampfgefährten. Wenn sie ein konkretes Ziel vor Augen hat, sollte jeder, egal ob Freund oder Feind, rechtzeitig in Deckung gehen…

Karula und ihre Schwester Rosalia sind übrigens (im Gegensatz zu "klassischen" Prinzessinnen) nicht gerade prüde: während Karula einem erotischen Abenteuer nicht grundsätzlich abgeneigt ist - vor allem nach dem Genuß von viel Wein - beweist die unerfahrenere Rosalia am Ende des Bandes, daß sie den Erzählungen ihrer Schwester sehr gut zugehört hat.

Im Manga kommen zahlreiche Anspielungen und Parodien vor. Ist es wirklich nur Zufall, daß die Handlung manchmal sehr an Star Wars erinnert und der Imperator Gustav gewisse Ähnlichkeiten mit Jabba the Hutt hat? Das Volk der Nosjir, Verbündete der Allianz, sollte man sich mal genauer ansehen: ganze Armeen von kleinen Tamagotchi-Eiern mit weißen Stirnbändern, die sich von ihrem General nichtssagendes heldenhaftes Geschwafel über Volk und Vaterland anhören müssen, bevor sie für ihre letzte Mission auf fliegende Bomben geschnallt werden…

Die deutsche Drakuun-Version hält sich eng an die US-Ausgabe. Das amerikanische Alben-Format und die gespiegelte Leserichtung wurden komplett übernommen. Leider erreicht die Druckqualität nicht den amerikanischen Standard: Wo in der US-Fassung einheitliche schwarze Flächen zu sehen sind, hat die deutsche Fassung ein Gitterraster aus feinen Punkten, das den gesamten Druck dunkelgrau statt schwarz erscheinen läßt. Im Vergleich dazu wirken die tiefschwarzen Buchstaben der deutschen Texte etwas fehl am Platz. Die Übersetzung aus dem Englischen ist dagegen sehr gut gelungen.

Insgesamt ist die deutsche Drakuun-Ausgabe eine gute Alternative zur wesentlich teureren US-Fassung, auch wenn deren Druckqualität nicht ganz erreicht wird. Trotzdem hinterläßt sie einen negativen Beigeschmack: In einer Zeit, in der sogar Feest ungespiegelte Serien herausbringt und Planet Manga mit Kamikaze die erste wirklich perfekte Kopie einer Mangaserie angekündigt hat, kann man das Zurückgreifen auf US-Vorlagen wohl als Rückschritt ansehen. Tsunami Comics hat vermutlich noch nicht erkannt, was das Besondere an Mangas ausmacht. Es bleibt abzuwarten, wie die zunehmend kritischer werdenden deutschen Manga-Fans darauf reagieren werden.

Marcus T.

   

   
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