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Leseprobe der FUNime Nr. 19

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Editorial
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Shenmue, eine Offenbarung mit Fehlern

Es gibt Videospiele, die lassen sich nicht in ein Genre einordnen - wie Shenmue. Allerdings geht man hier noch einen Schritt weiter, es heißt, Shenmue habe ein neues Genre geschaffen: "FREE"

Titel

Shenmue

Shenmue

Shenmue

System: Dreamcast
Entwickler: Sega/AM2
Genre: Free (Action-Adventure)
Save auf VM: 80 Blöcke = 3 Savegames
Anzahl Spieler: 1
VGA-Box: ja
Internet: Tauschbörse, Lösungen
Preis: ca. 120 DM

Nun ja, es klingt schon etwas großspurig, was Sega da verlauten läßt, allerdings kann man Shenmue schwer in eins der geläufigen Genres zwängen. Full Reactive Entertainment Eyes, was FREE ausgesprochen bedeutet, beschreibt das Ganze noch am besten. Das bedeutet, daß die Welt unter Eurem direkten Einfluß steht. Alles, was Ihr seht, könnt Ihr auch irgendwie beeinflussen, also zum Beispiel alle Schubladen öffnen oder am Hausschrein beten. Aber das herausragende Feature ist die korrekte Wiedergabe von Zeiteinflüssen. Dies beinhaltet, daß das gesamte Spiel einer naturgetreuen Zeitlinie unterliegt. Im Winter schneit es, im Frühling blühen die Bäume, im Sommer erfrischt man sich mit einem Eis und im Herbst leidet Ihr unter dem naßkalten Wetter. Die telefonische Wettervorhersage sagt Euch sogar das Wetter des kommenden Tages an.

Dargestellt wird das Ganze mit einer furiosen Grafik, die ihresgleichen sucht. Sie zeichnet sich besonders durch den in Echtzeit berechneten Schattenwurf, die enormen Sichtweiten und der detaillierten Darstellung von Mimik und Gestik aus. Man kann selbst Falten und Hautverunreinigungen erkennen. So ist der Wiedererkennungswert von Spielfiguren schon aus größerer Entfernung enorm. Hier ist aber auch einer der größten Schwachpunkte der Engine, sofern man bei so einem Spiel überhaupt von Schwachpunkten reden kann. So ist das scheinbar magische Auftauchen von Personen die Regel. Die Zwischensequenzen sind komplett in Spielgrafik gehalten, können sich aber durchaus mit Rendervideos anderer namhafter Spiele messen.

Würde man die Lokalisierung Shenmues mit der eines Animes vergleichen, dann wären Vor- und Abspann auf Deutsch, der Rest jedoch auf Englisch. So ist die Menuführung komplett eingedeutscht, der Titel selbst aber ist vollkommen in Englisch. Soll heißen: "Wer mit Englisch auf Kriegsfuß steht, dem sei vom Kauf abgeraten". Normales Schulenglisch dürfte allerdings ausreichen, um der Story zu folgen. Zum leichteren Verständnis sind wahlweise auch zusätzlich englische Untertitel aktivierbar. Dialoge erklingen meist lippensynchron und SUZUKI Yu selbst befand die englische Synchro für besser als die Japanische, was bei einem Perfektionisten wie ihm schon was heißen will. Die Soundkulisse ist mitunter eine der realistischsten, die auf dem Videospielmarkt zu finden ist. Beispielsweise geben Stein, Gras, Schnee, Sand etc. jeweils verschiedene Geräusche von sich, wenn man auf sie tritt. Die Musikstücke sind durchweg stimmungsvoll und reagieren dynamisch auf die Spielsituation, wobei sie sie kunstvoll unterstreichen.

Aber was bringt das alles, wenn man nicht eine feinfühlige Steuerung hat? Leider kann man Ryo nicht gerade präzise lenken. Nach ca. fünf Minuten hat man sich zwar daran gewöhnt, feinfühliger wird sie dadurch aber auch nicht.

Leider wird das "Vibration - Pack" nicht unterstützt und die Savegames, von denen drei 80 Blöcke fassen, sind in den verschiedenen Anzeigemodi nicht kompatibel (50Hz und 60Hz).

Speichern könnt Ihr jederzeit, aber leider nur in Ryos Zimmer. Es gibt aber noch eine Option, die es erlaubt das Spiel zu unterbrechen und beim nächsten Start an dieser Stelle fortzusetzen.

Wer die DIE HARD-Serie kennt, dem dürften die QTE-Sequenzen bekannt vorkommen, denn ausgesprochen heißt das nichts anderes als Quick-Timer-Event. Auf Deutsch heißt das nichts anderes, als daß man eine vorgegebene Szene sieht, in der das Symbol einer Taste erscheint, die man dann schnellstmöglichst drücken sollte. Dadurch fängt man beispielsweise Bälle, weicht Motorrädern und Stahlträgern aus oder entreißt einem Dealer sein Messer. Die QTE könnt Ihr übrigens beliebig oft wiederholen.

Die freien Kämpfe sind da schon anspruchsvoller, Virtua Fighter ähnlich kämpft man hier gegen mehrere Gegner. Mit etwas Glück steht Euch auch ein Kollege im Kampf bei.

Von der Story sollte man möglichst wenig verraten, da ich den Spannungsbogen dadurch zerstören würde. Zum Abschluß nur soviel: Als Ryo eines kalten Tages im Dezember nach Hause kommt, parkt eine Limousine vor der Tür und sein Vater wird von irgendwelchen zwielichtigen Typen in schwarzen Anzügen behelligt. Nach einem ungleichen Kampf des chinesischen Anführers mit Ryos Vater ziehen sie mit einem mysteriösen Spiegel ab.

Der Durst nach Rache treibt Ryo wenig später auf die Suche nach den Mördern seines Vaters und diesen geheimnisvollen Spiegel.

Fazit:

SUZUKI Yu's Shenmue ist trotz mangelnder Lokalisierung ein absoluter Pflichtkauf für jeden Dreamcastzocker. Es ist ein audiovisuelles Feuerwerk mit einer packenden Story, die Lust auf mehr macht. Und dies ist auch garantiert, schließlich ist das nur der erste von vier Teilen.

Shenmue vermittelt einem stets das Gefühl, mitten in der Story zu sein und man kann es auch super spielen, ohne sie allzu schnell weiter zu verfolgen, was durch die ganzen "Ingame-Spiele" irrsinnigen Spaß macht. Dadurch läßt sich das Finale um einiges hinauszögern. Zum Glück, denn bis zum Erscheinen des zweiten Teils wird wohl noch etwas Zeit ins Land gehen.

Frank

   

   
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