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Leseprobe der FUNime Nr. 17

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Editorial
A•LI•CE
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A•LI•CE

Abendfüllende, computeranimierte Kinofilme hießen bisher Toy Story oder A Bug’s Life, kamen aus Hollywood und bauten auf Multimillionen-Dollar-Etats und die schier endlose Rechenleistung von Firmen wie SGI. Alle diese Filme waren jedoch nie mehr als computergenerierte Analoga zu Disneys Kinderfilmen.

Alice
 
Alice

A•LI•CE
Laufzeit: 85 Min., Japan 1999
Produzent: Takemoto Katsuaki, GAGA Communications
Regie: Maejima Kenichi
Drehbuch: Yoshimoto Masahiro
Art Director: Kizaki Hirosuku
Musik: Murata Akira
Sprecher: Shimizu Kaori, Kouda Mariko u.a.
Der Film lief mit englischen Untertiteln im Rahmen des „Fantasy FilmFest“, das jedes Jahr ab Ende Juli durch Deutschland tourt.

Mit weniger Etat und Rechenleistung, dafür jedoch an ein älteres Publikum gewandt, versuchen jetzt auch japanische Produzenten ihr Glück in diesem sehr jungen Sektor des Films.

Die Rückkehr von dem gewonnenen Ferientrip zum Mond hatte sich Alice etwas anders vorgestellt. Anstelle einer sanften Landung gerät das Shuttle beim Eintritt in die Atmosphäre außer Kontrolle und stürzt ab. Kurz vor dem Aufschlag verliert Alice das Bewußtsein... Als sie wieder erwacht, findet sie sich in einer endlosen Schneelandschaft, auf der Flucht vor einer Gruppe roboterhafter Krieger. Der junge Yuan, der Alice schließlich rettet, erklärt ihr, daß sie sich 30 Jahre in der Zukunft befindet, in einer Welt, die der Diktator Nero und sein allmächtiger Computer SS10X beherrschen. Menschen werden von den Roboterkriegern gejagt, gefangengenommen und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. In dieser Welt macht sich Alice zusammen mit einem widerstrebenden Yuan und dem Dienstmädchen-Androiden Maria auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und dem Grund, warum sie in die Zukunft gebracht wurde. Als die drei auf eine Gruppe von Widerstandskämpfern stoßen, werden sie gefangengenommen, und Alice erfährt endlich, was in den letzten 30 Jahren geschehen ist. Sie selber ist die Mutter des Diktators Nero, sie wurde in die Zukunft gebracht, da nur sie in der Lage ist, die Sicherheitssysteme des SS10X zu durchbrechen und so einen Angriff auf Neros Festung möglich zu machen. Kann Alice wirklich diese zukünftige Welt retten, und was ist in den 30 Jahren geschehen, die ihren Sohn zu einem gnadenlosen Diktator werden ließen?

Der abendfüllende, vollständig computergenerierte Spielfilm (CGI-Filme) aus Japan hinterläßt einen etwas zwiespältigen Eindruck beim Zuschauer. Die technische Ausführung schwankt zwischen sehr beeindruckenden visuellen Effekten und Szenen, in denen an jeder Rundung die Ecken der Polygone zählbar sind. Die Animation der Figuren erinnert mehr an die Puppen des legendären Films Der dunkle Kristall von Jim Henson, ohne die Möglichkeiten der heutigen Computeranimation auszunutzen. Den aktuellen Stand der CGI-Animationstechnik, wie ihn Final Fantasy 8 oder Toy Story 2 demonstrieren, erreicht A•LI•CE nur in einzelnen Szenen. Die technische Problematik demonstriert eindeutig, daß CGI-Filme zumindest im Moment noch auf ein sehr großes Budget angewiesen sind, denn die Möglichkeiten der Animationsprogramme auszunutzen bedeutet, immense Rechenleistung zu benötigen, die noch sehr teuer ist.

Viele japanische Filme leben jedoch weniger von technisch revolutionärer Animation als von ihren aufwendigen, liebevoll erzählten Geschichten und den einprägsamen Charakteren. Zeitreise-Geschichten sind nicht unbedingt etwas Neues, A•LI•CE begeht jedoch leider den Fehler, in die Logikfallen des Zeitparadoxons hineinzutappen. Gerade am Ende, welches für sich alleine genommen bereits stark an das verkrampfte Happy-End eines Disney-Films erinnert, muß man sich fragen, ob der Drehbuchschreiber nicht schon den Anfang der Geschichte vergessen hatte. Die Charaktere des Films leiden unter der kurzen Laufzeit von nur 82 Minuten, bis auf die Hauptfigur Alice fehlt den Figuren eine Geschichte und damit auch eine gewisse Tiefe. Die Androidin Maria kann dies durch eine sehr gute Sprecherin und einige witzige Szenen ausgleichen, der Widerstandskämpfer Nicolai beeindruckt als eine der wenigen Figuren durch seine hervorragende Animation.

Mit anderen Filmen verglichen ist A•LI•CE nur durchschnittlich, aber das Genre der computergenerierten Filme ist noch jung, und in seinem Rahmen betrachtet stellt A•LI•CE eine beachtliche, sehenswerte Leistung dar. Auch ohne Dutzende Millionen Dollars und Hunderte Gigaflops an Rechenleistung lassen sich durchaus ansprechende Filme schaffen. A•LI•CE ist ein kleiner Ausblick auf eine interessante und großartige Zukunft des Anime.

Christof

       
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