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Leseprobe der FUNime Nr. 16

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Editorial
Die letzten Glühwürmchen
Catnapped - Katzenklau
Trigun - Blaue Bohnen zum Dessert
Magical Emi - The Star
TAKAHASHI Rumikos Inu-Yasha
Love Hina - Der Manga
JRock - Die Rockgiganten

Die letzten Glühwürmchen

Ich schlage die Programmzeitschrift auf, suche den Tag. Kurzes Blinzeln. Es ist tatsächlich wahr: Dort steht es schwarz auf weiß und die Sensation ist perfekt.

Satsuko und Seita

Die letzten Glühwürmchen

Nach dem autobiographischen Roman von Nosaka Akiyuki

Originaltitel: Hotaru no Haka
Regie: Takahata Isao
Produktion: Studio Ghibli, 1989
Laufzeit: 85 Min.

Kaum lagen die neuesten Programmhefte in den Regalen, wurde die frohe Kunde schon von besonders aufmerksamen Teilnehmern der deutschen Anime-Mailingliste AnimeGer verbeitetet. Einer der renommiertesten Filme des bekannten Studio Ghibli, das Kriegsdrama Hotaru no Haka, feierte seine deutsche TV-Premiere auf Arte. Das darf durchaus als Meilenstein betrachtet werden, denn zum ersten Mal präsentierte sich das Medium Anime mit einem Vertreter, der gar nicht so recht in eine der Schubladen passen will, in die Anime so gerne gesteckt werden. Grund genug, dem Film nach dem Review in der FUNime Nr. 1 einen weiteren Artikel zu gönnen. Zudem krönte die Fernsehzeitschrift TV Spielfilm den Film zurecht zum "Tip des Tages". Traurigerweise können sich Anime-Kritiker trotzdem noch herausreden (siehe S. 3).

Dies soll jedoch unserer Freude keinen Abbruch tun. Es ist auch erstaunlich genug, daß Die letzten Glühwürmchen geschafft hat, was anderen bekannten Animes versagt blieb. Akira schaffte es nur ins Pay-TV, Ghost in the Shell gibt es nur auf Video.

Japan, kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs. Der 14-jährige Seita und seine kleine Schwester Setsuko leben mit ihrer Mutter in Kobe. Der Vater kämpft bei der Kriegsmarine. Bombenangriffe der Amerikaner gehören zum grausamen Alltag. Bei einem der heftigsten Angriffe seit langem verlieren die beiden Kinder nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihre Mutter, die im Lazarett ihren schweren Brandverletzungen erliegt. Vorerst kommen sie bei ihrer Tante unter. Doch sehr bald wird ihnen klar, daß sie dort nicht willkommen sind. Seita faßt den Entschluß, sich mit Setsuko alleine durchzuschlagen. Dank einiger vorher gebunkerter Lebensmittel gelingt ihnen dies vorerst, aber wie lange noch? Als Zuschauer wird man zwischen Hoffnung und Mitleid hin- und hergerissen, obwohl der Film das Ende eigentlich vorwegnimmt.

Gerade daß er trotzdem zu fesseln vermag, ist die große Stärke des Films. Man wird in die Geschehnisse hineingesogen, ist hautnah dabei, wie Seita und Setsuko um ihr Leben kämpfen. Und man lernt sie kennen, als ob sie zur eigenen Familie gehörten, so überzeugend ist die Charakterzeichnung. Ach Seita! Du fühlst dich mißverstanden und allein gelassen in dieser Welt, in der sich scheinbar niemand um deine Belange kümmert. Aber siehst du nicht, daß alle Menschen voneinander abhängig sind, besonders in diesen schweren Zeiten? Daß man es alleine gar nicht schaffen kann? Es ist das Schicksal der Menschen, in ihrer eigenen Zivilisation gefangen zu sein. Bittere Erfahrungen mit deinen Mitmenschen erleben heißt, dieses Schicksal zu akzeptieren, auch wenn dein eigenes ungerecht erscheint.

Im Film begegnet den beiden Kindern nur zu oft das häßliche Gesicht unserer Welt, angefangen mit dem Krieg, dem schlimmsten, was sich Menschen einander antun können. Doch nicht ohne beständig die Hoffnung durchscheinen zu lassen. Die kleinen Momente des Glücks von Seita und Setsuko stehen für die Hoffnung für alle Menschen. Mit welcher Natürlichkeit diese Augenblicke als ruhige Inseln in der unterliegenden Dramatik der Geschichte in Szene gesetzt werden, zeigt die große Klasse des Films, die ihn auch von anderen Ghibli-Filmen abhebt.

Taro

   

   
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