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Comiket – Ein Traum wurde wahr

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Autor: Fritjof
Artikel erschienen in: FUNime Nr. 19, Seite 8, Februar 2000

Short Line

(Die Online-Fassung dieses Artikels muß leider ohne die 11 Bilder auskommen, die es in der Print-Fassung der FUNime gab)

Wenn in Anime-Kreisen der Begriff „Comiket“ fällt, bekommen viele Leute leuchtende Augen. Für Cosplay-Fans ist die Comiket das Maß aller Dinge.

Doch kaum jemand außerhalb von Japan weiß, was die Comiket wirklich ist, darüber gibt es die wildesten Gerüchte und Spekulationen.

Was also ist diese Wahnsinnsmesse mit dem Namen „Comiket“?

Auf der Comiket sind neben Verlags- und Firmenständen mehr als 20.000 Doujinshi-Zirkel vertreten, die dort ihre neuen Werke den Fans zeigen bzw. diesen verkaufen wollen. Das Hauptziel dieser Messe ist der Kontakt zwischen Machern und Fans, aus diesem Grund ist der Besuch der Messe kostenlos. Der gigantische Doujinshi-Bereich wirkt wie eine Art Flohmarkt. Ein weiteres Highlight der Messe ist die Cosplayterrasse, auf der über die Tage verteilt tausende Cosplayer in unglaublichen Kostümen herumlaufen und für Fotos posieren. Es gibt auf der Comiket keine Filmvorführungen, Händlertische (von Animeläden) oder ein Rahmenprogramm, so wie wir das von deutschen Messen und Conventions kennen. Die Veranstaltung findet zweimal im Jahr in „Tokyo Big Sight“ statt, einmal im August und einmal im Dezember.

Wie komme ich dort hin?

Falls man zu dieser Zeit in Tokyo verweilt, mit der Yamanote Line (JR) nach Shimbashi fahren, dort in die Yurikamome Monorail Bahn umsteigen und bis zur vorletzten Station fahren (dort sieht man das „Tokyo Big Sight“ Gebäude). Um unnötige Wartezeiten bei der „Abreise“ vom Gelände zu vermeiden, sollte man sich sofort eine Fahrkarte für die Rückfahrt am Automaten kaufen. Die Fahrt dauert ungefähr 30 Minuten und die Bahn fährt „nur“ alle 5 bis 10 Minuten.

Wann sollte ich da sein?

Die normalen Besucher werden ab 10:30 Uhr reingelassen. Es empfiehlt sich, um nicht zu lange warten zu müssen, spätestens gegen 9:30 Uhr oder so am Gelände zu sein, die ersten warten dort schon seit 8 Uhr oder früher. Warten muß man sowieso, also zieht Euch besser warm an, unter 90 Minuten Wartezeit läuft da gar nix. Für westliche Besucher ist es relativ egal wann sie eintrudeln, man wird eh von der Größe der Messe total überwältigt und findet zu Beginn sowieso nichts.

Warum haben manche Leute Karten?

Mitglieder der Doujinshi-Zirkel haben Karten, die zum vorzeitigen Einlaß berechtigen. An diese Karten kann der normale Besucher nicht gelangen.

Wie geht es nach der Ankunft (an der Haltestelle) weiter?

Die Menschenmassen werden von Ordnern und Absperrungen zu Wartepositionen geleitet und dort in „handlichen“ Blöcken von je ein paar tausend Leuten „geparkt“. Ein Ordner (!!!) steht vorne und paßt auf. Ihr braucht keine Angst zu haben, daß ihr länger warten müßt als andere, egal wo man Euch zum Warten hinleitet. Alles ist so perfekt durchorganisiert, daß die Wartezeit fair ist und die „Blöcke“ so zum Messeeingang dirigiert werden, wie die Leute zeitlich am Gelände eingetroffen sind. Wartenzeiten von 60-90 Minuten sind aber völlig normal.

Wo kriege ich den Katalog, und brauche ich den?

Den Katalog gibt es an einem Stand am Eingang. Sobald der Helfer mit seinem Block losgeht und man den Eingang erreicht, kann man sich wieder „frei“ bewegen und einen dieser Kataloge zum Preis von 1.800 Yen erwerben. Es empfiehlt sich diesen zu kaufen, vorne stehen ein paar grundsätzliche Regeln drin und das 1000 Seiten starke Buch enthält Hallenpläne und Auflistungen bzw. Abbildungen sämtlicher Doujinshi-Zirkel und Verlags-/Firmenstände bzw. von den Werken dieser. Nach vielen Stunden auf der Messe ist es sogar möglich sich damit zurechtzufinden...

Darf ich in den Hallen filmen oder Fotos machen?

Grundsätzlich nein, aber man kann fragen, und dann vielleicht.

Kann ich auf der Comiket in meinem Cosplaykostüm rumlaufen?

Ja, aber in ZIVIL in die Messe gehen. Zum Umkleideraum in Halle West 3 gehen, sich umziehen und registrieren lassen. Das ganze kostet 600 Yen und man muß einiges an Papier unterschreiben. Ich bin dort nicht im Kostüm rumgerannt, weil ich zu spät erfahren habe wie es funktioniert und dann war mir die Wartezeit zur Anmeldung zu lang.

Darf ich Fotos von Cosplayern machen?

Ja, aber NUR auf der Cosplayterrasse, sonst droht Rausschmiß von der Messe (die fackeln nicht lange). Als normaler Besucher darf man Fotos für private nichtkommerzielle Zwecke machen, diese dürfen NICHT in Printmedien erscheinen, Webseiten sind da noch eine Grauzone. Man darf nur Cosplayer knipsen, die man vorher um ein Foto gebeten hat oder die vor einem Schwarm Fotografen bereitwillig posieren (das gilt als Einverständnis). Für (kommerzielle) Bilder in (Print-)Medien muß man offiziell akkreditiert sein (und mit einer Mega-auffälligen Armbinde rumrennen). Keine Sorge, die Bilder in der FUNime sind rechtlich abgesichert.

Sind die Kostüme der Cosplayer wirklich so toll wie man es im Web immer sieht oder sind das Ausnahmen?

Natürlich gibt es perfekte, gute und weniger gute Kostüme, das ist auf der Comiket so wie auf allen anderen Conventions auch. Allerdings gibt es verdammt viele perfekte Kostüme und die Cosplayer wissen, wie man sich perfekt für ein Foto in Szene setzt. Japanische Cosplayer sind eh eine Klasse für sich, besonders die Cosplayerinnen verursachen oft reihenweise „Zuckerschocks“. Aber Vorsicht, es gibt auch Kostüme, die andere „Schocks“ verursachen, etliche japanische Cosplayer lieben deutsche Uniformen, besonders die aus einer gewissen Zeit.

Kann man die Comiket mit einer Convention oder Messe in Deutschland oder Europa vergleichen?

Nein, kann man nicht, die Messe ist völlig anders und um ein Vielfaches größer als alles in Deutschland und Umgebung bisher dagewesene. Die Besucherzahlen sprechen für sich: mehr als 300.000 Fans in zwei Tagen!

Wie war das Wetter?

Das Wetter war an beiden (Dezember-)Tagen recht gut, sonnig und zeitweilig um die 10 Grad, aber sehr windig. Einige der Cosplayerinnen froren heftigst, kein Wunder bei ihren knappen Kostümchen, manch eine verdankte ihr „Überleben“ dem Heißgetränkestand.

Fazit

Es war ein beeindruckendes Erlebnis, zwei Tage dort verbracht zu haben. Ein Traum wurde wahr, so richtig begriffen, daß ich tatsächlich dort war, habe ich es erst, als ich einigen der aus dem Web bekannten Cosplayerinnen gegenüberstand und diese um Fotos bat.

Die Comiket kann man nicht beschreiben, das muß man erleben, selbst Bilder und Film können nur ansatzweise wiedergeben, was da wirklich los ist.

Nun wird es schwer werden, sich wieder an deutsche Conventions zu gewöhnen. Immerhin, seit der Comiket habe ich nun auch endlich eines dieser Fotos von mir im Cosplaykostüm vor dem Tokyo Big Sight Gebäude.

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