Love Hina als Anime Genial! So oder so ähnlich dürften viele Leser
des Manga reagieren
oder etwa doch nicht??




Love Hina TV
Umfang: 26 Folgen, 9 DVDs
Best.-Nr.: KIBA-484 bis KIBA-492 (limited release mit Figur KIBA-9487 bis KIBA-9492), Vol. 3 mit Box
Preis: ¥5.775 / ¥7.875 (ca. 125 / 170 DM)
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Um diversen Fragen gleich vorzubeugen: Ich liebe den Manga zu Love Hina. Selten war ich von
einer Serie so begeistert. Und da verwundert es nicht, daß ich ungeduldig auf den Start von Love
Hina im TV gewartet habe. Als mich die ersten Folgen erreichten, konnte ich endlich meine Neugier
stillen:
Das Opening begann recht forsch. Doch was zunächst noch sehr schräg klang, entpuppte sich
schnell als ausgesprochen netter Song. Die Stimme schien auch irgendwie bekannt. Nur war die
Zuordnung in jenem Moment ausgesprochen schwierig, da man abgelenkt wurde, und zwar von den visuellen
Eindrücken. Kein Zweifel, es lief Love Hina, doch irgendwie schienen die Figuren verändert.
Das ansprechende Design von Akamatsu Ken mit seinen einfachen und klaren Zügen war klar
erkennbar, doch irgendwie schien es nicht dasselbe zu sein. Die Zeichnungen waren nur sehr sparsam
ausgeführt, was sich in einem veränderten Chara-Design niederschlug. Das Aufwendigste waren
manchmal nur die Hintergründe, diese sahen dann aber richtig klasse aus. Ein Meilenstein in der
Kunst der Animation ist Love Hina ebenfalls nicht. Da ist eher Sparflamme angesagt, was bei der
Umsetzung der Dynamik des Manga nicht gerade hilft. Doch der Gipfel von alldem: Was für eine
Geschichte wird hier überhaupt erzählt?
Urashima Keitarou zieht bei seinen Eltern aus und nimmt die Stelle als Verwalter des Hinata an,
dem Mädchenpensionat seiner Großmutter, das vorübergehend von seiner Tante geführt
wurde. Dort wohnt auch Narusegawa Naru, die er zuvor (!) in der Vorbereitungsschule der Toudai
getroffen hat. Sie gibt sich sehr unnahbar und explodiert bei leichtester Berührung. Die Reaktion
ist üblicherweise blanke Brutalität, die unseren Helden buchstäblich durch alle Wolken
(und Wände) schleudert. Trotzdem fühlt sich Naru sehr zu Keitarou hingezogen und zeigt ihm
das auch (!!).
Soweit ist es ja bekannt, aber das alles schon in der ersten Folge? Kommen Details nicht erst
später? Was ist mit der wunderbaren Debatte: Das ist ein Mädchenpensionat. Perverse
haben hier nichts zu suchen!. Im Manga hatte Keitarou außerdem zuvor noch
ah ja,
das kommt jetzt also danach. Da wurde aber recht übel gekürzt. Was sollen übrigens
die ganzen zusätzlichen Figuren? Die hat man doch im Manga auch nicht gebraucht. Und
überhaupt: Wieso hab´ ich nur das Gefühl, daß es in dieser Story hier viel mehr
darum geht, wie die Mädels mit Keitarou klarkommen? Im Manga war es doch eher umgekehrt. Apropos
Manga: Was ist übrigens mit dem ganzen Fanservice geschehen? Nach zwei Stunden noch immer nicht
der kleinste Zipfel eines Pantys zu sehen. Nicht, daß man so etwas unbedingt brauchen würde,
es hat aber auch nicht geschadet, oder? Unser armer Held muß aber immer noch seine obligatorische
Prügel von allen Seiten einstecken, na wenigstens etwas.
Der Aufbau der Episoden zeigt im wesentlichen wenig Zusammenhang. Es handelt sich eher um eine Aneinanderreihung
von Einzelepisoden, die zwar aufeinander aufbauen, jedoch keinen richtigen Handlungsfaden bilden. Dazu
kommen noch reine Füllfolgen (Kitsune als Detektiv), die außer der Location und den
Charakteren gar keinen Bezug zur Handlung geschweige denn zum Manga haben.
Ich bin zunächst erst einmal stark enttäuscht. Ob ich vielleicht viel zu subjektiv urteile?
Vielleicht muß man doch etwas genauer hinsehen: Zielgruppe des Mangas (erschienen bei Shounen
Magazine) sind Jungen von 12 bis 16, jedoch hat Love Hina, wie seinerzeit auch Kimagure Orange Road
(ebenfalls unter einem Shounen-Label erschienen), starke Resonanz bei weiblichen Lesern ausgelöst.
Das hat man sicher berücksichtigt, als man mit dem Anime begann. So scheint die Zielgruppe des
Anime wesentlich jünger und weiblich zu sein. Völlig unverständlich, denn Love Hina
läuft im Abendprogramm (mittwochs 22:30 Uhr). Aber das ist die einzige Erklärung, wieso man
z.B. den (harmlosen) Fanservice extrahiert hat, der im Manga häufig ein handlungstreibendes Element
darstellt. Völlig verzichten konnte man indes auf zwei-ein-deutige Szenen nicht, jedoch sind
diese so modifiziert, daß nur der Leser des Manga wirklich weiß, worum es
eigentlich geht. In späteren Folgen der Serie kommt man jedoch auch in den Genuß einiger
echter handlungstreibender Elemente.
Der Abspann erklärt dann weiteres: basiert auf Love Hina von Akamatsu Ken. Also doch
nur adaptiert. Es scheint sich in Japan durchgesetzt zu haben, daß man die Rechte zu einem Werk
fein säuberlich zerlegt und zur Umsetzung an verschiedene Stellen gibt. So ist natürlich
auch das geänderte Chara-Design zu erklären. Die Story mußte geändert werden,
damit man den komplexen Handlungsfaden des Manga wenigstens ansatzweise in die 26 Folgen der TV-Serie
packen konnte. Es scheint ein weiterer Trend bei heutigen Animeproduktionen zu sein, kein Risiko mit
langen Serien einzugehen. Meiner Meinung nach sind 26 Folgen viel zu wenig, Love Hina hat weitaus mehr
Potential, selbst wenn man sich nur auf die besten Episoden des Manga beschränkt hätte.
Aber vielleicht sollte man das alles nicht so negativ sehen. Trotz aller Unzulänglichkeiten ist
Love Hina durchaus sehenswert, wenn nicht gar eine der Top-Serien dieses Jahr. Man darf sie nur nicht
mit dem Manga vergleichen. Der gleiche Witz, zum Teil noch überdrehter und übertriebener
als im Manga (Chibi-Naru-Attack), wurde halt nur anders verpackt.
Auch akustisch ist Love Hina durchaus gelungen. Die Musik ist ansprechend, und die Stimmen passen zu
den Charakteren. Das ist nicht weiter verwunderlich, da man bekannte Seiyuu für die Hauptrollen
verpflichten konnte, wie Ueda Yuuji (Rurouni Kenshin, Nadesico, Fancy Lala) oder Horie Yui
(To Heart, Risky Safety). Nicht zuletzt weiß Hayashibara Megumi in der Rolle von Urashima
Haruka zu überzeugen. Ihre Stimme ist es auch, die mir im Opening (Sakura Saku) und auch im
Ending (Kimi Sae Ireba) so bekannt vorkam. Alles in allem kann man Love Hina durchaus empfehlen,
wenngleich man aber besonders die Manga-Liebhaber davor warnen sollte, vom Titel auf den Inhalt zu
schließen.
Stephan
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